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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,2): Zum Ius reformationis: Obrigkeitsschriften aus dem Jahre 1535 ... — Gütersloh, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.29832#0205
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DOKUMENTE ZUR 2. STRASSBURGER SYNODE

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Errichtung der kirchlichen Konfirmation (allerdings ohne dieses Wort zu verwenden),
und zwar in enger Bindung an die Taufe. Die Konfirmation wird als eine Bestätigung
der Taufe und als ein persönliches Glaubensbekenntnis ,,im verstendigen alter“ be-
zeichnet. Hierdurch wird ein pastorales Anliegen der Prediger zum Ausdruck gebracht,
das aber durch den Rat nicht honoriert wurde. Im übrigen ist in bezug auf das Abend-
mahl dieses Dokument eher liturgisch ausgerichtet, wobei vor allem eine »gleichfor-
migkeyt des h. Nachtmals« (Bl. 2 b) angestrebt wird. Die Angabe in der Überschrift des
Bedachtes »post peregrinationem Matth. Zellij« ermöglicht uns, das Datum der Nieder-
schrift dieser Bucerschen Schrift auf Frühsommer 1538 zu bestimmen55.
b) Die Ankündigung der Synode, Synodi indictio Mart[ini] Buc[eri] findet sich im
Straßburger Thomasarchiv, A.ST/jjj, Nr. ji, f. 389a (S. 757 der Fotokopie). Sie ist
von der Hand von Konrad Hubert. Auf S. 758 wurde aufgeklebt: Synodica anni 1539.
Die Ausschreibung wurde auf den 8. Mai 1539 datiert und von Capito, Hedio,
Mattheus [Zell] und Bucer unterschrieben. Außerdem erscheint in einer nachträgli-
chen Notiz von K. Hubert das Datum, an dem die Synode tatsächlich gehalten wurde:
Habita est secunda post pente[costenj, que erat 26. Maij Anno eodem, dazu: streckt [?]
sich[?] auff zweithalb oder drey . . . tage[?]
c) Bruchstück der lateinischen Fassung der [auf der Synode von] 1539 angenom-
menen Glaubensartikel. Dieses Bruchstück in lateinischer Sprache ist uns erhalten und
ist eine Übersetzung der Artikel 4.5.7--9.13—18 der 22 deutschen Glaubensartikel, die
Bucer [Mitte April 1533] für die Synode von 1533 entworfen hat; vgl. BDS 5,
S. 378-382. Es ist abgedruckt in Hier. Zanchii Miscellaneorum libri tres. Neapoli
Palatinorum 1593, liber tertius, S. 76—79. 148—149 (zuletzt in H. Zanchi: Operum
theologicorum tomus septimus, Genevae 1618. Teil 1, Miscellaneorum pars prior,
liber secundus, Sp. 340—342.406). Dort figuriert es als Auszug aus der »Summa doctri-
nae ministrorum Ecclesiae Argentinensis anni MDXXXIX, cui subscripserunt omnes
ministri, atque in primis Bucerus, Capito, Hedio. Hujus summae autographon, manu
D. Buceri scriptum et subscriptum manu D. Capitonis et Hedionis, est Argentinae«
(d. h. bei Bucers Nachlaßverwalter, K. Hubert). Die in BDS 5 abgedruckten 22 deut-
schen Artikel wären also doch, wie Röhrich, Gesch. 2 S. 268 ohne weitere Belege
angibt, die von der Synode von 1539 angenommenen Glaubensartikel. Wie dieser
Vorgang historisch zu erklären ist, bleibt unsicher; vgl. die betreffenden Ausführungen
in Täuferakten Elsaß 3, Nr. 920. Wichtiger noch in bezug auf das eigene Gepräge der
Synode von 1539 dürfte die Frage sein, ob lm Bruchstück der Artikel eine von Zanchi
(eigenwillig) vorgenommene Beschränkung oder eine von den Synodalen übernom-
mene Auswahl zu sehen ist. Ein erster Vergleich zwischen den 16 Glaubensartikeln der
Synode von 1533 einerseits und den 22 deutschen Artikeln und deren Bruchteil in der
lateinischen Fassung andererseits ist aufschlußreich.
1. Die Frage der Obrigkeit, in Bucers Entwurf nur mit einem Artikel bedacht, dann
aber in der offiziellen Redaktion der 16 Artikel in 3 Artikeln groß herausgestellt und
1533 am heißesten umstritten, fehlt in dem Bruchstück völlig.
2. Die grundlegenden dogmatischen Aussagen über die durch die Sünde verdor-

55. Zell war Anfang 1538 in Wittenberg; MBW 2, Nr. 2032.
 
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