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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 7): Schriften der Jahre 1538 - 1539 — Gütersloh, 1964

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https://doi.org/10.11588/diglit.29833#0173
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VON DER WAREN SEELSORGE

169

solte in auß dem büch des lebens abthün oder solte dem volck ver-
zeihen. Im [59 (Q 3) a] dritten büch am xiiii. Cap. Item von Jehosua
am vii. Cap. [6] seins büchs, wie er sampt den Eltisten den gantzen tag
vor dem Herren läge zü klagen und zü flehen, da doch allein der Achan
5 sich am verbanten der statt Jericho vergriffen und versündet hat, aber
domit den zorn Gottes wider das ganze volck erwecket. Es laßt Gott
die Gemeinden von allen iren glideren nutz empfahen, darumb müssend
sie auch solcher sünde tragen und irer straffen teilhafft sein.

Nun auß disem sehen wir, wie der almechtig gütig Gott auch seinem
10 alten volck dise ertzney der Sünden, das ernstlich und öffentlich demüti-
gen, züchtigen und büssen, gepotten. Und das so ernstlich, das er hiezü
nit allein die, so gesündiget, wolte verpflichtet sein, sonder auch das
gantze volck und zum fordersten die fürsteher, die hirten und Seelsorger.
Wir sehen auch in dem allen, wie der wäre götliche Geist hiezü alle
15 rechtgleubigen allweg getriben hat und selb willig gemacht.

Weil dann nun in der Kirchen Christi alles güts, alles das nützet und
besseret, alles das ein artzney ist wider die Sünden, fil volkomner,
ernstlicher und eyfriger geübet werden solle, dann bey den alten, dann
sie auch die genad und erlösung Christi, des werck ist seinem volck
20 von Sünden helffen, volkomner empfangen hat; Wie hette dann der
heylige Paulus sampt allen anderen Apostolen und seelsorgeren nit
sollen soliche von Gott so gar ernstliche und darumb zum höchsten
heilsame artznei wider die Sünden mit allem ernst erfordret, selb ge-
leystet und jederman darzü mit allem eifer getriben und angehalten
25 haben, ob- [59 (Q 3) b] gleich dise ordnung uns im büchstaben aus-
trucklich nit fürgeben ist, wie den alten.

Und ist dis eben wol zü mercken, an diser und an allen eüsseren
Übungen der Kirchen, das unser Herre Jesus uns von allem eüsseren
thün im buchstaben gar wenig fürgeschriben hat; Und was er davon
30 fürgeschriben, das hat er auch mit kurtzen Worten begreiffen lassen.
Wir haben allein vom h. Tauffe, Nachtmal und der Büß sein geschribne
ordnung, Und darzü dieselbige uffs kurtzist. Vom Tauffe haben wir je
nicht mehr befelchs oder gepots im büchstaben, dann: Machen mir alle
vdicker jüngeren und teujfen sie etc. [Mt 28,19]. Vom h. Abetmal allein,
35 wann wir soliches halten, das wirs zü seiner gedechtnüs halten sollen 250;
Also von disem gegenwertigen handel der Büß haben wir auch nit
mehr, dann das die Seelsorger allen rewenden und die, die besserung
versprechen, die Sünden vergeben sollen 251. Und was sie uff erden
binden, das dasselbige solle im himel gebunden sein, und was sie uff
40 erden lösen, das dasselbige auch im himel solle los sein. Welchen sie
die sünde behalten, das sie denen sollen behalten sein, und wem sie

In der Kirchen müß alles,
das wider die sünde hilffet,
zßm ernstlichsten geübet
werden. Darumb solle sie
die büß strengisten
üben.

Die eüsseren Kirchenübung
sind vom Herren allein in
der summa und durch die
Apostel erst gentzjich und
in allen teylen angerichtet
worden.

250. 1 Cor 11,25.

251. Mt i8,2if.
 
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