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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0512
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508

IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN

gemeyn inn gemeinen almusen vnnd hülff der durfftigen. Da haben die prediger
v.herren ermanet, sytemal sie wissen, wie schmal29 es zugaht, das sie hierinnx ein
vätterlichs, getrewlichs einseheny thun, auchz ordnungen fürnemmen vnnd ob den
gesetzten baß hielten, das doch der bettler nita so vil wurdenb, nit jeder also seins
mutwillens nit allein das sein, sonder offt mehr darumb sie andere mit lehnen30 5
betriegen, verschwendet, das auch dem täglich zu laufenden gesind bas ingesehen
wurdec, die ordnung, vff die zünfft des halb gegebend, ist zum gespöt worden, von
etlichen zunfften nie angefangen zu haltenn. |135 a|Were auch gut, das etwan
rechtgotsforchtige vnnd verstendigee leut dazu geordnet würden, das man etwas
die notturfft der armenf, gso durch den Spital oder andere almusen zuuerseheng, 10
baß erkennete vnnd reichlicher versehen mochteh. Mann solle ie bewysen, das
vnns die liebe Christi zu diser enderung vnnd abthuung der kloster vnnd anders
getribenn habe.
Zum neunden, wie warer glaub sich imm werck der liebe vnd hulf der dorff-
tigen furnemlich eyget31, also brichet er auch gewaltig auß inn warem eifer wider 15
die laster32. Da ist auch grosser fehl vnnd mangel hie, die Constitution würt doch
so freuenlich auch inn bysein vnnd zusehen vnser herren ubertretten, Die juget
vnnd der gemeyn hauff dadurch jämerlich verergeret33. Hermanen die prediger
vnsere h., sie wöllen gedencken, das sie gottes gericht vnnd das bese niti nur ein
wenig anzuregenn, sonder gentzlich abzutreiben verwaltigen sollen. Das ist gottes 20
gespottet, da man weiß, das man fur vnnd fur ergerlichj lebet, vnnd wil nicht meer
wissen, dann eben dem buchstaben nachk erfunden wurt. Wievil konde man auch
erfaren, wolte man? Nunl spricht aber got: Verfluchet sei der, der das werck
gottes betruglich thut34, so seind deren leyder so vil hie, da mann weis, das sie nur
zu schand vnnd lasterm leben, die solte man nach dem gepot gottesn auß dem volck 25
gottes thun. Nun warlich, wann die oberkeyt inn der straff farlessig ist, so kommen
die schweren, grossen, erschrocklicheno straffen vnnd plagen gottes über die
gantze gemeyn. Exempel: pimm Eli35 vnd inn vilennp liederl[ichen] köngen got-

x) gestr.: zu helffen B. - y) eynsehen. korr. aus: eynsehung B.
z) korr. aus: Die B. - a) add. über der Zeile, fehlt B.
b) werden B. - c) gestr.: auch verschaffet, das leut weren, die B.
d) geben B. - e) gestr.: darob B. - f) gestr.: mochte B.
g)-g) add. am Rand. - h) möchte, korr. aus: werden, wurde B.
i) gestr.: nur [?] einwendig [?] nit; fehlt B. - j) strefflich B.
k) add. über der Zeile, steht B. - l) gestr.: ist B.
m) gestr.: vnd anreytzung filer torichten leren sich B.
n) gestr.: her, steht B. - o) erschrocken B.
p)-p) korr. aus: in vilen vnnd. B. hat ursprünglich: yn gottlosen königen.
29. Dürftig.
30. Leihen.
31. Zeigt, offenbart.
32. Constitution [Marg.].
33. Wörtlich: arg, böse gemacht.
34. Jer48,10.
35. Vgl. I Sam2,12ff.; vgl. I Sam4,12ff.
 
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