Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Stupperich, Robert [Bearb.]; Kroon, Marijn de [Bearb.]; Rudolph, Hartmut [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,1): Wittenberger Konkordie (1536) — Gütersloh, 1988

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29831#0345
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
RETRACTATIONES DEUTSCH (1537)

341

die gaben gottes nirgent verachteten, wie dann | 229 b | disen menneren nit geringe
gaben verlauhen165 sind, vnd furnemlich D. Oecolampadio, wie das seine schrifften
gnugsam zeigen166.
166aDarumb gedencke ich hie besonders D. Oecolampadij, das er mehr bucher vber die
Biblischen schrifften hat lassen außgehn, die gar mit grossem nutz mogen gelesen werden, deren
halben er auch bei anderen nationen weiter bekant ist.
Nun wollen wir vns wider zu dem Euangelistenn167 keren vnd diss ort von dem
h. nachtmal außtragen vnd erklaren, wie sich ietzunder mein gewissen vnd ongezweif-
felter glaub haltet, wie wir auch geleret werden auß dem wort des herren selb mit
zustimmen vnd gehelle168, auch brauch der elteren vnd besseren kirchen169; der herre
benemme den seinen allen allen zanck, auch allen vnzeitigen gunst vnd verdruß der
menschen vnd verleihe vns, das wir seine warheit beide warlich vffnemen vnd fassen
vnd auch glucklich lehren vnd furderen. Amen.
Jesus nam das brot vnd dancket vnd brachsxlü. Von altem her haben die Juden den
brauch, das, wan man zu tisch gesessen, der haußvatter oder wer sust ob dem tisch der
wurdiger geachtet ist, vor allen das | 230a | brot in seine hend nimmet, saget dem
herren danck, brichets vnd teilet die stucklin den beisitzenden tischgenossen auß, das
sie das selbige brot zu anfang des essens, ee sie etwas anders versuchen, gleich als auß
der hend des herren empfahen vnd niessen. Dergleichen thut der haußvatter oder sunst
der furnemist am tisch auch zu end der malzeit mit dem trinckgeschirr. Nimmets in die

hier auf seine eigenen Schriften bezieht, wird die gedankliche Nähe zu den Schweizer Reforma-
toren betont.
165. Verliehen.
166. B. dürfte in diesem Zusammenhang besonders Oekolampads De genuina verborum
Domini ... expositione liber. Basel 1525 und den Dialogus von 1530 vor Augen gehabt haben.
Besonders als Kenner der Kirchenväter hatte sich der Schweizer einen Namen gemacht. Vgl.
E. Staehelin: Das theologische Lebenswerk Johannes Oekolampads. In: QFRG 21. Leipzig 1939.
Nachdruck New York, London 1971. S. 396 — 410 (14. Kap. Die Vorlesungen und Kommen-
tare).
166a. ingeschlossen. Diß sollte hie neben stohn als ein bericht des, so vor geset^et ist. [Marg.].
167. Die Berichte der Evangelien.
168. Übereinstimmung.
169. Das Interesse B.s für die alte Kirche, die ecclesia purior, kennzeichnet die 3. Aufl. des
Evangelienkommentars des Straßburgers. Er begründet diesen im gewissen Maße »konservati-
ven« Zug dieser Edition im Widmungsschreiben an den Bischof von Hereford, Edward Fox;
a.a.O., S. *2b: prisca Ecclesia ... sancta uetustas et publicus credentium per tot secula consensus;
S. *3a: sanctior Ecclesia ... ex sanctis ueterum traditionibus ... etc. B. bezeichnet diesen korrigie-
renden Zug in der Neuauflage seines Kommentars als enarrationum mearum retractationem,
S. *2b. Vgl. auch Lang, S. 82f. und G. Hammann, a. a. O., S. 415 f.
170. Mt 26,26 par (in größeren Buchstaben geschrieben). Vgl. zum Folgenden: J. Jeremias in:
ThW 5, S. 895—903 und P. Billerbeck: Kommentar zum Neuen Testament aus Talmud und
Midrasch. Bd. 4, S. 41—76 (Vierter Exkurs). Möglicherweise kannte B. die rabbinische Bibel von
Daniel Bomberg, mit Hilfe des Jakob ben Chajim 1524/25 in Venedig herausgegeben. s. B. Reicke:
Die zehn Worte in Geschichte und Gegenwart. Tübingen 1973. Maßgebend für den Ritus des
jüdischen Passa ist bis heute der Mischnatraktat Pesachim 10. Die Liturgie des Mahles bildete
sich noch in vorchr. Zeit in Grundzügen heraus; vgl. J. Jeremias, a.a.O., S. 897 und P. Billerbeck,
a.a.O., S. 56 — 74.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften