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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,2): Zum Ius reformationis: Obrigkeitsschriften aus dem Jahre 1535 ... — Gütersloh, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.29832#0041
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VOM AMPT DER OBERKAIT

37

schaflin Christi wider in gewalt stellen der waren Antichristen85, das ist deren, die mit
leer und leben wider Christum handlen, als das laider in allem thun der gemainen
Bischoff, zum aller erschrocklichesten aber bey dem Bapst gesehen wirt.
Nun sollen wir überal zu allen taylen nieman ergern, weder die, so ins Bapsts tyran-
; ney noch gefangen seind und sich etwan duncken lassen, wir verhinderen ire erlosung
und gemainer kirchen reformation mit unserem unzeytigen neweren, Noch die, so Got
von Bapstlicher tyranney errettet hat und fürchten, man wolle sy wider von der frey-
hait des reichs Christi in gfengknuß der widerchristischen Tyranney furen, die dann
laider zuvil offentlich in allem Bapstlichem thun befunden wirt.
io Damit dann menigklich86 sehe, das wir warlich zu allem Christlichem friden von
hertzen genaigt seind und aber doch in kainem weg zugeben wolten, das under dem
scheyn solchs Christlichen fridens der widerchristlichen Tyranney irget weder stattge-
ben wurde oder die, da sy noch fürgeht, bestatigen, So vernimm, Christlicher leser, in
kurtzem, warauf mir — und on zweifel mit mir vilen recht Christglaubigen hertzen -
i; dise sach stande.
87Erstlich, welche Christum, unseren Herren, in warem, lebendigem glauben als iren
ainigen hailand erkennen und anrüffen, mit denen wollen wir im Herrn waren Christli-
chen friden halten, wie gebrechlich es ymmermer um sy stande. Welche aber disen
glauben verleügnen, wie in alle die verleügnen, so in bekannten lastern ligen, die S.
20 Pau[lus] i.Cor. 5. und 6. Ephe. 5 [3 — 6] und anderstwa erzelet, wie dise kainen tail an
Christo und seinem reych haben, also mügen wir j [H 4 a] | auch mit solchen Christli-
che ainigkait und gmainschaft nit haben.
88Zum andren, sovil die ordnung der diener Christlicher kirchen belanget, wa
ymmer die waren, die für wenig oder vil Kirchen Christliche sorg tragen und zum hail
2; der kinder Gottes arbaiten wolten und kündten, wie das Paulus und andre Apostel
gethon haben und solch ampt i.Timo. 3[1—13] und Tit. 3[8 —11] beschriben ist, denen
wolten wir zwyfache ehr89 und alle gehorsam laisten. Wa man sich aber ainigs gewalts
wille anmassen, der nit zur aufbawung der Kirchen Christi gebrauchet wirt, waißt man
wol, das die diener Christi kainen gewalt haben dann nur zur besserung, 2. Cor. io[8],
30 90Zum dritten, was breüch, ordnung und Ceremonien ymmermehr zur aufbawung91
der waren gottsaligkait dienen mügen, die wollen wir gern annemen und halten;
welche aber die verhinderen mochten, welcher Christ kan uns die begeren aufzutre-
chen92? So ist in solchem allweg fleissig zu sehen auff yeder zeyt- stett- und personen
gelegenhait. Darumb auch die h. Apostel in solchem allweg den Kirchen Christi ire
3; freyhait gelassen haben.

85. Vgl. dazu H. Preuß: Der Antichrist. In: Biblische Zeit- und Streitfragen 5. Heft 4. Berlin
1909. Dort wird ein allgemeiner Überblick über den Begriff des Antichristen gegeben.
86. Manch einer.
87. Welche leüte c(ur Kirchen Christigehoren. [Marg.].
88. Welche rechte Bischoff. [Marg.].
89. Anspielung auf 1 Tim 5,17.
90. Welche Christliche Ceremonien. [Marg.].
91. Vgl. oben Anm. 80.
92. Trechen = ziehen. Hier: aufbürden, aufdrängen.
 
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