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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0469
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DOKUMENTE ZUR SYNODE VI

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bringet vnnd machet, vnnd dan, als were aller dienst der oberkeyt nichs dann
schrecken vnnd straffen, die bede nit seind. Vnnd solte ein prediger des Euangelj,
der schon Doctor were, die sachen | 646 | besser ansehen, nit also leichtferig
paralogisieren, a ferundum quid ad simpliciter184. Dise frucht bringets aber, wan
mann christliche zucht widerfechten wille.
E. gn. lassen weiter lesen biß vff den buchstaben C185. Vnnser artickel leret, das
die oberen, so christen, auch Christum ob allem suchen sollen. Was wurt da jrrig
vermischet? wo heissen wir die prediger vff die pfaltz sitzen vnnd richten vnnd
dem ammeyster predigen? Soliche erbare doctores vnd prediger gibt es, wann
kein zucht noch ordnung ist. E. gn. lassen furtlesen biß vff den buchstaben D186.
Wie scharff ist dan der beschluß? D. Antoni schreibt in seinem anderen artickel:
sie achtens einen grossen jrthumb sagen oder leren, das sich die oberkeyt des
christlichen thuns gar nit beladen solle, jsts dann ein grosser jrthumb, so würt der
geyst, der sollichs leret, Christo, vnserem herren, zu wider sein. So dan got alle
gemeyne hendel der oberkeyt beuolhen vnnd diser geyst die selbige, wider gottes
wort, leret, sich christlichs thuns gar nit anzenemmen, wa jmm die oberkeyt volget,
würt sie je wider Christum handlen; dan da kein mittel ist, dan sie entweders auß
dem geyst Christj oder dem Satan regieren würt. Würt dan hiedurch nit alles guts
verstöret? Freilich, der den steurman beredt, das er das schiff ann einen stock oder
felsen fürete, dadurch es zerbreche vnnd vndergienge, den könde man je schelten,
er hette das schiff vnnd was drinnen verfüret. E. gn. lassen fürt lesen biß vff
d. Antonj einred wider vnseren anderen artickel.
Sollen dan nun die oberen den gröberen vnnd eusseren lasteren weren - wie,
das sie falscher lere vnnd verkerung der gesunden, welcheß | 647 | das aller
schadhafftest ist, nit wenden sollen? Vnnd so sie sollen verschaffen, das die from-
men nit beschediget werden, warumb sollen sie dan verderbung jrer selen durch
falsche lere nit auch abwenden? Oder ists weniger, wie Augustinus sagt, das man
got kein187 glauben haltent vnnd solichs lere, oder das das weib dem man keynen
glauben halte vnnd dazu angefuret werde188?
E. gn. lassen furt lesen die einred D. Antonj wider vnseren anderen artickel bis
vff den buchstaben b189.
Genedigen herren, sehen doch, was geysts diser doctor habe vnd wie billich es
t) add. über der Zeile.
184. S. oben. Anm. 98, S. 451.
185. Bericht, S. 30: »Die zwey rich oder regiment werdend jn disem artickel gar jrrig durch
einandren vermist ...«
186. Ebd.: »Darnach jst der beschluß mit gar scharffen worten gestellet. Nämlich, das deren
geist, die da wöllend, das die Oberkeit sich christlichs thuns gar nichts beladen sölle, ein wider-
wertiger geist syge« etc.
187. Auch in der Bedeutung: irgendeinen, einen.
188. Augustinus: De correctione Donatistarum. CSEL 57, S.19, Z.4f.: An fidem non servare
levius est animam Deo, quam feminam viro?
189. Bericht, S. 30f.: »Daruff hab ich gesagt, das söllichs anzeige gar einen kleinen schlechten
ja schier gantz nichtigen glouben jn vns ...«
 
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