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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,2): Zum Ius reformationis: Obrigkeitsschriften aus dem Jahre 1535 ... — Gütersloh, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.29832#0108
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OBRIGKEITSSCHRIFTEN

exolui —, dann ich dem Kaiser die gehorsame gelaystet und das ich von Gottes wegen
halte, gar nicht geschwigen habe.« 339
Hart: Da mercke, mein lieber Sinnprecht, Wa seind in diser schrifft die aufgeblaßnen
wort vom gewalt über alle reych und herrschafft der welt? Wa das hocheinherdon-
deren 340 mitt gebieten und trowen 341 ? Frid: Der hailig man woite den Kaiser zur besserung 5
ermanen, damit dann Gottes wort und kraft in diser seiner erinnerung von seinem
namen und pracht nit verschlagen, sonder aiiain erkennet und gefület wurde und also
desto mehr frucht schieffe, hat er wollen sich seiner person halb so gar demütig und wie
nichts erzaigen. Hart: Darbey ist aber dennocht auch das von disem hailigen Bapst
dargeben, mit was demüt und gehorsame die waren Bapst und Bischof die Kaiser als ire io
Herren und obren erkennen, bevorhaben und iren gebotten geleben sollen. Dann
secht 342 , diser so hailig Bapst, der das ware ansehen und den rechten gewalt der Kir-
chen wol erkennet und ailweg mit hochsten trewen verthedinget hatt, hieit diß Kaiser-
lich Edict 343 , das im vom Kaiser zükommen und zü verschicken bevolhen ware, für
unrecht, noch wolte er desselbigen verschickung, die im vom Kaiser gebotten, auch mt 15
nur aufziehen, biß er den Kaiser verwarnet hette, sonder richtet zuvor den befeich des
Kaisers auß, verschüff, das diß Edict in die land darafter verschickt warde, und dar-
nach vermanet er den Kaiser erst des unrechten, das er im gesatz sein erkennete.
| [K 2 b] j Sinnp: Hatt aber der hailig Gregorius in dem auch recht gethon? Frid:
Der hailig man wüste wol das des Kaisers underthonen Gott auch in Kriegs- und 20
anderen hofdiensten gefallen mochten und erkennet dann, das Gott dem Kaiser
soiiichen gewalt über die menschen geben hatt, das im yederman in aiiem, das man mit
Got thün kan, gehorsamen solte, ob schon der Kaiser etwan 344 mit seinen gebotten die
leüt unbillich beschwarete. Da hat er, als auch ain underthon, zü der schuldigen gehor-
same des, das noch mit Gott geschehen mochte, seine gehorsame iaysten und dabey 25
aber nach vermog seins ampts und gotlicher gehorsame den Kaiser seines unrechten
gebietens, wie ers erkennet, in ailer underthanigkait erinneren wollen. Gleich wie alle
underthonen schuldig seind, irer oberkait zu helffen, das andere underthonen zü aller
gehorsame gehalten werden, unangesehen, ob die obren sich soicher gehorsame etwan
mißbrauchen. Doch sollen alle frumme Christen die obren, so sich der gehorsame irer 30
underthonen tyrannisch mißbrauchen, nit unvermanet lassen, wa sy das anders 345
besserung verhoffen künden. Hart: Ach Gott, wenn yetz unsere Bäpst und Bischoff
doch nur in dem woiten gehorsamen, so inen nach dem wort Gottes und irer aigen
satzung gebotten würt, ja, das sy zu thün selb sich ergeben, gelobt und geschworen
haben. 35
Sinnp: Der Herr wolle es besseren! Ich syh wol, wes sich der hailig Gregorius
339. Utrobique ergo quae debui exolvi, qui et imperatori oboedientiam praebui, et pro Deo
quod sensi minime tacui; a.a.O., S. 222, Z. 5 f.
340. Gewaltige Tönen, Donnern.
341. Drohen.
342. Sehet (Imperativ Plural).
343. Das Edikt ist nur durch den Brief Gregors I. (Reg. Pont. Rorn., Nr. 1267; 1497) bekannt.
344. Hier: etwa, vielleicht.
345. Sonst.
 
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