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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,2): Zum Ius reformationis: Obrigkeitsschriften aus dem Jahre 1535 ... — Gütersloh, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.29832#0163
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DIALOGI

1 59
Aber es seye gleich in dem noch fäl, als laider allenthalb ist, noch dannocht muß
warlich bey denen wenig rechts gaists und burgerlicher gehorsame und iiebe sein,
welche die gemainschafft der Kirchen Christi bey den iren meyden und halten sich zu
den gemainen pfaffen oder andern secten. 704 Und so man von pfaffen ingemain reden
; solle, ist inen nit genüg, das sy alle leere und Kirchenübungen offenlich verkert haben
und den armen das erb des gecreützigeten 705 so eliendtlich verschwenden, sonder
bewysen sich ais die ergsten feind aller deren, die in sachen der Religion nach ainer
reformation trachten, wie man das an so vilen nun 706 , die sy umb des waren glaubens
wiilen verjagt, des iren entsetzet und beraubet, gehenckt, ertrenckt, verbrennt und
io gebraten haben. Dise zerstorung der religion bringet iayder zerstorung alles güten. Die
pfaffen haben sich noch bißher mit hochstem fleiß dahin bearbaitet, das gegen uns
gehandlet werde als gegen den wissentlichen ketzeren, gotslesteren und Kirchenzer-
storeren, das ist, das wir gar vertilcket und außgereütet wurden und haben doch
ymmer verhütet und verhütens noch, das wir zü kainer verhor und erorterung der
i; sachen kommen mügen, die irget mochte für rechtmässig erkennet werden. Richte nun
du, mein Sinnprecht: wie hette man vor zeyten die gehalten, die vil gemainschafft
gehabt hetten mitt leüten, die gegen irer oberkait und Commun dermassen gesinnet
gewesen wären, wie yetz laider die gemaine pfaffhait gegen unseren obren und gemain-
den gesinnet seind?
20 Sinnp: Die solchs thün mainen, die Pfaffen haben recht. j [T 3 b] | Frid: Lieber,
glaubst du es aber auch, das sy es also mainen? Warumb thün sy dann irer oberkait und
gemain nit sovil züliebe, das sy doch unsern tayl auch recht horeten? Aber lieber Got,
sy sehen wol, was mit den pfaffen umbgaht. Hart: Ey, mainen dise leüt, wir seyen
solche boßwicht, wie uns die pfaffen außgeben, solten sy als bider 707 leüt nit bey uns
25 wohnen. Künden sy aber bey uns burger sein, das ist, ain solche bündtnuß mitt uns
haben, die leib und güt betrifft, solten sy inen auch ymmer, was ir oberkait und gemain
thün, baß lassen befolhen sein 708 .
Sinnp: Es ist mühe 709 . Die sach ist ja heller am tag zü beden taylen, dann das man in
solchem span 710 stehn solte. Es wolle Got dise spaltung ainmal hinnemen. Des hab ich
30 aber auch kain zweyfel: wenig leüt bedencken die sach so weyt. So ist das auch nit ain
klainer anstoß, das bey den oberen und den gemainden noch gar vil seind, die inen
unser reformation gar nit gefallen iassen; damit feret ainer dem anderen nach 711 und
wolten doch ungern denen ymmer mehr genaigt sein oder fürschub thün, die irer
oberkait oder gemain entlich züwider sein wolten. Frid: Diß ist bald geredt. Aber
3; warlich rechte Gotsforcht, burgerliche trew, rechtgeschaffne liebe zü unserer gemain
geben andere frücht dann bey vilen erschynen. Got wolle es besseren, ainmal müß das

704. Boßhait der gemainen pfaffhait. [Marg.].
705. Vgl. oben, S. 87, Anm. 223.
706. Offensichtlich ist hier das Verb ausgefallen. Zu ergänzen: sieht.
707. Rechtschaffene.
708. Möglich wäre auch die Lesung: solten sy inen, was auch ymmer ir oberkait ...
709. Schwierig, mühselig.
710. Zerwürfnis.
711. Macht es einer dem anderen nach.
 
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