I?2
SCHRIFTEN DER JAHRE I 5 3 8-1 539
Wie die Kirch bindet.
Apostel, ja, durch seinen h. Geist dargegeben und befolhen, wie es hie
oben auß dem h. Paulo dargethon ist.
Auß disem Gottesbefelch und Ordnung des h. Geists ist nun die
öffentliche beicht und büß, von deren wir hievor meldung gethon, bei
den h. alten Vdttern so ernstlich gehalten worden. 5
[61 (R 1) b] Und wo jemand, der etwas schwerlich gesundet, zur
gemeinschafft Christi uffgenommen und mit der Kirchen versünet warde,
ee dann er durch solche büß der Kirchen sein zeit genügthon hatte,
habens die alten h. martyrer und Vetter anders nit gehalten, dann ein
frevele ubertrettung der ordnung Christi und ein gewisses verderben, io
bede, des der gesündiget und der gantzen Kirchen. Wie wir das bey dem
h. Cypriano und anderen Vättern lesend 8.
Der Herre hat seiner Kirchen Schlüssel zum hymelreich und gewalt
gegeben zü binden und zü lösen, die sünd zü behalten und zü verzeihen.
Was ist nun binden und die sünd behalten anders, dann die, so gesündet, 15
wann das für die Kirchen kommen, als die sünder, die die erlösung
Christi verachtet haben, als die in zorn Gottes und ewige verdamnüß
gefallen sind, zür büß der Sünden verbinden und anhalten und sie gnad
und besserung von hertzen zü süchen treiben, mit demütigen und
casteien ires stoltzen und mütwilligen fleischs ? 20
Sodann die Kirch solle auch lösen und die sünd verzeihen und solle
das von Gottes wegen thün ( und derhalben mit allem ernst und warheit
handlen, kan sie ja nieman lösen oder die sünd vergeben, dann von
dem sie in der warheit erkennen mag, so fil ir zü erkennen gepüret, das
er in warer rew seiner sünden stände und sich zur besserung hertzlich 25
begebe. Soliche wäre rewe aber und begeben zur besserung nach den
schwerem und gröberen feilen beweiset keiner domit, das er allein von
der begangen sünden thätlich abstoht und spricht, es ist mir leydt, ich
wils nit mehr thün.
[62 (R 2) a] Wenn doch einer (welche gleichnüß auch der h. Ambrosius 30
gibt 259) nur ein menschlichen Fürst schwerlich erzürnet und damit das
leben verwürcket hat, ist von im abgefallen, hat im etwas verontrewet
oder sonst gröblich mißhandlet, was demütigen, bekennens, bittens
und flehens keret ein solicher an, durch sich und die seinen, wazü begibt
und verpflicht er sich, damit er ein wäre rewe seiner mißhandlung und 35
steiffen willen sich zü besseren beweise ? Er gedencket nit, das es damit
gnüg sein solte, allein von der missethat abston und sagen, ich wils
nimer thün.
t) idque facere debet nomine et loco Dei.
258. Nach Cyprian gibt es keine Kirchengemeinschaft ohne Buße: Ep. 15 (CSEL
3,2,513); Ep. 65 (ebd. 2,721); Ep. 67 (ebd. 2,7351.).
259. Ambrosius: Beispiel vom Fürsten und Rebellen. MSL 16, 540; 14,1084.
SCHRIFTEN DER JAHRE I 5 3 8-1 539
Wie die Kirch bindet.
Apostel, ja, durch seinen h. Geist dargegeben und befolhen, wie es hie
oben auß dem h. Paulo dargethon ist.
Auß disem Gottesbefelch und Ordnung des h. Geists ist nun die
öffentliche beicht und büß, von deren wir hievor meldung gethon, bei
den h. alten Vdttern so ernstlich gehalten worden. 5
[61 (R 1) b] Und wo jemand, der etwas schwerlich gesundet, zur
gemeinschafft Christi uffgenommen und mit der Kirchen versünet warde,
ee dann er durch solche büß der Kirchen sein zeit genügthon hatte,
habens die alten h. martyrer und Vetter anders nit gehalten, dann ein
frevele ubertrettung der ordnung Christi und ein gewisses verderben, io
bede, des der gesündiget und der gantzen Kirchen. Wie wir das bey dem
h. Cypriano und anderen Vättern lesend 8.
Der Herre hat seiner Kirchen Schlüssel zum hymelreich und gewalt
gegeben zü binden und zü lösen, die sünd zü behalten und zü verzeihen.
Was ist nun binden und die sünd behalten anders, dann die, so gesündet, 15
wann das für die Kirchen kommen, als die sünder, die die erlösung
Christi verachtet haben, als die in zorn Gottes und ewige verdamnüß
gefallen sind, zür büß der Sünden verbinden und anhalten und sie gnad
und besserung von hertzen zü süchen treiben, mit demütigen und
casteien ires stoltzen und mütwilligen fleischs ? 20
Sodann die Kirch solle auch lösen und die sünd verzeihen und solle
das von Gottes wegen thün ( und derhalben mit allem ernst und warheit
handlen, kan sie ja nieman lösen oder die sünd vergeben, dann von
dem sie in der warheit erkennen mag, so fil ir zü erkennen gepüret, das
er in warer rew seiner sünden stände und sich zur besserung hertzlich 25
begebe. Soliche wäre rewe aber und begeben zur besserung nach den
schwerem und gröberen feilen beweiset keiner domit, das er allein von
der begangen sünden thätlich abstoht und spricht, es ist mir leydt, ich
wils nit mehr thün.
[62 (R 2) a] Wenn doch einer (welche gleichnüß auch der h. Ambrosius 30
gibt 259) nur ein menschlichen Fürst schwerlich erzürnet und damit das
leben verwürcket hat, ist von im abgefallen, hat im etwas verontrewet
oder sonst gröblich mißhandlet, was demütigen, bekennens, bittens
und flehens keret ein solicher an, durch sich und die seinen, wazü begibt
und verpflicht er sich, damit er ein wäre rewe seiner mißhandlung und 35
steiffen willen sich zü besseren beweise ? Er gedencket nit, das es damit
gnüg sein solte, allein von der missethat abston und sagen, ich wils
nimer thün.
t) idque facere debet nomine et loco Dei.
258. Nach Cyprian gibt es keine Kirchengemeinschaft ohne Buße: Ep. 15 (CSEL
3,2,513); Ep. 65 (ebd. 2,721); Ep. 67 (ebd. 2,7351.).
259. Ambrosius: Beispiel vom Fürsten und Rebellen. MSL 16, 540; 14,1084.