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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 7): Schriften der Jahre 1538 - 1539 — Gütersloh, 1964

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https://doi.org/10.11588/diglit.29833#0169
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VON DER WAREN SEELSORGE

165

Diß gesatz hat der fromme Keyser Theodosius dermassen außgehn
lassen und krefftig gemacht, das es allenthalben angenommen und so
fil gölten hat, das es der Keyser Justinianus hernaher in seine büch der
Keyserlichen gesetz und gepott eingeleibet hat, wie wirs dann noch
5 haben. C. de poenis, hebt an: Si vindicari 240.

Secht, solchen ernst hat man in der Kirchen gegen denen geübet, die
die Kirchen mit öffentlichen [j6(P4)a] schweren Sünden verletzet
haben, danach die waren Bischöff die Kirchen geregieret haben.

Dise h. getrewe Bischöff haben auch disen ernst nit anders, dann als
10 von Christo gepotten und erfordret, geübet, nit als ein menschliche
Ordnung. Dann der h. Paulus dise ordnung nit allein selb ernstlich
gehalten hat, wie ein befelch des Herren, sonder schiltet auch an
anderen, wa soliche ordnung nachgelassen warde e. Zun Corinthiern
schreibet er: Und ir seit uff geblasen und habt nit fil mehr lej dt getragen uff das,
15 der mißhandlet hat, von euch gethon würde [ 1 Cor 5,2]. Sehe, die gmeine
Kirch zü Corintho solte über dises menschen mißhandlung leydt ge-
tragen und geklaget und in von sich gethon haben f. Sagt nit: »So ferr
er nit will abston von seinem argen«, sonder: »der also diß gethon
und mißhandlet hatt«.

20 Und als die Corinthier die straff des Apostels bey inen haben gelten
lassen und, das sye züvor versäumet, erstattet, schreibet inen der Apostel.
»Es ist disem«, meinet den gebüßten, »soliche straff, die im von filen
beschehen, genug, das yr nun hingegen im mehr vergebet und in
tröstet, uff das er nit in alhffH grosser traurigkeit versincke «. Sihe, der Apostel
25 vermanet die Corinthier, das sie disem büssenden vergeben sollen,
die straffe, so im von filen beschehen wäre, das ist, von der gantzen
Kirchen, wie das der Apostel geordnet hat in der ersten Epistel, v. [1 ff.],
seye genüg Und hencket des ein soliche ursach daran. Uff das er nit in
all'gü grosser traurigkeit versincke. Ist nun diser mensch seiner Sünden halb
30 so traurig gewesen, das zü besorgen [56 (P 4) b] wäre, er möchte in
solcher grosser traurigkeit versincken und gar verzagen so würt er
sich freilich lengest zur besserung begeben und die straff der Kirchen
in höchster demüt angenomen und also die Kirch warlich gehöret
haben. Doch war im noch nit vergeben und hat müssen in der straff
35 und büß so lang stöhn. Dann der h. Apostel, nachdem er die erst Epistel
zün Corinthiern geschriben, hat er erstlich Timotheum, darnach auch
Titum zü inen gesandt und dem allen nach, und als er weite reysen
zübracht, hat er erst dise ander Epistel zun Corinthiern geschriben
und sie vermanet, disem büssenden zü vergeben, und er im auch ver-

Dise büsse ist Gottes
ordnung.

Der xd Corintho so grob
und öffentlich gesundet hat,
war in sollicher rewe, das
man sich das verxagens bei
im xu besorgen hat, noch
must er mehr dann jar
und tag in der büß stöhn
und von der gemein Gottes
außgeschlossen sein.

e) si quando ordinatio haec negligebatur. - f) eumque e suo commercio ex-
clusisse.

240. CICiv IX, 47,20.
 
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