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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0497
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DOKUMENTE ZUR SYNODE VI

493

Der funfften fragen. Die prediger sollen allen raht gottes leren vnnd jeden zu
seinem ampt vermanen, Rom. 12 [7], 1.Corin. 12 [4 ff.], Eph.4[7ff.], Darumb auch
die obern, wann die hören wöllen vnnd nit sew oder hund sein. |691|
Nun so wir ansehen, das D. Antonj inn seinem anderen artickel gesetzet, mogen
wir, wie auch oben anzeyget, nit anders sehen, dann das er, getrungen durch die
warheyt, auch ja sage zu allen funff forgesetzten fragen. Dann werden die christen,
so inn der oberkeyt seind, hochsten fleiß vnnd ernst ankeren, das das Euangeli von
Christo, vnserem herren, den jren fleissigklich geprediget vnnd alles gotloß wesen
vnnd was der heylsamen lere Christj entgegen, gewehret vnnd abtriben werde,
vnnd darzu fleissiglich verschaffen, das auch ann außwendiger haußhaltung der
christlichen gemeyn gute ordnung328, so zu einem stillen, fridsamen vnnd got-
seligem leben dienstlich, auffgericht werden, welches alles d. Antonj mit disen
worten selb gesetzet hat, konden wirs anders nit verstohn, dann das die oberen
inn solichem zu furderung des reichs christi dienen. Dann wo das Euangelj von
vnserem h. jesu Christo geprediget wurdt vnd gute ordnung furgenommen, die
dazu dienen, das man still vnnd fridlich leben inn aller gotseligkeyt, wurt je das
reich gottes, das inn der gotseligkeyt staht, gefürderet. Thun dan die oberen
solichs, so sie christen seind, thund sie es eygentlich auß gottes gepot vnnd geyst,
denen sie in allem geleben, vnd wurt also allen predigern göttlichs worts gepu-
ren329, soliches zu leren vnnd dazu ermanen. Sollen dann die obern, so christen,
auch alles gotloß wesen vnnd was der heylsamen lere christj entgegen, wehren vnnd
abtreiben, werden sie warlich falsche lere auch straffen müssen. Also sehen wir,
so fil d. Antoni in worten dises seines artickels außtrucket, gar kein mißhelligung
mit vnns, vnnd findet sich inn disem allen über die fünff furgesetzten |692|
fragen auch by jm nichs dan Ja.
Aber inn seinem buch vnnd schrifft wider vnns, daz ists nit alleyn neyn vff alle
furgesetzten V fragen, sonder das ja muß jmm wider das Euangelj, aller alten
vnnd ietzigen christlichen [?] lerer, auch vnser selb lere hefftig zu wider sein vnnd
ein subteyle einfürunga eins newen vnnd ergeren Bapsthumbs, dann hievor ie
gewesen, vnnd was man böses erdencken kan.
Sein grundt, durch das gantze buch jmmer wider anzogen, ist der eynige: Das
reich christj staht inn hertzlicher frombkeyt, die mag nit erzwungen werden, das
haben wir selb sampt allen alten vnnd ietzigen lerern geleret, so staht der oberkeyt
ampt darinn, das sie eusserlich zwinge vnnd gleißner mache, konde keinen christen
machen. Darumb könde sie auch das reich christj nit forderen330, sollen sich auch
des, so zum reich Christj gehöret, als die lere des Euangelj ist, mit jrem ampt nit
annemmen vnnd die das ampt der lere füren, sollen sich jrer regierung auch nit
annemmen. Die prediger sollen auß geyst zu geystb handlen, die obern auß der
z) korr. aus: dan [?]. - a) gestr.: sein.
b) B.s Entwurf (f. 531 b): auß geyst und zum geyst.
328. Ordnungen (Plural).
329. Gebühren.
330. Fördern.
 
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