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SCHRIFTEN DER JAHRE I 5 3 8-1 5 3 9
Wie die keyser und künig
die bischdff erstlich von
Gott, darnach auch von
inen selb, abfeilig gemacht.
Theodosius, wäre rewe und besserung bewisen hetten, geabsolvirt
haben. Damit würde bei beden ämptern die so jämerliche ver-[84 (Y 4)
b] Störung vermitten 349 bliben sein und die obren die Bischöff und Seel-
sorger und dann hinwider die Seelsorger und bischöff die obren bei iren
rechten diensten erhalten und gefürdert haben. 5
Da aber die keyser selb den bischöffen erstlich land und leut zu
regieren gegeben und inen über solliche land und leut und alles kirchen-
güt allen gewalt zügestellet, Und dann, uff das sie des nun zuvil grossen
kirchengüts 0 dennocht auch genüssen, und das nit allein zu des reichs
nutz sonder auch zu irem pracht, und offt nit gutem fürhaben, die 10
bischöff zu fürsten des reichs gemacht, sie in hof und kriegsgeschefften
und ettwan auch zu seer geschwinden und unerbarn practicenP ge-
prauchet; Inen über das alles in allem gotlosen wesen und öffentlicher
Simoni und kirchenverderben zügesehen, ja darzü geholffen und mit
inen gemeyn gehabt haben; Alles iren eygen kirchengesetzen, die in 15
Codice und Novellis stöhn, uffs höhist entgegen und zuwider 330; Da
hat der Herre umb unser aller sünd willen soliche keyser und künig auch
verworffen, und wie sie ir patronampt den kirchen Christi 331 und Christo
irem Herren so übel geleystet und dem Herren und seiner kirchen ire
diener entzogen, denselbigen Ursachen, raht und hilff gethon, das sie 20
an dem Herrn und den kirchen trewloß und meyneydig und öffentliche
sacrilegi, das ist, gotsdieb und reuber und seelmörder, worden sind;
Welche titel alle inen nit ich, sonder ire eygene geystliche recht und alle
heylige vätter vor vilen jaren gegeben haben; Ja, da hat es der liebe
Gott auß rechtem ur-[85 (Z 1) a] teyl dahin kommen lassen, das dise 25
vermeynten geystlichen auch an den keysern und künigen und anderen
fürsten und herren trewloß, meyneydig und uffrürisch worden sind und
des reichs erbgüter an sich gezogen und geraubet haben.
Haben dörffen die underthonen irer gelübden und pflichten, künigen
und keysern gethon, ledig sagen 333, ja verbannen alle, die iren herren 30
eyd und gelübd hielten, erschröckliche landtskrieg und verderben
anrichten^; Als dann gantze künigreich und fürstenthumb an
sich ziehen und dem reich entwenden, was dann gar wenig für-
neme stett sind, nemlich in Teutschen landen, die die bischöff im
o) bona Ecclesiastica, quae iam in immensum excreverant. - p) ad consilia astuta
et inhonesta. — q) excitare horrenda bella civilia et vastationes.
349. Vermeiden.
350. CICiv I, 3-4; Nov. x 23. Die grundsätzliche Begründung für die Heranziehung
des kaiserlichen Rechts gibt B. in »Dialogi«, 1535 (Bibi. Nr. 50) Bl. r 2 b.
351. Für die Obliegenheiten des Kaisers der Kirche gegenüber vgl. A.. Werming-
hoff, a.a.O. S. 47 und RE 15,14fr.
352. Päpste entbinden Untertanen vom Eide, vgl. Mirbt, S. 147.
SCHRIFTEN DER JAHRE I 5 3 8-1 5 3 9
Wie die keyser und künig
die bischdff erstlich von
Gott, darnach auch von
inen selb, abfeilig gemacht.
Theodosius, wäre rewe und besserung bewisen hetten, geabsolvirt
haben. Damit würde bei beden ämptern die so jämerliche ver-[84 (Y 4)
b] Störung vermitten 349 bliben sein und die obren die Bischöff und Seel-
sorger und dann hinwider die Seelsorger und bischöff die obren bei iren
rechten diensten erhalten und gefürdert haben. 5
Da aber die keyser selb den bischöffen erstlich land und leut zu
regieren gegeben und inen über solliche land und leut und alles kirchen-
güt allen gewalt zügestellet, Und dann, uff das sie des nun zuvil grossen
kirchengüts 0 dennocht auch genüssen, und das nit allein zu des reichs
nutz sonder auch zu irem pracht, und offt nit gutem fürhaben, die 10
bischöff zu fürsten des reichs gemacht, sie in hof und kriegsgeschefften
und ettwan auch zu seer geschwinden und unerbarn practicenP ge-
prauchet; Inen über das alles in allem gotlosen wesen und öffentlicher
Simoni und kirchenverderben zügesehen, ja darzü geholffen und mit
inen gemeyn gehabt haben; Alles iren eygen kirchengesetzen, die in 15
Codice und Novellis stöhn, uffs höhist entgegen und zuwider 330; Da
hat der Herre umb unser aller sünd willen soliche keyser und künig auch
verworffen, und wie sie ir patronampt den kirchen Christi 331 und Christo
irem Herren so übel geleystet und dem Herren und seiner kirchen ire
diener entzogen, denselbigen Ursachen, raht und hilff gethon, das sie 20
an dem Herrn und den kirchen trewloß und meyneydig und öffentliche
sacrilegi, das ist, gotsdieb und reuber und seelmörder, worden sind;
Welche titel alle inen nit ich, sonder ire eygene geystliche recht und alle
heylige vätter vor vilen jaren gegeben haben; Ja, da hat es der liebe
Gott auß rechtem ur-[85 (Z 1) a] teyl dahin kommen lassen, das dise 25
vermeynten geystlichen auch an den keysern und künigen und anderen
fürsten und herren trewloß, meyneydig und uffrürisch worden sind und
des reichs erbgüter an sich gezogen und geraubet haben.
Haben dörffen die underthonen irer gelübden und pflichten, künigen
und keysern gethon, ledig sagen 333, ja verbannen alle, die iren herren 30
eyd und gelübd hielten, erschröckliche landtskrieg und verderben
anrichten^; Als dann gantze künigreich und fürstenthumb an
sich ziehen und dem reich entwenden, was dann gar wenig für-
neme stett sind, nemlich in Teutschen landen, die die bischöff im
o) bona Ecclesiastica, quae iam in immensum excreverant. - p) ad consilia astuta
et inhonesta. — q) excitare horrenda bella civilia et vastationes.
349. Vermeiden.
350. CICiv I, 3-4; Nov. x 23. Die grundsätzliche Begründung für die Heranziehung
des kaiserlichen Rechts gibt B. in »Dialogi«, 1535 (Bibi. Nr. 50) Bl. r 2 b.
351. Für die Obliegenheiten des Kaisers der Kirche gegenüber vgl. A.. Werming-
hoff, a.a.O. S. 47 und RE 15,14fr.
352. Päpste entbinden Untertanen vom Eide, vgl. Mirbt, S. 147.