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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 7): Schriften der Jahre 1538 - 1539 — Gütersloh, 1964

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https://doi.org/10.11588/diglit.29833#0066
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SCHRIFTEN DER JAHRE T 5 3 8—1 5 39

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gericht Gottes förchten. Er hat euch erschaffen, gibt und thüt euch
K1 b alles güts, wille derhalben biljlich, das ir seinem wort geleben und
fromm seit, das seit ir nicht und von natur wöllent irs auch nit sein.

So must ir euch wol vor seinem gericht entsitzen und förchten. Und
mögent schlecht keinen waren friden und rüge ewers hertzen imer mer 5
haben, ir seit dann der Verzeihung ewer sünden und Gottes genaden
versicheret.

Nun die weit suchet soliche rüwe und friden bei den heiligen, bei
den ceremonien und anderem eusseren thün, aber die zeit kommet, das
sie selb bekennen werden, das dise meinung, mit solchen dingen Gottes 10
huld zu erlangen, die kreftig und gewaltig irthumb ist, die inen Got
zügesandt hat, weil sie seine warheit im heiligen Evangeli nit wolten
annemen, ii. Thessalon. ii. [11].

Der Epicurus meinet den leuten diser forcht ab und inen deshalb
etwas zu rügen zü helffen, das er sie understunde zü bereden, Gott 15
kümmerte sich nit, was wir uff erden thün und würde es nit richten.
Leret sie dann, sich des zeitlichen, so fil einem werden möchte, mit
zimlicher massen geprauchen, sich frömbder geschefft nichs beladen und
im also selb leben. Aber das gewissen lasset dise lere nit zü. Und obwol
die leüt eyn zeitlang durch die weltlichen geschefft und ergetzlicheiten 20
gleich als truncken und toll der forcht götlichs gerichts wenig befinden,
oder die auß falscher beredung außschlagen, so kommet sie inen doch
zületst wie dem Juda und andern gotlosen, wenn sie es nit meinen und
stürtzet sie in ewige onrüge und verzweyflung. Die Stoici wolten die
leut bereden, sie köndten auß iren krefften die tugenden erreichen und 25
recht fromm werden und also mit Gott wolstohn. Die erfarnus gibt es
aber, das solichs eyn törliche vermessenheyt ist und eyn unsinnigs
K 2 a onjwissen unser verderbten natur sampt der waren tugenden und fromb-
keyt.

Die Peripatetici sahen wol, das solche volkommenheyt weit über der 3°
menschen vermögen ist, macheten derhalben die sach etwas milter,
gaben für, wer die tugend mittelmessig erlangete und dabei die leipliehen
guter auch etlicher maß bekomen könde, das der selig were. Dis aber
bede mögen auch nicht von menschen bekommen werden. Dann wir
von juget uff allein zum argen geneigt und alles waren güten onverstendig 35
und onvermöglich sind. So lasset uns der Herre dann wie recht auch im
zeitlichen kein rüge. Derhalben bleiben die menschen noch aller philosophy
und Gottesdienst halben, den alle weit ausser Christo hat und erdencken
mage, in forcht und schrecken vor dem gericht Gottes und deshalben
in aller onrüge und onseligkeyt. 4°

Der einige Christus ists, der uns zü rügen hilffet, so wir zü im kommen
uns under sein joch und in seine lere begeben. Dann, wie vorgesagt,
er uns allein versicheret der Verzeihung der sünden und aller vätterlichen
 
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