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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 7): Schriften der Jahre 1538 - 1539 — Gütersloh, 1964

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https://doi.org/10.11588/diglit.29833#0157
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VON DER WAREN SEELSORGE I 5 3

liehen leüten klagen hören, das die Hispanier in den newgefunden
landen die armen leütlin also zur arbeit, inen goldt und anders zu
suchen, trungen und queleten, das sie, als denen solche arbeit und
quäle onleidlich, inen selb den tod antheten 212. Zum anderen, was
5 richtet man auß, auch der unseren halb? Wiefil feiner leut vernutzet
man in den schiffarten, und wann man meinet, man habe fil gewunnen,
so bringen sie allein materi und anreitzung erschockenlicher kriegen,
prachts und hochmüts und vertruckung 213 des armen gemeinen volcks;
Dann durch dise hendel und gewin bringen etlich wenige aller weit gut
10 und hab in ire hend und treiben dann damit allen mütwil und machens
mit den anderen, das fil bei irer sauren halsarbeit kaum das dürre brot
haben mögen k214. Dis heisset dann die Christenheit gemeh- [46 (N 2) b)
ret. Der Herre wolle unseren Fürsten und obren verstandt und willen
verleyhen, die Christenheit warlich zu erweiteren und zu besseren.

15 Nun, das wir von disem articul beschliessen, was an dem suchen der
verlornen schäfflin die gemeinen Christen und obren versäumen, das-
selbige sollen alweg die Eltisten der Kirchen understohn zu erstatten;
Und wo sie nit Apostolische berüff und befelch haben, zu frembden
völekern zu ziehen, sollen sye doch in denen Kirchen, da sye der h. Geist
20 zu Bischöffen und uffsehern verordnet hat, nieman uberal, der sich zu
der Gemeind Christi nit haltet, irrgehn lassen, sonder an einem jeden
alles das versuchen, das inen Gott ymmer zu versuchen gibt, damit sie
soliche zu gantzer gemeinschafft Christi bringen.

Und fürnemlich seind sie disen fleiß schuldig denen, die uff den namen
25 Christi getaufft sind. Von welchen sie auch nieman uberal verlassen
mögen on schwere beschuldigung an Christo unserem Herren. Dann
soliche Christo dem Herren darumb im tauff ergeben und eingeleibet
sind 1, das sie durch den Kirchendienst zum leben Christi ufferzogen
und ymer gefürdret werden sollen. Derhalben, welche die Diener Christi
30 von den getäufften verlassen, ee sye an inen entlieh erfaren, das sie hund
oder sew sind, das ist, solche widerfechter oder Verächter Christi 213, das

k) reliquos ita tractant, ut ex maximis acerbissimisque laboribus vix aridum panem
comparare possint. -1) Etenim tales Christo in Baptismo ideo traditi atque incor-
porati sunt.

bürg zusammen. Vgl. H. Lipgens: Jean Glapion. Arch. Francisc. Hist. 45. 1952.
S. 25. — 0. Leherhoff: Die Beichtväter Karls V. Diss. Göttingen 1932. S. 2off.

212. Auch Erasmus klagt darüber, daß bei der Gewinnung neuer Länder mehr auf
den materiellen Gewinn als auf die Gewinnung für das Christentum geachtet werde.
Ecclesiastes (CI V, Sp. 814, A ff.).

213. Unterdrückung.

214. Zur Erhöhung der sozialen Gegensätze vgl. W. Andreas: Deutschland vor
der Reformation. 1959. S. 369ff.

215. Phil. 1,28; Ro 1,30.

Was Schadens man unseren
lenten einfüret von den
newgewunnenen Insulen
und landen.

Was jederman am süchen
der verlornen schäfflin
versäumet, sollen die
Kirchendiener erstatten.

Den verlornen schäfflin,
so geteuffet, muß man mit
höhistem ernst nachgehn
und sie suchen.
 
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