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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,2): Zum Ius reformationis: Obrigkeitsschriften aus dem Jahre 1535 ... — Gütersloh, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.29832#0058
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OBRIGKEITSSCHRIFTEN

in deren zü allem güten ymmer wachsen und zünemen. Und das hiezü yeder sovil thate
und helffe, sovil yedem von Gott befolhen; dadurch wirdt ye nyemand weder an seiner
arbait noch ainigem güten, eintrag oder nachtayl, ymmermehr begegnen, sonder alle
gehorsame und was güt ist bestatiget und gefürderet. Dann wa die Religion recht steht,
da regieret Gott selb.
Bitt derhaib alle güthertzigen, sy wollen nicht urtailen, biß sy es alles gelesen und
vor Got erwegen haben. Auch sich nit irren lassen, das die Bäpstlichen mißbreüch
etwan mit iren schriftlichen titelen 27 , die ye nitt zü scharpff sein mügen 28 , dargeben
seind. Es bedencke ain yeder Christ, weyl die ware leere und Religion unsers Herren
Christi ye das hochst ist, das wir auf erden haben und dafür wir unser seel und alles gern
geben sollen, das wider die falsche Religion und verstorung des reychs Christi freylich
nichts zü scharpff ymmer mehr geschriben oder gesagt werden mag. Nun müß aber das
doch alle welt beklagen, das die genanten gaistlichen also in ire ämpter kommen, also
darinnen der Kirchenübungen und des gantzen lebens halben sich halten, das sy doch
ire aygen Bäpstliche gesetz so vilfältig verdammen und entsetzen und inen alle dise
tittel und namen, damit sy von uns ymmer antastet worden, selb geben. Ich will auch
was von grewelen Gottes und verkerung der leere und Kirchenübungen hierinnen
fürgeben ist, allain auf die geschriben und verstanden haben, die die erkante warhait
mütwillig j [A 6 b] | verachten und verfolgen und ire offentliche bekantliche miß-
breüch und lesterung verfechten wollen. Der Herr hatt noch in der Babylon vil irriger
schäflin, die er zü seiner herden bringen wirdt. Die sollen auch noch, ob Gott will, bald
sehen, das wir hierin nichts dann die ware und notwendige reformation der Kirchen
süchen, die das volck für und für mit allerlay geschwindigkait und falschem fürgeben
des Concilii aufhaltet 29 , aber vergebens. Der Herr wirts richten. Uns sollen alle Chri-
sten zü aller erorterung der warhait und zü allem, das ymmer mehr mag Christlich
erkennet werden, zü allen zeyten willig und berait finden, Wiewol man täglich genüg
sicht und von tag zü tag mehr sehen wirdt, das es layder umb das Bapsthumb zum
hochsten verkeret und verderbet ist. Gott helff uns, das sein reych bey uns aufgange.
Das Bapsthumb fallet wol dahin, wenig seind aber layder die das joch Christi recht auff
sich nemmen. Der Herr erbarme sich unser. Er ist ain eyferer, mitt ernst müssen wir im
dienen. Amen.
Datum Augspurg, den 17. Maii. Anno. etc. 1535.
E[uer] Ffürsichtigen] E[rsamen] Wfeisheit]
und liebe
Gütwilliger
M. Butzer.

27. Im Sinn von Rechtsgründen.
28. Können.
29. Eine merkwürdige Gedankenführung: das Volk halte die notwendige Reformation auf.
Dieser Vorwurf wäre vielmehr der päpstlichen Kurie zu machen gewesen. Vgl. RGG 6,
Sp. 1012-1017 ( s - v - Tridentinum).
 
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