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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,2): Zum Ius reformationis: Obrigkeitsschriften aus dem Jahre 1535 ... — Gütersloh, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.29832#0156
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OBRIGKEITSSCHRIFTEN

warumb solte der die guter unsers hymelischen vaters, die er seinen kinderen geschaf-
fen hat, geniessen, der in nitt will für seinen vatter erkennen? Wer ain lehen nur von
ainem Fürsten hatt, handlet der wider den Fürsten, so verleüret er das lehen, und man
solte die, so sich so frävenlich wider Gott setzen, lassen die so theüren lehen Gottes,
diß leben und alles, dardurch diß leben erhalten wirt, zu allem irem mutwillen und
Gottes schmach verschwenden?
Sinnp: Ich kan wol nicht hiewider, noch irret666 mich ymmer, das die Christen sollen
ain frey, selbwillig volck sein, ungenotet | [S 2 b] | und ungezwungen. Frid: Wol.
Also ist allweg das volck Gottes gewesen. Dann wer Gott recht glaubet, der liebet in
auch und begeret, im von hertzen zü dienen. Darauß volget aber nicht, das den ungleu-
bigen und unwilligen gegen der gnaden Christi ir Gottes verleügnen und so schwarer
frävel solle on straf hingelassen werden von denen, die ir vätter sein sollen und alles mit
inen versüchen, damit sy ir verderben erkennen und die angebotten gnad Christi willig
und von hertzen annemen. Schlecht667, wie der hailig Apostel sagt: Die oberkait solle
den bosen wercken zü fürchten sein und den bosesten, als da ist Gott verachten und
lesteren, am maysten668. Die Gottesfeynd sollen im land Gottes bey den kindern und
under den richteren Gottes ires gotlosen wesens allweg entgelten, es folge bey inen
darauß, was es wolle. Was an im selb güt und von Got geordnet, bringet allweg güts,
wie es joch die bosen mißbrauchen.
Sinnp: Nun, mein Fridlieb, ich waiß dir hierin nicht mehr zü widerstreben, bitt dich
aber umb mehr liechts willen im handel, erzele mit kurtzen und ordenlich, was sollen
doch die obren der Religion halb handlen, das sy an derselbigen so weyt dienen als ir
ampt vermage und Got von inen forderet. 669Frid: Erstlich müssen die obren sich
erkennen als die der Allmächtig Got seinen kinderen zü vätteren gesetzet hat, das sy
dieselbigen sollen mit hochstem fleyß und ernst regieren, das ist, zü aller gotsäligkait,
an deren dann alles güts hanget, anfüren. Dann wa die erkantnuß gotlichs berüffs nit ist
und die gehorsam Gottes nit treybet, da wirdt nichts rechts außgerichtet.
Zum anderen: Weyl der glaub, der grund aller gotsäligkait, kommet auß dem gehor
gottlichs worts670, werden die Gotsäligen obren zum vordersten versehen671, das den
iren das lautter, rayn Evangelii Christi Jesu, unsers Herren, getrewlich geprediget
werde, die Sacramenten und alle Kirchenübungen demselbigen nach in rechtem
glauben und warer andacht gehalten.
Zum dritten: So diß das hochst und haylsamest ist, an dem die obren iren undertho-
nen ymmer mehr dienen mogen, das sy die Christlich leer und Kirchenübungen recht
halten, werden die obren auch versehen, das die iren zü dem gehor gotlichs worts
| S 3 a | und das sy demselbigen auch geleben und sich in die gemain Gottes recht
begeben, in alle weg672 angeraytzet, gefürderet und in kainen weg daran verhinderet
666. Doch lrritiert ...
667. Gerade.
668. Vgl. Ro 13,3.
669. Summa: Wieweyt die Oberkait die Religion versehen solle. [Marg.].
670. Vgl. Ro 10,17.
671. Dafür sorgen.
672. In allen möglichen Weisen.
 
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