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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,2): Zum Ius reformationis: Obrigkeitsschriften aus dem Jahre 1535 ... — Gütersloh, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.29832#0172
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OBRIGKEITSSCHRIFTEN

und bekanntlich ist, das sy daran nicht zweifelen künden und sollen auß vermog des
ampts der oberkait allen bosen wercken zü fürchten sein, allen schaden und nachtayl
J X ia | den armen underthonen nach irem besten vermogen abwenden, wie dann
gefärlicher schaden den menschen nicht begegnen mag dann verkerung der Religion.
Also müß ain yede oberkait, die das schwert tregt, ye schuldig sein, sich in dem der
gemainen rechten zu halten und die hochste schmach Gottes und gefärlicheste er-
gernuß der gemaind als falsche leer und falscher Gottesdienst auf das ernstlichest und
fürderlichest abzuschaffen.
Sinnp: Du bekennest, das nieman über mehr leüt zü gebieten habe dann er in seiner
oberkait von Kai. Maj. empfangen hatt. Nun haben kain weltlichen oberen über die
gaystlichen ye ainig gewalt von Kai. Maj. empfangen. Derhalb sollen sy die ungerich-
tet lassen, sy seyen gleich wie verkert sy wollen. 775Frid: Die oberkait, so das schwert
tragen und bestimmete grentzen haben irer oberkait, die seind schuldig, was in irem
zwing und bann776, im begriff irer oberkait arges fürgeht, abzuschaffen und ainen
yeden seines frävels zu straffen, obgleich ainer sunst ainer anderen oberkait züstünde
und des orts nur ain gast wäre. Nun ist kain schad, kain mord, kain brand und überal
kain leiplich übel, das der mensch ymmer mehr begohn moge, das sovil schade und von
Got ernster bevolhen seye hinzunemen und zu straffen als verkerete lere und falscher
Gottesdienst. Derhalb sollen yede Gotsforchtigen oberen sollich übel bey den iren und
m irer oberkait kainswegs gedulden und davon abhalten, wer sich des in irem zwing
und bann wolte anmassen, der seye wes underthon er wolle und gefreyet wie hoch er
ymmer mag. Dann schlecht unrecht von nieman zü gedulden ist, und ist auch nieman
darzü gefreyet.
Sinnp: Ey, befreyet doch der Kaiser die Juden, das man sy bey uns dulden müß in
allem irem aberglauben und falscher leer; solte er dann nit auch die pfaffen zü befreyen
haben, wenn im gleich bekantlich wäre, das sy verkerete leer und Cerimonien füreten?
777Frid: Der Kaiser gibt den Juden kain freyhait, falsche leer und Gottesdienst zu
füren, sonder straffet sy deßhalben, wie in vorigem gespräch anzogen ist778. Dann er sy
von wegen ires unglaubens aller ehren und burgerlichen rechten bey uns beraubet.
Weyl sy aber doch ain eyfer Gottes haben im unwissen und j [X ib] | versprechen, die
unseren nit zü verfüren noch unser leer zü lesteren, seind auch vom anfang nye im bund
Christi gewesen, kommen aber von dem hailigen stammen, davon wir Christum haben,
befreyet sy der Kaiser, in irem elend zü leben und sich sampt den iren zü neeren und nit
falsche leere und verkereten Gotesdienst zu üben, von dem er sy gern durch das
schmählich und nachtaylig halten abtreyben wolte.
779Dermassen haltet es sich mit den pfaffen ye nit. Die seind vom Kaiseren verordnet
und befreyet, das sy allen andern mit der hailsamen leere, den wirdigen Sacramenten
und anderen Kirchenübungen dazü dienen, das sy im glauben an Christum und aller
775. Auch die, so nit burger seind, sollen von der oberkait gestraffet werden. [Marg.].
776. Herrschaftsgebiet, zumeist auf der Ebene des Dorfes und in Feldangelegenheiten. Vgl.
Fischer 6/1, Sp. 1458h
777. Wie die fuden von Xafiserlicher] Majestat gelitten iverden. [Marg.].
778. Vgl. 8. Dialog, oben S. 148 ff.
779. Wie die gaistlichen befrejet seyen. [Marg.].
 
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