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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0500
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IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN

got wisse die aller beste weiß, |696| was zu straffen oder mit was leise vnnd
herbe zu straffenn. Der herre habe zugesagt seinen guten geyst allen, die jn drumb
bitten, ivmb deni sollen sie bitten, das sie inn allem die rechte maß treffen.
D.Antonj ann der zal 67 gestaht339, das man gotslesterung straffen solle, so
mutwillig geschicht, da menglich sehen möge, das sie nit kommet auß mißver-
stand einiges Spruchs gotlicher schrift, sonder auß eygner, mutwilliger boßheyt
zu zerruttung der gantzen gemeyn. Wann ist aber die sach also gestalt inn denen
dingen falscher lere vnnd gottes dienst, das menglich sehen möge, das es werde
auß eygner, mutwilliger boßheyt furgenommen zu zerrüttung gantzer gemeyn
vnnd nit auß mißverstandt der schrifft oder sust falscher beredung götlichs wil-
lens. Der Juden streben fil druff, die gantze Bibel seie fur sie. Die Mahumetischen
wollen alt vnd new testament bede fur sie sein, was vnsinnigkeyt die Montaner340
hatten, bestettigeten sie alle damit: Der paracletus würt euch inn alle warheyt
furen340a; Dann sie wolten, jr Montanus were der selbige paracletus, vom herren
verheyssen; Damit dan auchj der Mahomet sein gotslesterungk inn die welt bracht
hat. Claus frei341 hat den spruch für sich: Ziehet nit an einem joch mit den vn-
gleubigen. Der teuffer, der zu Eßlingen sein weib mit füssen zu todt getretten
hat342, warffe für, sie hette gesundiget, er müßte sie dem Satan ergeben zum todt
des fleyschs, damit der geyst selig wurde. Der seinem bruder den kopff zu S. gallen
abhüwe343, der hat geschrifft. Man solle gottes willen thun, es treffe an, wen es
wölle; dann |697 | wer seinen brüder, vatter vnd muter nitl hasset, der mage nit
Christj junger sein344. Das weibm345, das da wolt Christus selb sein, vnd zwelf
junger vmbfuret, jch lebe nit, es lebet inn mir Christus346. Es beweisen sich auch
alle jrrigen, so tratzlich vnnd ernstlich leiden, so fil darob, juden, Mahumetische
vnnd alle ketzer, wie auch vor zeiten die heyden, geben sich so trestlich347 inn
todt, das gar wenig seind, die nit ein eyfer mit vnwissen solichen zugeben konden.
i)-i) korr. von B. aus: von dem (vgl. B.s Entwurf, f. 534a). - j) add. von B.
k) gestr. von B.: auch alle (vgl. B.s Entwurf, f. 534b). - l) add. von B.
m) Randbemerkung in B.s Entwurf von unbekannter Hand: ex alto her. Zu hechtensterg
8 wochen mat 12 junger umher zogen, danach in hafftung zu S. Gallen kommen, und drey mal die
ketten an und abgethan, in grosser abstinentz gelebt ist wider zu jr selb kommen, hat ein anderen
man Her Joh. Guldin, der auch jr junger gewesen.
339. Bericht, S.67: »Hie wölle nyemandt myn meynung der massen vßlegen oder versten, als
ob jeh da mit begärte von straff der Oberkeit zeerretten, die vffenlichen gottslesterer ...«
340. Montanisten, Anhänger einer im 2. Jahrhundert in Phrygien aufgebrochenen eschatolo-
gisch-rigoristischen Bewegung.
340a. Vgl. Jo 16,13.
341. Klaus Frey aus Windsheim, Täufer, Bruder des Rottenburger Ratsherrn Bartholomäus
Frey, 1534 wegen Bigamie ertränkt. Vgl. 2Kor6,14.
342. Diese Geschichte kam auch beim Verhör Hoffmans zur Sprache (29.Mai 1533); vgl.
Täuferakten 8, Nr.368, S. 18.
343. Thomas Schugger. S.Täuferakten, a.a.O.
344. Vgl.Lk 14, 26.
34). Verena Baumann von Appenzell; vgl.E.Egli: Die St.Galler Täufer. 1887. S.44f.
346. Gal 2,20.
347. Getröstet, freudig.
 
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