494
IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN
vernunfft zum eusseren friden; es seien zwei reich, ein geystlich vnnd welt-
lichs etc.
Hierauff antworten wir, das diß alles ist ein fehlschliessen, paralogismus ab eo,
quod est simpliciter ad id, quod secundum quid331. Darumb das der dienst der
oberkeyt nit mage die fromkeyt gantz vnnd ann jr selb geben, so schleusset er, sie
konde nichs überal darzu furderen oder dienen, das nun gar nit ist. Der prediger
kan für sich selb auch nit jns hertz, der Apotecker nit zumc haupt vnd anderen
innerlichen glideren, da die ge-| 693 | sundttheytd, der schulmeyster nit ins gemüt,
da die kunst sein muß, noch dienet der prediger zu hertzlicher frombkeyt vnnd
alle, die die predig des Euangelj furderen, der apoteker vnnd wurtzelgraber zu der
gesundtheyt, der schulmeyster, auch die rut zu der kunst imm gemüt. Das mögen
die kinder vernemmen.
Zum anderen so ist der oberkeyt ampt nit allein zwingen vnnd tringen, sonder
vil mehr mit guten gesetzen, ordnungen vnd auch anreitzungen füren vnnd zur
frombkeyt anleyten. Wie dann der zwang auch dazu diene, das man lust zum guten
überkomme332, wann das arg durch straff erleydet333 würdt, ist oben bewehret
vnnd gibt die erfarung an kinderen vnnd alten.
Das er vnns dann fil furwürffet, wir suchen den weltlichen armm für den armm
des herren, wöllen den glauben mit demm schwert erhalten vnnd die leut mit
zwang fromm machen, begeren, alle die als widerwertige dem Euangelio ge-
straffet zu werden, die vnns widersprechen, seind vntrewe alefäntz. Dann vnser
artickel das nit jnhalten, mag auch nit drauß gesc[h]lossen werden, darzu haben
wir inn erklärung der artickel, imm grösseren Synodo furgelesen, diß alles auß-
trucklich widersprochen, das D.Antonj, so er hette wöllen erbar handlen, vnns
nit solte das zumessen, da wir das gegenteil frei mit worten vnd schriften zeugen,
vnser meynung, eglaub vnd leree seinf?
Der ander sein grund ist: päpstler vnnd alle jrrigen verfechten jre irthumb mit
dem schwert; Christus vnnd die Apostel haben die jrthumb mit der krafft des
geysts abgetriben. darumb sol-| 694| len wir nit leren, das die oberen falsche lere
straffen. Da ist ein falsch furgethaner streit, assimilatus elenchus et paralogismus a
non caussa ut caussa334. Es folget nit, der papst vnnd Turcken verfolgen die war-
heyt mit dem schwert, darumb sollen die christen nit jrthumb mit dem schwert
straffen vnnd von den jren abtreiben oder christus vnnd die Apostolen haben dazu
keinen oberen ermanet, darumb sollen wir auch keynen dazu ermanen, dann sie
keine gehapt, die sich der gehorsame des glaubens ergeben, So vnns got soliche
c) B.s Entwurf (f. 531b): zum hertzen, haupt und anderen ynnerlichen glideren.
d) B.s Entwurf (f. 531b) add.: sein muß (von Hubert gestr.).
e) -e) add. von B. am Rand.
f) gestr.: unnd das wir als fest als er selb verdammen (vgl. B.s Entwurf, f. 532a)
331. S. oben Anm. 98.
332. Erhalte.
333. Verleidet.
334. S. oben Anm. 63.99.
IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN
vernunfft zum eusseren friden; es seien zwei reich, ein geystlich vnnd welt-
lichs etc.
Hierauff antworten wir, das diß alles ist ein fehlschliessen, paralogismus ab eo,
quod est simpliciter ad id, quod secundum quid331. Darumb das der dienst der
oberkeyt nit mage die fromkeyt gantz vnnd ann jr selb geben, so schleusset er, sie
konde nichs überal darzu furderen oder dienen, das nun gar nit ist. Der prediger
kan für sich selb auch nit jns hertz, der Apotecker nit zumc haupt vnd anderen
innerlichen glideren, da die ge-| 693 | sundttheytd, der schulmeyster nit ins gemüt,
da die kunst sein muß, noch dienet der prediger zu hertzlicher frombkeyt vnnd
alle, die die predig des Euangelj furderen, der apoteker vnnd wurtzelgraber zu der
gesundtheyt, der schulmeyster, auch die rut zu der kunst imm gemüt. Das mögen
die kinder vernemmen.
Zum anderen so ist der oberkeyt ampt nit allein zwingen vnnd tringen, sonder
vil mehr mit guten gesetzen, ordnungen vnd auch anreitzungen füren vnnd zur
frombkeyt anleyten. Wie dann der zwang auch dazu diene, das man lust zum guten
überkomme332, wann das arg durch straff erleydet333 würdt, ist oben bewehret
vnnd gibt die erfarung an kinderen vnnd alten.
Das er vnns dann fil furwürffet, wir suchen den weltlichen armm für den armm
des herren, wöllen den glauben mit demm schwert erhalten vnnd die leut mit
zwang fromm machen, begeren, alle die als widerwertige dem Euangelio ge-
straffet zu werden, die vnns widersprechen, seind vntrewe alefäntz. Dann vnser
artickel das nit jnhalten, mag auch nit drauß gesc[h]lossen werden, darzu haben
wir inn erklärung der artickel, imm grösseren Synodo furgelesen, diß alles auß-
trucklich widersprochen, das D.Antonj, so er hette wöllen erbar handlen, vnns
nit solte das zumessen, da wir das gegenteil frei mit worten vnd schriften zeugen,
vnser meynung, eglaub vnd leree seinf?
Der ander sein grund ist: päpstler vnnd alle jrrigen verfechten jre irthumb mit
dem schwert; Christus vnnd die Apostel haben die jrthumb mit der krafft des
geysts abgetriben. darumb sol-| 694| len wir nit leren, das die oberen falsche lere
straffen. Da ist ein falsch furgethaner streit, assimilatus elenchus et paralogismus a
non caussa ut caussa334. Es folget nit, der papst vnnd Turcken verfolgen die war-
heyt mit dem schwert, darumb sollen die christen nit jrthumb mit dem schwert
straffen vnnd von den jren abtreiben oder christus vnnd die Apostolen haben dazu
keinen oberen ermanet, darumb sollen wir auch keynen dazu ermanen, dann sie
keine gehapt, die sich der gehorsame des glaubens ergeben, So vnns got soliche
c) B.s Entwurf (f. 531b): zum hertzen, haupt und anderen ynnerlichen glideren.
d) B.s Entwurf (f. 531b) add.: sein muß (von Hubert gestr.).
e) -e) add. von B. am Rand.
f) gestr.: unnd das wir als fest als er selb verdammen (vgl. B.s Entwurf, f. 532a)
331. S. oben Anm. 98.
332. Erhalte.
333. Verleidet.
334. S. oben Anm. 63.99.