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VON DER WAREN SEELSORGE
*73
Was solle dann nun für ein beychten, klagen, demütigen, betten und
flehen, begeben und verpflichten, von denen ankeret und geübet werden,
die yre grosse und erschrockliche Sünden recht erkennen und rewen,
domit sie den almechtigen, yren hymlischen Vatter, und unseren Herren
Jesum Christum, iren einigen heylandt, so schwerlich erzürnet und
seine Gemeine also schädlich verergeret, das sie dadurch den ewigen
tod verdienet haben ? On zweifei, kein solicher würdt imer mehr meinen,
das es genüg sey, von der sünd mit der that abstohn und sprechen, es
ist mir leydt; Sonder würdt wie der erst Adam, wie die kinder Israel
und alle, die under inen je recht die sünd erkendt und gerewet, Wie
Petrus und alle, die in der Kirchen Christi je warlich gebüsset haben
und es der h. Paulus die Corinthier leret, mit grossem schrecken und
forcht, mit ernstlichem demütigen und casteyen, mit fasten, betten,
weinen und flehen, mit höchstem eifer sich in Gottes gefallen zu richten,
in leiden, meiden, dulden und [62 (R 2) b] tragen, thün und lassen aller
deren dingen, in denen man hoffen mag, Gott ein gefallen zu thün.
Der liebe Petrus hat auch nit genüg, das er uff höret, den Herren zü
verleugnen, und das es im leidt wäre, sonder kondt nit meer des orts,
da er gefallen wäre, bleiben, gienge hin, weinet bitterlich^ 0, klaget und trüg
leidt über sein so schwere sünde, Biß in der Herr selber tröstet 201; Und
freilich dieselbige zeit seines weinens und klagens hat er seinem leib
wenig ergetzlicheit vergünnet. Also thet auch das volck von Israel,
soofft es den Herren etwas geferlich erzürnet hatte. Also thät auch
David, Ezechias, Jeremias, Daniel, Paulus 202 und alle diejenigen, die
die schwerer Sünden irerselb oder anderer beklaget und gebüsset haben;
Wie sagte der Zoller 203 im Tempel? Nicht: wolan Herr, ich wille mich
nun besseren und von Sünden abstohn, sonder stünde von fernen, dorffte
seine äugen nit gen himel uff heben, schlüge an sein brust und sprach: Gott sei
mir sünder genedig [Lc 18,13]. Also auch die Sünderin, Luc. vii. [36ff.].
Ließ es damit nit gethon sein, das sie von irem lasterleben wäre abge-
standen, sie trange über das zum Herren" und das, wie er under den
onbarmhertzigen Phariseern wäre, weinet da vor jederman und klaget
ire sünde, biß sie der Herr selber absolvieret und hieß sie im friden
hingohn.
Also schlecht, wa die leut in die schwereren und gröberen fäl und
u) Sic etiam peccatrix Luc. 7 non putabat se officio suo defunctam, quod a vita
sua scelerata destitisset; sed insuper sese conferebat ad Dominum.
260. Mt 26,75.
261. B. denkt offenbar an Io 21,5 ff.
262. 2 Reg 12; 4 Reg 19,1 (Ezechias = Hiskia); Ir 10,17ff.; Dan 4,1 ff.; 2 Cor
I 2,20 f.
263. Zöllner.
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VON DER WAREN SEELSORGE
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Was solle dann nun für ein beychten, klagen, demütigen, betten und
flehen, begeben und verpflichten, von denen ankeret und geübet werden,
die yre grosse und erschrockliche Sünden recht erkennen und rewen,
domit sie den almechtigen, yren hymlischen Vatter, und unseren Herren
Jesum Christum, iren einigen heylandt, so schwerlich erzürnet und
seine Gemeine also schädlich verergeret, das sie dadurch den ewigen
tod verdienet haben ? On zweifei, kein solicher würdt imer mehr meinen,
das es genüg sey, von der sünd mit der that abstohn und sprechen, es
ist mir leydt; Sonder würdt wie der erst Adam, wie die kinder Israel
und alle, die under inen je recht die sünd erkendt und gerewet, Wie
Petrus und alle, die in der Kirchen Christi je warlich gebüsset haben
und es der h. Paulus die Corinthier leret, mit grossem schrecken und
forcht, mit ernstlichem demütigen und casteyen, mit fasten, betten,
weinen und flehen, mit höchstem eifer sich in Gottes gefallen zu richten,
in leiden, meiden, dulden und [62 (R 2) b] tragen, thün und lassen aller
deren dingen, in denen man hoffen mag, Gott ein gefallen zu thün.
Der liebe Petrus hat auch nit genüg, das er uff höret, den Herren zü
verleugnen, und das es im leidt wäre, sonder kondt nit meer des orts,
da er gefallen wäre, bleiben, gienge hin, weinet bitterlich^ 0, klaget und trüg
leidt über sein so schwere sünde, Biß in der Herr selber tröstet 201; Und
freilich dieselbige zeit seines weinens und klagens hat er seinem leib
wenig ergetzlicheit vergünnet. Also thet auch das volck von Israel,
soofft es den Herren etwas geferlich erzürnet hatte. Also thät auch
David, Ezechias, Jeremias, Daniel, Paulus 202 und alle diejenigen, die
die schwerer Sünden irerselb oder anderer beklaget und gebüsset haben;
Wie sagte der Zoller 203 im Tempel? Nicht: wolan Herr, ich wille mich
nun besseren und von Sünden abstohn, sonder stünde von fernen, dorffte
seine äugen nit gen himel uff heben, schlüge an sein brust und sprach: Gott sei
mir sünder genedig [Lc 18,13]. Also auch die Sünderin, Luc. vii. [36ff.].
Ließ es damit nit gethon sein, das sie von irem lasterleben wäre abge-
standen, sie trange über das zum Herren" und das, wie er under den
onbarmhertzigen Phariseern wäre, weinet da vor jederman und klaget
ire sünde, biß sie der Herr selber absolvieret und hieß sie im friden
hingohn.
Also schlecht, wa die leut in die schwereren und gröberen fäl und
u) Sic etiam peccatrix Luc. 7 non putabat se officio suo defunctam, quod a vita
sua scelerata destitisset; sed insuper sese conferebat ad Dominum.
260. Mt 26,75.
261. B. denkt offenbar an Io 21,5 ff.
262. 2 Reg 12; 4 Reg 19,1 (Ezechias = Hiskia); Ir 10,17ff.; Dan 4,1 ff.; 2 Cor
I 2,20 f.
263. Zöllner.