DIALOGI
III
dem exempel Ezechie, der mitt Gottes gefallen den Eeren schlangen zurbrache393, da in
das volck hat angefangen zur abgoterey zu mißbrauchen, Welchen doch zuvor Gott
zum hail des volcks selb hatt machen haissen394. Auß disem exempel schleüsset der
Bapst ain solche mainung: 395»Wenn die vorfaren und alten etwas fürgenommen haben,
5 das zü iren zeyten hat mogen on nachtail und fehl sein, geradtet aber hernacher zü
irrthumb und falsch im Gottesdienst, solle daßselbige alsdann von den nachkommen
on allen verzug und mit ernstiichem gewalt zerstoret und hingethon werden.« Diß
bestatiget Bapst Damasus, difstinctio] 68 396>Conepiscopi<: »Quod ratione caret,
extirpandum est«, das nitt sein rechtmassig ursach hatt, solle man außreüten.
io Frid: O, das die gaistlichen bey diser mainung bleyben wolten! Wa etwas vor zeyten
recht geordnet und aber hernacher in irrthumb und verkerung des Gottesdiensts
kommen ist, das man dasselbig solle wider abthün und zerstoren; lengest hette man
inen zwar allen gewalt in gaistlichen sachen genommen und sy nit allain der ämpter
entsetzet, sonder auch von der allgemainen Kirchen außgeschlossen und darzü schwär-
15 lich gestraffet, Nach vermog beder, Kaiserlicher und Bäpstlicher rechten. Dann
solcher ir gewalt in gaistlichen sachen nit künde erschrocklicher mißbrauchet werden,
dann sy den laider nun so | [L 3 a] | vil jar mißbrauchen und dardurch alles güts in aller
welt so jämerlich zerstoren, auch das feür gottlichs zorns wider alle menschen so
grausamlich anzünden. Darumb, obschon ja füg und ursach397 gewesen wäre, das die
20 ordenlichen oberkaiten sich über die gaystlichen ettwan ires gewalts entzogen hetten,
so haben doch die gaistlichen durch iren also verderblichen mißbrauch aller dingen
lengest vil züvil ursachen gegeben, das die von Got zü ordenlichen oberkaiten gesetzet
seind über alle seelen und zur straff alles argen — welchen befelch sy weder von iren selb
wegen oder anderen zü gefallen398 zü begeben oder zü verlassen haben —, gegen inen,
25 den gaistlichen, auch lengst solten mit allem ernst gehandlet haben, wie das der Christ-
lichen Kaiser gsetz außweysen, Damit sy nit also die gantze allgemaine Kirch verderbet
hetten und noch verderbeten. Sinnp: Wolan, wir wollen Christum, unseren Herren
und hailand, bitten, dem doch der vater allen gewalt gegeben hat, im himel und aufif
erden399, das er sich seiner armen, zerstoreten herd erbarmen und deren gnädigklich
30 verhelffen wolle, das sy aller wolfen, dieben und morderen, ja auch der mütlinge400
abkomme und erlange recht newe güte hirten und Bischoffe, die sy mit allem trewem
fleiß und ernst waiden, leeren und füren zü seinem reich401.
Frid: Amen. Nun, ich acht, du habest wol beschayd, wenn wir fragen, ob die ober-
g) abhtün.
393. Die eherne Schlange zerbrach, zerstörte. Vgl. 2K0 18,4.
394. Befohlen.
395. Was ettwan wol geordnet ist, kumpt aber hernacher in ain mißbrauch, das^ solle man abthuni.
[Marg.].
396. Decr. Grat., D. LXVIII. c. 5.
397. Obschon es angebracht und berechtigt gewesen wäre ... Zum folgenden vgl. Ro 13,1.4.
398. Nach Belieben.
399. Vgl. Mt 28,18.
400. Mietling.
401. Vgl. Jo 10,1—16.
III
dem exempel Ezechie, der mitt Gottes gefallen den Eeren schlangen zurbrache393, da in
das volck hat angefangen zur abgoterey zu mißbrauchen, Welchen doch zuvor Gott
zum hail des volcks selb hatt machen haissen394. Auß disem exempel schleüsset der
Bapst ain solche mainung: 395»Wenn die vorfaren und alten etwas fürgenommen haben,
5 das zü iren zeyten hat mogen on nachtail und fehl sein, geradtet aber hernacher zü
irrthumb und falsch im Gottesdienst, solle daßselbige alsdann von den nachkommen
on allen verzug und mit ernstiichem gewalt zerstoret und hingethon werden.« Diß
bestatiget Bapst Damasus, difstinctio] 68 396>Conepiscopi<: »Quod ratione caret,
extirpandum est«, das nitt sein rechtmassig ursach hatt, solle man außreüten.
io Frid: O, das die gaistlichen bey diser mainung bleyben wolten! Wa etwas vor zeyten
recht geordnet und aber hernacher in irrthumb und verkerung des Gottesdiensts
kommen ist, das man dasselbig solle wider abthün und zerstoren; lengest hette man
inen zwar allen gewalt in gaistlichen sachen genommen und sy nit allain der ämpter
entsetzet, sonder auch von der allgemainen Kirchen außgeschlossen und darzü schwär-
15 lich gestraffet, Nach vermog beder, Kaiserlicher und Bäpstlicher rechten. Dann
solcher ir gewalt in gaistlichen sachen nit künde erschrocklicher mißbrauchet werden,
dann sy den laider nun so | [L 3 a] | vil jar mißbrauchen und dardurch alles güts in aller
welt so jämerlich zerstoren, auch das feür gottlichs zorns wider alle menschen so
grausamlich anzünden. Darumb, obschon ja füg und ursach397 gewesen wäre, das die
20 ordenlichen oberkaiten sich über die gaystlichen ettwan ires gewalts entzogen hetten,
so haben doch die gaistlichen durch iren also verderblichen mißbrauch aller dingen
lengest vil züvil ursachen gegeben, das die von Got zü ordenlichen oberkaiten gesetzet
seind über alle seelen und zur straff alles argen — welchen befelch sy weder von iren selb
wegen oder anderen zü gefallen398 zü begeben oder zü verlassen haben —, gegen inen,
25 den gaistlichen, auch lengst solten mit allem ernst gehandlet haben, wie das der Christ-
lichen Kaiser gsetz außweysen, Damit sy nit also die gantze allgemaine Kirch verderbet
hetten und noch verderbeten. Sinnp: Wolan, wir wollen Christum, unseren Herren
und hailand, bitten, dem doch der vater allen gewalt gegeben hat, im himel und aufif
erden399, das er sich seiner armen, zerstoreten herd erbarmen und deren gnädigklich
30 verhelffen wolle, das sy aller wolfen, dieben und morderen, ja auch der mütlinge400
abkomme und erlange recht newe güte hirten und Bischoffe, die sy mit allem trewem
fleiß und ernst waiden, leeren und füren zü seinem reich401.
Frid: Amen. Nun, ich acht, du habest wol beschayd, wenn wir fragen, ob die ober-
g) abhtün.
393. Die eherne Schlange zerbrach, zerstörte. Vgl. 2K0 18,4.
394. Befohlen.
395. Was ettwan wol geordnet ist, kumpt aber hernacher in ain mißbrauch, das^ solle man abthuni.
[Marg.].
396. Decr. Grat., D. LXVIII. c. 5.
397. Obschon es angebracht und berechtigt gewesen wäre ... Zum folgenden vgl. Ro 13,1.4.
398. Nach Belieben.
399. Vgl. Mt 28,18.
400. Mietling.
401. Vgl. Jo 10,1—16.