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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 7): Schriften der Jahre 1538 - 1539 — Gütersloh, 1964

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https://doi.org/10.11588/diglit.29833#0019
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Einleitung

In Benfeld war im Jahre 1527 die Reformation eingeführt worden.
Nikolaus Prugner 1, einer der Reformatoren Mülhausens (Elsaß), war
der erste evangelische Pfarrer. Als im Jahre 1538 Benfeld, das 1394 der
Stadt Straßburg durch den Bischof von Straßburg verpfändet worden
war 2 3, nach Rückzahlung der Pfandsumme wieder an das Bistum Straß-
burg kam, mußte Prugner die Gemeinde verlassen. Bucer hielt im
Frühjahr 1538 im Auftrag seiner Straßburger Amtsbrüder die folgenden
drei Predigten in Benfeld, um die dortige Gemeinde bei der Reformation
zu erhalten.

Die beiden ersten Predigten sind am Vormittag und Nachmittag des
ersten Tages der Anwesenheit Bucers, die dritte am Vormittag des
zweiten Tages gehalten worden.

In dem Vorwort zu den gedruckten Predigten vom 4. Juli 1538 weist
Bucer die Fürsten, Grafen und Herren im Elsaß auf Ps 2,10-12 hin
und fordert sie auf, sich diese Worte recht zu Herzen zu nehmen, mit
Furcht zu dienen und die Untertanen in solcher Haltung zu regieren.
Vor allem sollen sie danach trachten, daß diese zu Christus kommen.
Die geistliche Obrigkeit habe hier versagt. Anstatt auf rechte Lehre und
Zucht in den Kirchen zu sehen, habe sie diese zerstört. Darum soll die
weltliche Obrigkeit helfen, daß Gottes Zorn nicht über das Land
komme. Für ihren Dienst habe die Obrigkeit das Wort Gottes, die
Canones, die kaiserliche Gesetzgebung und die Väter der alten Kirche
für sich. Sie soll sich auch nicht behindern lassen durch die Obrigkeit,
welche über sie gesetzt ist.

Die Straßburger Reformatoren bieten sich nun der weltlichen Obrig-
keit des Elsaß zur Mithilfe an, wie sie bereits durch die drei Predigten
Bucers in Benfeld geschehen ist. Die Obrigkeit soll sich bei ihrem Dienst
nicht durch die Behauptung der altgläubigen Kleriker beirren lassen,
sie wollten bei der alten Ordnung bleiben. Ihre Lehre, die Ceremonien
und ihr Leben stehen im Widerspruch zu den alten Kirchenordnungen.
Daher soll die weltliche Obrigkeit Hilfe leisten, abzuschaffen, was wider
das göttliche Wort ist. Sie habe ihr Handeln einmal vor Gott zu ver-
antworten.

Diese Ausführungen Bucers über das Verhältnis von »Oberkeit« und
Gemeinde sind ausführlich vorbereitet in seinen Schriften vom Jahr
1535: »Vom Ampt der oberkait, in Sachen der religion vnd Gots-
dienst ...3«, »Dialogi oder Gesprech Von der gemainsame, vnd den

1. Vgl. Röhrich: Mitt. III, S. 8off.

2. Vgl. Urkundenbuch der Stadt Straßburg. Bd. VI. 1899. S. 526-528.

3. Vgl. Bibi. Nr. 49.
 
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