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SCHRIFTEN DER JAHRE I 5 3 8-1 5 3 9
Wenn man den ersten
keyser Heinrich, den man
den Vogler hieß, auch
%elet, als man billich
solle, so ist diser der vierd
dises namens.
Wie Bapst Gregorius vii.
Keyser Heinrichen den iiii.
gebrochen.
Wohin der Bapst lieh
gewalt gewachsen.
Als dann mit der zeit dise Simonei bei künigen und keysern zuvil
grob überhand genommen, das sie fast alle prelaturen umb gelt und
gunst hinluhen f343 und in dem die Bischöffe vorab in Teutschen landen
schon die gewaltigsten landsfürsten waren, haben dise zwo Ursachen
zusammen geschlagen und die Keyserliche oberkeyt, demnach auch der 5
anderen fürsten, undertrucket; Und ist der recht anfang an Keyser
Heynrichen dem vierden gemacht worden.
Dann als Bapst Gregorius der sibendt dise also wichtige ursach der
öffentlichen Simonei wider den Keyser hatte 344 und sich vernemen
liesse, und das mitzimlichem schein auch bewise^, wie er anders nichts 10
süchete, dann das den Kirchen ire ordenliche wal der Bischöffen und
prelaten wider zügestellet und also fromme fürsteher verordnet, die
verderbliche Simonei und alle laster der geystlichen gestraffet und
gebesseret würden, hat er bei der erbarkeyt den züfal h wider den keyser
gewunnen; Die anderen hat bewegt und vermocht der groß gewalt 15
etlicher bischoffen und der merckliche unwill, der wider disen Keyser
schier bei allen fürsten war, vonwegen seines Übelhaltens f Es war auch
der Teutschen Bischöffen maacht dazumal im Reich vil grösser dann
yetzunden.
Nachdem es dann disem Bapst eynmal gelungen und er eynen solichen 20
klugen, streitbaren und mechtigen Keyser dahin bracht, das er sich an sein
[83 (Y 3) b] gnade ergeben müste, habens die andern Bapst disem Babst
nachgethon und in dem auch ire eusseren herschafften, die dazumal gar
gering waren, ymer mit zügemehret, biß sie sich haben als herren dörffen
dargeben> der gantzen weit; Die alle künigreich und herrschafften ires 25
gefallens als ir eygenthumb zu endern haben 343, nemlich als stathalter
Christi, denen alles das in die hend gegeben sei, das Christus uff erden
habe; Und mit volkomnem gewalt, der von niemand uff erden zu richten
sei. Des sich nit allein der verzweiflet Bonifacius viii. sonder auch andere
Bapst gerümet haben 346. Alexander der vi. fieng auch an, den Englen 30
zu gebieten.
f) ut omnes fere Praelaturas pro pecunia et gratia conferrent. - g) idque satis
speciose probaret. — h) tum ab honestate consensum impetravit. — i) propterea quod
is male se gereret. — j) donec sese totius mundi dominos venditare ausi sunt.
IX, 109 (1037fr.); IX, X17 (1048); XI, 62 (1181 f.); XI, 63 (1182L); XI, 69 (i209f.);
XIII, 6 (1259) Brunhild.
343. Verleihen.
344. Kampf Papst Gregors VII. gegen Heinrich IV., Mirbt, S. 100.
345. Über das Bestreben der Päpste des 10./n. und besonders des 13. Jahrhunderts,
ganze Staaten als Eigentum des päpstlichen Stuhles zu erklären (z. B. Polen, England,
Ordensland Livland) vgl. J. Haller: Das Papsttum III. S. 412 fr.
346. Bonifatius VIII.: Mirbt, S. 210; Alexander VI. gegenüber England, vgl.
L. v. Pastor: Gesch. der Päpste III, 1. 1924. S. 557.
SCHRIFTEN DER JAHRE I 5 3 8-1 5 3 9
Wenn man den ersten
keyser Heinrich, den man
den Vogler hieß, auch
%elet, als man billich
solle, so ist diser der vierd
dises namens.
Wie Bapst Gregorius vii.
Keyser Heinrichen den iiii.
gebrochen.
Wohin der Bapst lieh
gewalt gewachsen.
Als dann mit der zeit dise Simonei bei künigen und keysern zuvil
grob überhand genommen, das sie fast alle prelaturen umb gelt und
gunst hinluhen f343 und in dem die Bischöffe vorab in Teutschen landen
schon die gewaltigsten landsfürsten waren, haben dise zwo Ursachen
zusammen geschlagen und die Keyserliche oberkeyt, demnach auch der 5
anderen fürsten, undertrucket; Und ist der recht anfang an Keyser
Heynrichen dem vierden gemacht worden.
Dann als Bapst Gregorius der sibendt dise also wichtige ursach der
öffentlichen Simonei wider den Keyser hatte 344 und sich vernemen
liesse, und das mitzimlichem schein auch bewise^, wie er anders nichts 10
süchete, dann das den Kirchen ire ordenliche wal der Bischöffen und
prelaten wider zügestellet und also fromme fürsteher verordnet, die
verderbliche Simonei und alle laster der geystlichen gestraffet und
gebesseret würden, hat er bei der erbarkeyt den züfal h wider den keyser
gewunnen; Die anderen hat bewegt und vermocht der groß gewalt 15
etlicher bischoffen und der merckliche unwill, der wider disen Keyser
schier bei allen fürsten war, vonwegen seines Übelhaltens f Es war auch
der Teutschen Bischöffen maacht dazumal im Reich vil grösser dann
yetzunden.
Nachdem es dann disem Bapst eynmal gelungen und er eynen solichen 20
klugen, streitbaren und mechtigen Keyser dahin bracht, das er sich an sein
[83 (Y 3) b] gnade ergeben müste, habens die andern Bapst disem Babst
nachgethon und in dem auch ire eusseren herschafften, die dazumal gar
gering waren, ymer mit zügemehret, biß sie sich haben als herren dörffen
dargeben> der gantzen weit; Die alle künigreich und herrschafften ires 25
gefallens als ir eygenthumb zu endern haben 343, nemlich als stathalter
Christi, denen alles das in die hend gegeben sei, das Christus uff erden
habe; Und mit volkomnem gewalt, der von niemand uff erden zu richten
sei. Des sich nit allein der verzweiflet Bonifacius viii. sonder auch andere
Bapst gerümet haben 346. Alexander der vi. fieng auch an, den Englen 30
zu gebieten.
f) ut omnes fere Praelaturas pro pecunia et gratia conferrent. - g) idque satis
speciose probaret. — h) tum ab honestate consensum impetravit. — i) propterea quod
is male se gereret. — j) donec sese totius mundi dominos venditare ausi sunt.
IX, 109 (1037fr.); IX, X17 (1048); XI, 62 (1181 f.); XI, 63 (1182L); XI, 69 (i209f.);
XIII, 6 (1259) Brunhild.
343. Verleihen.
344. Kampf Papst Gregors VII. gegen Heinrich IV., Mirbt, S. 100.
345. Über das Bestreben der Päpste des 10./n. und besonders des 13. Jahrhunderts,
ganze Staaten als Eigentum des päpstlichen Stuhles zu erklären (z. B. Polen, England,
Ordensland Livland) vgl. J. Haller: Das Papsttum III. S. 412 fr.
346. Bonifatius VIII.: Mirbt, S. 210; Alexander VI. gegenüber England, vgl.
L. v. Pastor: Gesch. der Päpste III, 1. 1924. S. 557.