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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,2): Zum Ius reformationis: Obrigkeitsschriften aus dem Jahre 1535 ... — Gütersloh, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.29832#0166
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OBRIGKEITSSCHRIFTEN

IÖ2
wieweyt er ainen yeden zu seinem reych gebrauchet habe und also noch ferner gebrau-
chen kan.
728In forcht und zitteren und mit ernstem anruffen zü Gott729 müß man in disen
wichtigen sachen faren und fleyssig sehen, das man zway ding verhüte: Das ain, das
man an der ainfalt der recht ergebnen Christen nit verzage730. Dann als dieselbigen vor
der welt verachtet und ains nachgiltigen731 ansehens seind, wille man sy offt als zü allen
wichtigen sachen untauglich verschatzen, und in dem verzaget man an Christo und
verachtet in in seinen glideren. Man solle wol, wie gesagt, güt acht haben, wazü Gott
yeden geschickt gemacht hatt. Im reich Gottes aber müß warlich das hochst aufsehen
sein, wer unseren Herren Jesum liebe und das wir mit dem hailigen Paulo verbannen
künden alle, die in nit lieben, i.Cor. 16 [2 2]732. Das ander, das wir uns auch nit des
prachts der welt und der vermaineten klüghait der weltkinder getrosten. Dann dise in
allweg m irem thün klüger seind, und daher kommets warlich, weyl wir des zeytlichen
mehr achten dann des reichs Christi, das die weltkinder uns offt so groß in unseren
augen seind.
Sinnp: Ey, ich setze yetzund nit weltkinder und Christen gegenainander, sonder
Christen und Christen, die so satt, frumme und gotsalig seind und doch noch in etli-
chen stucken hangen, das sy das alt wesen noch nit gar fallen lassen, und ob sy es fallen
lassen, das sy sich doch mit uns noch nit in alle gemainschafft der kirchen begeben,
gegen denen, die in den Sacramenten mit uns gemainschaft haben und auch in der
warhait Christen seind.
733Frid: Man hatt bey den alten Catechumenos gehabt734, die sich noch unterweysen
liessen im glauben und sich zur gemaind noch nit gar gethon hatten. Also mogen auch
yetz bey uns sein, | [V 1 b] | die noch gedencken zü lernen und doch ir sach fürnamlich
auf Christum setzen. Nichtdestweniger aber, mein Sinnprecht, wie bey den alten
allweg die liebe der welt und schweche des glaubens an Christum ursachen waren des
verzugs, das sich solche Catechumeni noch nit gar zur gemain Gottes thaten, darumb
sy dann auch von den alten lieben vatteren ires aufziehens allweg ernstlich gestraffet
wurden, Also werden freylich yetzunden auch bey den unseren, die sich also der
gemainschaft Christi mit uns enthalten, sy seyen wie frumm und hailig sy wollen, kain
andere ursachen sein, dann das die welt noch züvil ansehens bey inen hat und das creütz
Christi züvil scheühe.
Mit worten und geberden hat man sich bald viler gotsaligkait angenommen, aber
warlich wolten die leüt men recht in büsen735 sehen, wurden sy offt fmden, das sy von
728. Oberkaiten %u wolen müß man ’^wai ding verhieten. [Marg.].
729. Vgl. Phil 2,12.
730. Hier: sich täusche, vertue.
731. Schlechten, geringen.
732. Waher die welltkinder bej uns so vilgelten. [Marg.].
733. Catechumeni. [Marg.].
734. G. Kretschmar: Konflrmation und Katechumenat im Neuen Testament und in der Alten
Kirche. In: Zur Geschichte und Ordnung der Konfirmation in den Lutherischen Kirchen.
München 1962. S. 13 — 35. A.. Stewgel: Die Taufe. Eine genetische Erklärung der Taufliturgie.
Innsbruck 1958. Besonders S. 32 — 164 (Katechumenatsriten).
735. Herz.
 
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