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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Stupperich, Robert [Bearb.]; Kroon, Marijn de [Bearb.]; Rudolph, Hartmut [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,1): Wittenberger Konkordie (1536) — Gütersloh, 1988

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https://doi.org/10.11588/diglit.29831#0313
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RETRACTATIONES DEUTSCH (1537)

3°9
Dann so man sagte vnd bestritte 21 , das brott were der leib christi wesentlich vnd leiblich,
besorget ich, es brechte die meinung in die leut, als ob das brott vnd der leib christi mit einander
inn ein naturlich wesen kemenn. Wan man dan sagte, der leib christi wurde in brot leiblich
geessen, duchte mich, dise wort wolten den leib christi in das brot reümlich einschliessen. Vnd
5 wann gesagt wurde, das sacrament stercket die gewissen vnd mehret den glauben, hat ich sorg,
man gebe damit dem papstlichen irthumb anlaß, wider einher zuschleichen, das die leut wider bey
dem sacrament trost vnd heil sücheten one glauben 22 .
Nun bekenne ich aber frey, das diser mein eyfer vnszeitig gesin 23 ist vnd das ich das
furtreffen 24 deren, durch welcher dienst vns das h. Euangeli zum ersten wider rein vnd
10 lauter zükommen ist, als M. Luthers vnd ettlicher anderen, nit recht hab angesehen,
noch gnügsam' vor augen gehabt.
Es hatt ie 25 der herre D. Luthern zu einem solichen werckzeug seines reichs erwelet vnd
geprauchet von anfang biß vff den heutigen tag, das doch ie kein anderer ist, durch den das
widerchristenthumb in Bapstlichen abgottereyen vnd in anderen gleißnereyen 26 vnd verwurrun-
15 gen weiter vnd gewaltiger zerstoret vnd abgetribeni vnd dagegen der ware, reine glaub, der alle
fromkeit vnd saligkeit bey dem einigen christo süchet k , herlicher vnd mit großerem furgang inn
so fil konigreich vnd land geprediget vnd gefürdert 1 worden ist.
| 219 a | auch [habe ich] nit wol betrachtet den schaden vnd nachteyl, welchen die
kirche christi auß solcher grossen zwytracht der diener des h. Euangeli empfangen
20 hatt.
Diser schad vnd nachteil der kirchen ist doch so erschrocklich vnd reichet so weit, das wir
solten ee barfüß vber dornen zusammen geloffen sein, vnd wan wir gleich 27 dreistet 28 so weit von
einander gesein weren vnd mit einander alles das versücht vnd vnderstanden haben, das vns gott
ie 29 gabe, do mit wir im herren hetten mogen einerley gesinnet sein vnd reden von den geheym-
25 nussen vnser[s] m heils, Ee wir mit so n ernstlichem schreiben vnd schelten den lieblichen, gluck-
saeligen auffgang des h. Euangeli allenthalben hetten, so iamerlich lassen betruben vnd zu
ruckgtryben werden.
Dann sunst wurde ich vff ein andere weiß furgenommen haben, die vnschuldigen zü
vertadigen vnd vnrechte meinungen zu verhieten.
i) add. ü. d. Z.
j) gestr.: worden ist.
k) korr. aus: suchen.
l) korr. aus: gefordert.
m) unleserlich, am Zeilenrand korrupt.
n) gestr.: erp.
21. Dafür stritte, dafür eintrete.
22. B. faßt noch einmal die Haupteinwände der Oberländer und besonders der Eidgenossen
zusammen. Hierbei nimmt er klar Bezug auf die Abneigung der Schweizer gegen die Auffassung,
das äußere Werk könne Heil vermitteln (s. auch oben Anm. 20).
23. Gewesen.
24. Das Übertreffen, die Vorzüglichkeit; Grimm 4,1,1, Sp. 912.
25. Von jeher, noch immer.
26. Heuchelei, listige Verstellung; Grimm 4,1,4, Sp. 8314ff.
27. Wenngleich wir auch.
28. Dreimal; Fischer 2, Sp. 364 (s.v. drei-stund).
29. Jemals, jeweils.
 
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