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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0473
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DOKUMENTE ZUR SYNODE VI 469
das sy alles gotloß wesen vnd was der heylsameni lere christi entgegen ist, ab-
treybe.
| 652 | Jst das ernstlich aber doch verborgner weiß nach dem schwert ge-
griffen, einem ergeren Bapstumb raum gemachet, der oberkeit den gwalt genom-
men vnd vns in ehr vnd gewalt gesetzet, fromme leut mit tyranney zum höchsten
beschwäret, so thut diß alles er, D.Antoni auch. Richten Ewer G.
Jst aber das nit zu erbarmen, das sich diser mensch vor E. g. mit solichenj reden
darff hören lossen? Wir leren nit meer in disem dan er selb, vnd diß alle götliche
schrifft vermag. Die obren söllen der gottlosen freuel in widersprechen vnd leste-
ren des heiligen Euangeli wehren. Jst diß nun die lere gottes oder ist sy es nit?
Jst es die lere gottes nit, warumb setzet sy dann D.Antoni selb? Jst sy es aber, als
er, durch die warheyt gezwungen, selb hatt bekennen müssen, wie darff er sy also
lesteren vnd so fil graussam arger frucht dem guten boum zuschreiben!
Ja, schreibt er, Wenn ein gotsäliger, frommer mensch, der ein grossen eyfer zu
gott vnd götlicher warheit hette vnd könde doch nach fleissiger erforschung der
schrifft in seinem hertzen aller ding nit mit vns stymmen, widerspreche also vns
in ettlichem, er yrrete dann oder irrete nit, wie es dann bey im kein yrthumb wäre,
so müste es dennocht ein gotloser freuel vnd grosse lesterung sein, dem das
schwert billich weren solte.
Wie so? auß was vrsachen? Muß dan folgen, wenn wir ietz recht vnd gotsälig
leren, das ietzt oder hernaher die prediger hie alle gotsbößwicht vnd die obren
stocknarren oder auch schelmen mit den predigern werden, das die prediger leren
vnd die obren inen folgen, fürk gotlosen freuel zustraffen, das gotsälige, fromme
menschen, die zu Gott vnd seiner warheit grossen eyfer haben, noch fleissiger er-
forschung der schrifft annemen vnd bekennen? Kannl oder mag es auch gott-
losen freuel geben jn widersprechen vnd verlesteren desm | 653 | heylig Euangeli
Jesu christi, wenn gotsälige, fromme leut, die grossen eyfer zu gott vnd seiner
warheyt haben, die geschrifft fleissig erforschen? Der herr hatt doch zugesagt, wer
vmb seinen geist bitte, dem soll er gegeben werden202, wer die warheit warlich
suche, der finde sye.
Wo stoht dann in vnseren artickelen, das der ein gotlosen freuel begange, der
vns nit in allen dingen zufalle vnd mit vns stymme? in weltlichen sachen, wo man
also fülen, so sagte man, er wer böser alefantzo203. By disen Doctoren ists aber
eyfer fur die stadt vnd christliche freyheit. Haben die torechten Galater konden
erkennen, was das Euangeli christy sey, das sy dogegen ein Engel vom hymel, der
ym wydersprochen hette, haben verbannen sollen. Hat die gantze christenheit von
anfang konden wissen, was das Euangeli sey, das so fil tusent yr blut druber ver-
gossen haben, was hatt vns Pdann gottp versaget[?], das wir nit auch solten das
i) Text: heysamen. - j) gestr.: [?]. - k) add. über der Zeile.
l) gestr.: auch. - m) das [?]. - n) füre; korr. aus: füle [?].
o) korr. von B. am Rand aus: [?]. - p) korr. von B. am Rand aus: dann got [?].
202. Vgl.Lk 11, 13.
203. Possenreißerei, Betrug.
 
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