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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 7): Schriften der Jahre 1538 - 1539 — Gütersloh, 1964

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https://doi.org/10.11588/diglit.29833#0160
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156

SCHRIFTEN DER JAHRE I 5 3 8—1 5 39

Vermöge des ersten
Spruchs.

Was da seie, die schaf auff
den achßlen herspitragen.

Vermöge des anderen
Spruchs von der angst-
gebürt.

Wie die Obren die ver-
scheichten schafe sollen
helfen widerbringen.

Wie die Seelsorger.

wir solche schaf wider in schafstall Christi, das ist, in die rechte und
gantze gemeinschafft Christi, vermögen. Welches die Vorgesetzten
sprüch, neben anderen schrifften, alle drei gar schon und außtrucklich
dargeben und bezeugen.

Dann sobald uns nur ein schaff von der herd irrgoht, so leret uns der
erste Spruch, die neunundneuntzig schaff verlassen und dem einigen
verlornen so lang nachgohn und es suchen, biß wirs finden. Da sollen
wirs dann uff unsere achslen legen und wider zu der herd tragen mit
höchster begird und freuden; Das ist, wir sollen solchen verscheichten
schaffen alles sein, wer- [49 (O 1) a] den und thün, alles von inen und
umb irentwillen tragen, meiden und leiden, biß wir sie widerumb in
die wäre und gantze gemeinschafft der Kirchen, zu der weid und hüt
Christi in der Kirchen vermögen. Dann solle von uns nichts underlassen
werden, wie wir Christo gewinnen alle, die in noch nie erkant haben,
als hievor bewisen ist, wiefil mehr sollen wir allen Heiß, mühe und
arbeit ankeren, das wir im die wider züfüren, die in einmal erkant haben
und sind noch sein und uns derhalben in Sonderheit befolhen?

Ja, hiezu solle ein solcher fleis, ernst und angst angekeret werden, das
es einer gepürtangst und arbeit gleich seie. Also gibt uns je der h. Paulus
sein exempel für, davon der ander Spruch meldet. Nun aber ein frawe,
die in kindsarbeit n ist, was kan die mehr begeren, warumb mage sie
sich hefftiger engstigen und arbeiten, dann das sie ir kind wol gepere?
Sihe nun, ein solcher ernst, eifer, angst, not und arbeit wurt erforderet,
das man Christum in den abgefallenen widerumb gepere und zu rechter
gestalt bringe, das ist, die verscheichten schaf wider in schafstal Christi
und zu gantzer gemeinschafft Christi füre und treibe.

Und diser ernst, eifer und arbeit wurt erforderet zwar von allen Christen
und lebendigen glideren Christi, Besonders aber von den ordenlichen
Oberhirten, den gewaltigen, Und so fil an dem durch bericht und under-
weisung der warheit Christi beschehen solle, zum fürnemisten von den
gesetzten Hirten und Seelsorgern.

[49 (O 1) b] Die obren sollen in demiren dienst leisten mit fleissigem
abtreiben falscher lere und aller anreitzung zum argen Und mit ernst-
lichem anhalten, die underweisung Christi von den seelsorgeren zu ver-
nemen und sich zur gemeind Christi wider züthün. Aber die Seelsorger,
die müssen den leüten mit höchstem fleiß nachgohn, an inen alles das
versuchen, das inen Gott immer zu versuchen gibt, damit sie die leüt
durch clare und gewaltige anzeige und Widerlegung der irthumb und
hertzliches dargeben 221 der warheit und erlösung Christi wider auß der

n) mulier parturiens.

221. Darbieten; Grimm II, Sp. 734.
 
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