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SCHRIFTEN DER JAHRE 1538-1539
Das nachtmal Christi ist
die höhiste begnadigung,
darumb solle es niemand
mitgetheilet werden, des
ren>e man noch nit
erkennet.
gentzlichbegnadige und inen die Sünden vergebe; Wie auch bei den
alten die büssenden zu den hohen danckopfferen nit zügelassen sind,
bis sie ire büß und reinigung verrichtet hatten 398. Und warde doch in
denselbigen opfferen die gemeinschafft Christi und begnadigung Gottes
nit so herlich und thetlich mitgeteilet 2, als in dem h. Nachtmal beschicht. 5
Diser tisch ist den Jüngeren Christi verordnet, die aller ding ein leib
und brot sind in Christo; Also mögen aber die noch nit gehalten werden,
die zur büß gebunden sind, denen die Kirch noch nit vergeben hat. So
darffe sie auch nit so bald einem jeden, der da spricht: »Mich re wen
meine sünde«, vergeben, an dem die rewe sust nichs bescheinet. 10
Dem so bitterlich weinenden Petro 2", dem freulin, das also rewet,
das es dem Herren die füß mit seinen treheren weschet 300, dem ver-
lornen Son, der im elend so lang und hart gebüsset hat und mit gantz
erschlagnem hertzen und geengstigten Geist zum vatter keret, sein sünd
da öffentlich beichtet und beklaget, solle wol die Kirch bald vergeben 15
und das selig Abetmal Christi nit Vorhalten, wie sie in dem ires Herrens
und gemahels exempel und befelch hat. Der-[j2 (T 4) b] massen bewei-
sen aber nit alle ire rewe, die der gnaden Christi mit Worten begeren.
Der fromme amptman, von dem wir vor ein gleichnüs eingefüret,
darffe doch, wann im sein Herr befilhet denen genad zü thun, die sich zur 20
besserung begeben und schicken, die zeitliche genad seines herren nicht
gleich einem jeden mitteylen, der da spricht: »Ich will mich besseren«;
Wiefil weniger mag dann den getrewen dieneren Christi gepüren, das
sie solten die ewige gnad Christi gleich einem jeden züsagen, der blos
spricht: »Meine sünd rewen mich, ich will mein leben besseren«, und 25
aber seine rewe und willen zur besserung noch mitnichten der Kirchen
bewisen hatt. Gottes haushalter und diener sollen ja in den götlichen
Sachen mit warheit und allem ernst handlen. Wie lang hielte der aller
gütigst und barmhertzigst Apostel den Corinthier in der büß? davon
wir oben meldung gethon. Wie lang der h. Ambrosius den Keiser 30
Theodosium 301?
Und derhalben, das also im h. Abetmal die gantze und höhiste Ver-
gebung a der sünden und begnadigung deren, so gesündiget haben, mit-
geteilet würt und aber die getrewen Diener niemand die sünden ver-
geben dörffen, dieselbigen haben dann die rewe und den willen zur 35
besserung der Kirchen mit rechtem ernst und dapfferer anzeige b bewi-
z) communio Christi et reconciliatio Dei, non tarn praeclare et actuose communica-
batur. - a) reconciliatio. — b) claraque demonstratione.
298. Lev 7,20h
299. Mt 26,75.
300. Lc 7,36ff.
301. Vgl. oben S. 163, 21 ff.
SCHRIFTEN DER JAHRE 1538-1539
Das nachtmal Christi ist
die höhiste begnadigung,
darumb solle es niemand
mitgetheilet werden, des
ren>e man noch nit
erkennet.
gentzlichbegnadige und inen die Sünden vergebe; Wie auch bei den
alten die büssenden zu den hohen danckopfferen nit zügelassen sind,
bis sie ire büß und reinigung verrichtet hatten 398. Und warde doch in
denselbigen opfferen die gemeinschafft Christi und begnadigung Gottes
nit so herlich und thetlich mitgeteilet 2, als in dem h. Nachtmal beschicht. 5
Diser tisch ist den Jüngeren Christi verordnet, die aller ding ein leib
und brot sind in Christo; Also mögen aber die noch nit gehalten werden,
die zur büß gebunden sind, denen die Kirch noch nit vergeben hat. So
darffe sie auch nit so bald einem jeden, der da spricht: »Mich re wen
meine sünde«, vergeben, an dem die rewe sust nichs bescheinet. 10
Dem so bitterlich weinenden Petro 2", dem freulin, das also rewet,
das es dem Herren die füß mit seinen treheren weschet 300, dem ver-
lornen Son, der im elend so lang und hart gebüsset hat und mit gantz
erschlagnem hertzen und geengstigten Geist zum vatter keret, sein sünd
da öffentlich beichtet und beklaget, solle wol die Kirch bald vergeben 15
und das selig Abetmal Christi nit Vorhalten, wie sie in dem ires Herrens
und gemahels exempel und befelch hat. Der-[j2 (T 4) b] massen bewei-
sen aber nit alle ire rewe, die der gnaden Christi mit Worten begeren.
Der fromme amptman, von dem wir vor ein gleichnüs eingefüret,
darffe doch, wann im sein Herr befilhet denen genad zü thun, die sich zur 20
besserung begeben und schicken, die zeitliche genad seines herren nicht
gleich einem jeden mitteylen, der da spricht: »Ich will mich besseren«;
Wiefil weniger mag dann den getrewen dieneren Christi gepüren, das
sie solten die ewige gnad Christi gleich einem jeden züsagen, der blos
spricht: »Meine sünd rewen mich, ich will mein leben besseren«, und 25
aber seine rewe und willen zur besserung noch mitnichten der Kirchen
bewisen hatt. Gottes haushalter und diener sollen ja in den götlichen
Sachen mit warheit und allem ernst handlen. Wie lang hielte der aller
gütigst und barmhertzigst Apostel den Corinthier in der büß? davon
wir oben meldung gethon. Wie lang der h. Ambrosius den Keiser 30
Theodosium 301?
Und derhalben, das also im h. Abetmal die gantze und höhiste Ver-
gebung a der sünden und begnadigung deren, so gesündiget haben, mit-
geteilet würt und aber die getrewen Diener niemand die sünden ver-
geben dörffen, dieselbigen haben dann die rewe und den willen zur 35
besserung der Kirchen mit rechtem ernst und dapfferer anzeige b bewi-
z) communio Christi et reconciliatio Dei, non tarn praeclare et actuose communica-
batur. - a) reconciliatio. — b) claraque demonstratione.
298. Lev 7,20h
299. Mt 26,75.
300. Lc 7,36ff.
301. Vgl. oben S. 163, 21 ff.