AN DIE FRATRES ZUBRINGEN (1536)
163
44 r . st Nach u solchen 1 worten v , die des orts gelten mochten w vnd darbey der gschrifft
gemeß seind, x sagten wir x , das es alles daran gelegen sein wolte, das D. Luthernt gnug
geschehe vnd jm der argwon von vns wurde hingenomen, so wolten wir dis so not-
wendig werck der Concordj (nach so vil schweren anstossen, muhe vnd kosten) gern
ein mal zum ende bringen, das gott gefellig were. Also haben wir recht bewilgt, einen
artickel in diser sach, den sie selber gestellet, anzunemen, damit wir sie ja nicht versto-
reten vnd wider verwirreten 2 in dem guten verstand, den sie von vnser haltung auß
vnseren worten vernomen hetten a191 . Dann M. Philippus auch vnsere kirchen in dem
mit trewen bedacht hat so vil, b das diß b orts mochte mit besserung geschehen c192 .
45 193 . D. Luthern ist es alles darumb zuthun, das wir in worten des Herrn, Nemend^,
vnd kirchen Confessionen darzu nun sunst ouch so vil schrifften vnd articul jn diser sachen
gestellet sind, an wölchen sy zuuor ain vernügen gehapt vnnd bevorab, so wir doch alle ouch der
fürsten Confession vnd apologi angenommen haben. Jedoch wyl diser articul kain schließ articul
sin sölte, ouch nit publiciert werden, sonder sölte allain vns by D. Luther vnd den sinen ain
zügnus sin, das wir jn worten der schrifften vnd vor vßgegangnen Confessionen kainen alefantz
brucheten, sonder haben vns der ainfaltigen waren verstand vnd den verdacht, der gegen vns vß
vor anzaigten vrsachen by D. Luther vnd durch jn zu hoff vnd allenthalb so treffenlich wider
erweckt ware, hinnemmen. Vß disen vrsachen köndten wir vns ja nit wegeren, ouch schrifftlich
zu bekennefn], das wir muntlich bekennet hetten vnd das selbig mit D (der Text steht auf den
Seiten 105 a und ma-b; dazwischen befindet sich ein Einschub, in dem die beschlossenen
Artikel behandelt werden).
r) gestr.: Expositio. — s) —s) fehlt B, Anschluß: 274a, Z. 8.
t) —t) korr. aus: Solchen. — u) fehit C, D. — v) add.: Expositio C. — w) mochten C.
x) —x) korr. aus: wir sagten; wir sagen [korr. aus: sahen] C; wir sahen D.
y) add.: vnd andern D. — z) verierreten C, D. — a) hatten C.
b) —b) als des D. — c) beschehen D. — d) korr. aus: Nemet; Nemmet C, D.
191. Melanchthon glaubte trotz allem noch immer nicht an die Versöhnung. Er schrieb noch
am selben Tag an Baumgartner, daß es trotz der Tatsache, daß die Gäste ihre Meinung »umgebo-
gen« hätten, wohl zu keinem Vertrag kommen werde; »die Ursachen kannst Du leicht erraten«
(CR Mel 3, Sp. 74).
192. Schwierige Satzkonstruktion; Sinn: Melanchthon sei den Oberländern bei der Formu-
lierung der Artikel entgegengekommen, sovil als unter den gegebenen Umständen zur Besse-
rung möglich war. mit trewen = beteuert, s. Fischer 2, Sp. 373; diß orts = zum Abschluß, Fischer
5, Sp. 83.
193. Ab hier unterbricht B. die protokollarische Darstellung und wendet sich erneut der
Hauptfrage der Abendmahlskontroverse zu. Dafür fehlt jegliche Berichterstattung über Freitag,
den 26. Mai. Dies ist um so erstaunlicher, weil gerade an diesem Tag — teilweise auch an dem
folgenden Samstag — ausführlich über die Befugnisse der weltlichen Obrigkeit in causa religionis
diskutiert wurde. Vgl. Myconius’ Bericht bei Wigand, S. 355 b und — ausführlicher — die Mittei-
lungen des Augsburger Predigers Wolfgang Musculus bei Kolde, Analecta, S. 224f. Diese
Diskussion, bei der die Augsburger Probleme, über die Luther durch das von Capito und Bucer
überbrachte Schreiben des Predigers Johannes Forster (s. Germann, a.a.O., S. 136) bestens
informiert war, mündete ebenfalls ein in einige Artikel de Magistratu, denen sie zustimmten,
welche aber lediglich die Wittenberger unterzeichneten. So Myconius: Sed sequenti die (Sams-
tag, 27. Mai) oblatum est illis scriptum de Magistratus auctoritate, quod probaverunt, sed tantum
subscriptum est Lutheri, Pomerani, Philippi, Crucigeri nomen (Wigand, 5.355b). Musculus
erwähnt, wie B. ausführlich auf die schwierige Lage in Augsburg einging und hierbei seine
Auffassung über das Jus Reformationis der weltlichen Obrigkeit, die das merum imperium
innehat, darstellt (Kolde, Analecta, a.a.O.). Gedruckt liegt das Scriptum de Magistratu vor bei
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44 r . st Nach u solchen 1 worten v , die des orts gelten mochten w vnd darbey der gschrifft
gemeß seind, x sagten wir x , das es alles daran gelegen sein wolte, das D. Luthernt gnug
geschehe vnd jm der argwon von vns wurde hingenomen, so wolten wir dis so not-
wendig werck der Concordj (nach so vil schweren anstossen, muhe vnd kosten) gern
ein mal zum ende bringen, das gott gefellig were. Also haben wir recht bewilgt, einen
artickel in diser sach, den sie selber gestellet, anzunemen, damit wir sie ja nicht versto-
reten vnd wider verwirreten 2 in dem guten verstand, den sie von vnser haltung auß
vnseren worten vernomen hetten a191 . Dann M. Philippus auch vnsere kirchen in dem
mit trewen bedacht hat so vil, b das diß b orts mochte mit besserung geschehen c192 .
