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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 7): Schriften der Jahre 1538 - 1539 — Gütersloh, 1964

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https://doi.org/10.11588/diglit.29833#0162
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i)8

SCHRIFTEN DER JAHRE 1538-1539

Den verwandten schaffen
sollen rath thün alle
Christen, die obren und
Seelsorger.

Das alle Christen den
sünderen %ur büß helffen
sollen.

Die straff und besserung
von Seelsorgern %ü leisten.

alle Christen rath thün sollen, aber in Sonderheit die Seelsorger; Das
ander, das man solchen rath allen schaffen thün soll, die verletzet oder
verwundt werden. Das dritte, was der raht und die artznei sye, damit
man die verwundten schaff heyle.

Welche die verletzten und verwundten schaff sein, ist hie oben gesagt.
Nemlich, die wol in der Kirchen und gemeinschafft Christi bleyben,
ubersehen 223 sich aber in offnen und bekanten Sünden und mißhand-
lungen; Als da sind abstand von der bekantnüß Christi?, Verleugnung
der warheit Christi und andere lesterung Gottes, seines h. worts und
aller gütlicher dingen. Ungehorsame und frevel gegen den fürgesetzten %
Alle Verletzung des nächsten mit Worten und wercken, an güt, leib oder
eeren 224; Alle onzucht und onmessigkeit.

So ist nun das erst, das wir hie zü lernen haben, wer die verletzten
und verwundten schaff verbinden [51 (O 3) a] und heylen solle. Dises
staht erstlich zü allen Christen, dann Christus je in allen Christen leben
und seine werck üben müß, fürnemlich aber sollen sich des befleissen,
die, so zü der seelsorg und diser artzney der sünden besonders verordnet
sind. Die obren sollen das ir auch darzü thün und dabei versehen 223,
das die besonderen seelärtzet und alle Christen ir ampt in dem trewlich
und fruchtbar außrichten; Dann je der obren ampt, denen Gott alle
seelen underworffen hat, ist, das sie versehen und darzü helffen, das
alle seelen recht und wol leben und Christo unserem Herren, dem der
Vatter allen gwalt gegeben im hymel und erden, rechtgeschaffen und
geflissen in allen dingen dienen.

Im ersten Spruch sehen wir, das der Herr zü einem jeden Christen
spricht: Sündiget dein brüder an dir. Also im vierdten Spruch fordret der
h. Geist, das ein jeder der geistlich ist, das ist, ein Christ und Christlich
zü leben begeret, solle die, so durch sünden übereilet werden, wider
helffen zürechtbringen.

Im anderen Spruch aber haben wir die straff, die von filen und von
der Kirchen wegen geschehen wäre. Welche der heilig Paulus erwegt
hatte und wäre durch die Eltisten der Kirchen zü Corintho verrichtet
worden. Darumb, so würdt uns in disem Spruch die straff und besserung
dargegeben, welche die Seelsorger verrichten sollen. Solche straff
erfordert der Herre, da er befilcht, die, so sich uff die besondere Ver-
warnung nit besseren wollen, der Kirchen anzüzeigen, uff das soliche
die Kirch durch ire Eltisten auch warne und straffe. Und das ists, das

p) delinquunt peccatis atque sceleribus manifestis ac notoriis: cuiusmodi sunt,
apostasia a confessione Christi. - q) inoboedientia et audacia erga praepositos.

223. Sich vergehen, sündigen.

224. Vgl. zum Dienst am Nächsten »Daß ym selbs «, 1523. Unsere Ausg. I, S. 29ff.

225. Vorsorge treffen.
 
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