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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 7): Schriften der Jahre 1538 - 1539 — Gütersloh, 1964

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https://doi.org/10.11588/diglit.29833#0164
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i6o

SCHRIFTEN DER JAHRE I 5 3 8-1 5 3 9

Die Sünden muß man
an^eigen, das man sie
bekenne und rewe.

Woran der sünder
gewunnen.

Ein sanfftmütiger Geist
und grosse liebe gehört %ur
straff der sünder.

widerumb trösten und zur hoffhung der gnaden stercken, das er zu
warer besserung gantz eifrig und lustig werde.

Der Herre fordret je im ersten Spruch, das man dem, der gesündet,
seine sünd also anzeige und entdecke, das er der Sünden uberzeüget
und uberwundenund also durch die waren büß gewunnen werde; 5
Er brauchet je das wort ehsyxsiv, welches heißt, einem das unrecht
klar anzeigen und in des uberwinden. Und setzet hinzu: Höret er dich,
so hastu deinen hruder gewunnen; Indem er durch die wörtlin, deinen brüder,
und gewinnen, anzeiget, das er ein solches straffen deren, die gesündiget
[52 (O 4) b] haben, erfordret, das recht brüderlicher liebe und der sorg- 10
feltigkeit, die brüder vom ewigen tod zum ewigen leben zü gewinnen,
gemäß seye und wol anstande. Nun ist aber der sünder dann erst ge-
wunnen, wann er dahin bewegt und bracht ist, das er spricht: Ich habe
gesündiget, begere der gnaden, will mich besseren, ist seiner sünden
halb gar erschlagen und gedemütiget; Aber auch in Christo wider wol 15
getröstet und zü aller besserung gantz begirig und hitzig worden*.
Alsdann ist der schad recht verbunden und heylet das verletzet glid
am innerlichen menschen.

Welche dann nun nach dem befelch Christi die sünder straffen und
gewinnen wollen 11, bey denen würdt sichs selb geben, das sye das thüen 20
mit senfftmütigem geist, den der fierde Spruch erfordret. Und auß recht
hertzlicher liebe, aus deren man gantz willig und bereitet seie, des
sünders last zü tragen, welche Hebe der fierdte Spruch leret, und auch
für in zü büssen, wie der dritte Spruch das exempel Pauli fürhaltet.

Ein soHche artzney hat der heilig Apostel dem gemeldten Corinthier 25
bereytet und bewysen; Er hat in lassen von der gantzen Kirchen wegen
straffen und hat er in für sich in krafft seines geists besonders auch ge-
züchtiget und dem Satan ubergeben zur casteyung des fleischs, domit
dem Geist geholffen würde. Hiemit hat er disen sünder zü solcher rew
und büß der sünden bracht, das die sünde in im gar undertrucket und 3°
getötet warde. Damit dann diser mensch sich auch getrost zü rechter
besserung wider uffrichtet und in derselbigen gestercket würde, schribe
er der Kirchen zu Conrin- [53 (P 1) a] tho, es were der straffe und des
ernsts genüg, sie solten im nun fort meer vergeben, in trösten und die
Hebe an im bewesen, domit er nit in große traurigkeit versüncke. Und 35
vergäbe er im und tröstet in auch.

An dem ist nun ja wol zü erkennen, was dise Geistliche artznei der
verletzten und verwundten schaffen und wie sye auch denselbigen zü

t) sed et in Christo rursus consolationem perceperit emendationemque cupidissime
susceperit. -u) peccatores arguere et lucrari.

227. Ps 37,19.
 
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