45 193 . D. Luthern ist es alles darumb zuthun, das wir in worten des Herrn, Nemend^,
vnd kirchen Confessionen darzu nun sunst ouch so vil schrifften vnd articul jn diser sachen
gestellet sind, an wölchen sy zuuor ain vernügen gehapt vnnd bevorab, so wir doch alle ouch der
fürsten Confession vnd apologi angenommen haben. Jedoch wyl diser articul kain schließ articul
sin sölte, ouch nit publiciert werden, sonder sölte allain vns by D. Luther vnd den sinen ain
zügnus sin, das wir jn worten der schrifften vnd vor vßgegangnen Confessionen kainen alefantz
brucheten, sonder haben vns der ainfaltigen waren verstand vnd den verdacht, der gegen vns vß
vor anzaigten vrsachen by D. Luther vnd durch jn zu hoff vnd allenthalb so treffenlich wider
erweckt ware, hinnemmen. Vß disen vrsachen köndten wir vns ja nit wegeren, ouch schrifftlich
zu bekennefn], das wir muntlich bekennet hetten vnd das selbig mit D (der Text steht auf den
Seiten 105 a und ma-b; dazwischen befindet sich ein Einschub, in dem die beschlossenen
Artikel behandelt werden).
r) gestr.: Expositio. — s) —s) fehlt B, Anschluß: 274a, Z. 8.
t) —t) korr. aus: Solchen. — u) fehit C, D. — v) add.: Expositio C. — w) mochten C.
x) —x) korr. aus: wir sagten; wir sagen [korr. aus: sahen] C; wir sahen D.
y) add.: vnd andern D. — z) verierreten C, D. — a) hatten C.
b) —b) als des D. — c) beschehen D. — d) korr. aus: Nemet; Nemmet C, D.
191. Melanchthon glaubte trotz allem noch immer nicht an die Versöhnung. Er schrieb noch
am selben Tag an Baumgartner, daß es trotz der Tatsache, daß die Gäste ihre Meinung »umgebo-
gen« hätten, wohl zu keinem Vertrag kommen werde; »die Ursachen kannst Du leicht erraten«
(CR Mel 3, Sp. 74).
192. Schwierige Satzkonstruktion; Sinn: Melanchthon sei den Oberländern bei der Formu-
lierung der Artikel entgegengekommen, sovil als unter den gegebenen Umständen zur Besse-
rung möglich war. mit trewen = beteuert, s. Fischer 2, Sp. 373; diß orts = zum Abschluß, Fischer
5, Sp. 83.
193. Ab hier unterbricht B. die protokollarische Darstellung und wendet sich erneut der
Hauptfrage der Abendmahlskontroverse zu. Dafür fehlt jegliche Berichterstattung über Freitag,
den 26. Mai. Dies ist um so erstaunlicher, weil gerade an diesem Tag — teilweise auch an dem
folgenden Samstag — ausführlich über die Befugnisse der weltlichen Obrigkeit in causa religionis
diskutiert wurde. Vgl. Myconius’ Bericht bei Wigand, S. 355 b und — ausführlicher — die Mittei-
lungen des Augsburger Predigers Wolfgang Musculus bei Kolde, Analecta, S. 224f. Diese
Diskussion, bei der die Augsburger Probleme, über die Luther durch das von Capito und Bucer
überbrachte Schreiben des Predigers Johannes Forster (s. Germann, a.a.O., S. 136) bestens
informiert war, mündete ebenfalls ein in einige Artikel de Magistratu, denen sie zustimmten,
welche aber lediglich die Wittenberger unterzeichneten. So Myconius: Sed sequenti die (Sams-
tag, 27. Mai) oblatum est illis scriptum de Magistratus auctoritate, quod probaverunt, sed tantum
subscriptum est Lutheri, Pomerani, Philippi, Crucigeri nomen (Wigand, 5.355b). Musculus
erwähnt, wie B. ausführlich auf die schwierige Lage in Augsburg einging und hierbei seine
Auffassung über das Jus Reformationis der weltlichen Obrigkeit, die das merum imperium
innehat, darstellt (Kolde, Analecta, a.a.O.). Gedruckt liegt das Scriptum de Magistratu vor bei