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https://doi.org/10.11588/diglit.29833#0208
204
SCHRIFTEN DER JAHRE T 5 3 8—1 539
Weil dann die erklärung dises artickels so weit gelauffen ist, will ich
die in kurtze begriff setzen, die sind dise.
Allen verwundten schaffen, das ist, die Christen [86 (Z 2) a] und im
schafstall Christi sind und halten sich in der gehorsame des Evan-
gelii 4, fallen aber in bekantliche Sünden, solle raht und hilff gethon 5
werden, das sie durch wäre rew und besserung wider heyl und gesundt
werden, das ist, wider zu eynem rechten heyligen Christlichem leben
kommen.
Disen raht und hilff sollen alle Christen eynander beweisen, dann
Christus der Herr disen raht und hilff in den seinen allen wircket. Doch 10
sollen sich hierin die weiters befleissen, die der Herr seinen schifflin zu
hirten und seelärtzet in sonderheyt gesetzet hat; Als die obren sind
und die die seelsorg in der kirchen verwalten.
Und wiewol die obren die obersten hirten sind und ire regierung
alle dahin gerichtet sein solle, das ire underthon Christlich leben und 15
dazu von allen diensten in der gemeyn nach dem eyn yeder sein ampt
und berüff hat, gefordret werden; Dann Christlich leben ist alleyn wol
und seliglich leben".
So sollen doch die Seelsorger hiezu besonders dienen mit dem wort
Christi und geystlichem gewalt der Kirchen, weil sie hiezu besonders 20
verordnet und den geystlichen befelch der himlischen Schlüssel empfan-
gen haben.
Dise seelartznei aber, diser raht und hilff, die man den sünderen be-
weisen und thun solle, das recht verbinden und heylen der verletzten
und verwundten Schafen, ist, die so gesündiget und sich aber noch in 25
der gehorsame der Kirchen halten, iren Sünden also erinneren, das sie
zu recht gleubiger rewe und also [86 (Z 2) b] zu warer besserung bewegt
und vermöcht werden v.
Die Seelsorger aber und besonderen geystlichen seelartzet wille der
Herre die geringeren sünd alleyn mit straffe des worts heylen. Die 30
schweren aber neben dem aller fleissigsten anhalten durch das wort auch
mit der selbwilligen casteiung des fleysch.es und abhalten dieweil von
seinem heyligen nachtmal; Damit die, so gesündiget, durch solche
straffe und beschemen in tieffere rewe und zu ernstlicherem eifer, das
leben zu besseren, angefüret und getriben werden. In demselbigen aber 35
ist die maß zu gebrauchen, das niemand von Christlicher Zucht abge-
schrecket, auch nit in verzweifflung gestürtzet, noch zu vergebnem 356
schein der büß w in der eusseren casteiung verfüret werde.
t) oboedientiam Evangelii retinent. - u) Nam Christiane vivere, solum bene
beateque vivere est. — v) (ut) ad veram emendationem adducantur, — w) ad vanam
poenitentiae speciem.
356. Vergeblich.
SCHRIFTEN DER JAHRE T 5 3 8—1 539
Weil dann die erklärung dises artickels so weit gelauffen ist, will ich
die in kurtze begriff setzen, die sind dise.
Allen verwundten schaffen, das ist, die Christen [86 (Z 2) a] und im
schafstall Christi sind und halten sich in der gehorsame des Evan-
gelii 4, fallen aber in bekantliche Sünden, solle raht und hilff gethon 5
werden, das sie durch wäre rew und besserung wider heyl und gesundt
werden, das ist, wider zu eynem rechten heyligen Christlichem leben
kommen.
Disen raht und hilff sollen alle Christen eynander beweisen, dann
Christus der Herr disen raht und hilff in den seinen allen wircket. Doch 10
sollen sich hierin die weiters befleissen, die der Herr seinen schifflin zu
hirten und seelärtzet in sonderheyt gesetzet hat; Als die obren sind
und die die seelsorg in der kirchen verwalten.
Und wiewol die obren die obersten hirten sind und ire regierung
alle dahin gerichtet sein solle, das ire underthon Christlich leben und 15
dazu von allen diensten in der gemeyn nach dem eyn yeder sein ampt
und berüff hat, gefordret werden; Dann Christlich leben ist alleyn wol
und seliglich leben".
So sollen doch die Seelsorger hiezu besonders dienen mit dem wort
Christi und geystlichem gewalt der Kirchen, weil sie hiezu besonders 20
verordnet und den geystlichen befelch der himlischen Schlüssel empfan-
gen haben.
Dise seelartznei aber, diser raht und hilff, die man den sünderen be-
weisen und thun solle, das recht verbinden und heylen der verletzten
und verwundten Schafen, ist, die so gesündiget und sich aber noch in 25
der gehorsame der Kirchen halten, iren Sünden also erinneren, das sie
zu recht gleubiger rewe und also [86 (Z 2) b] zu warer besserung bewegt
und vermöcht werden v.
Die Seelsorger aber und besonderen geystlichen seelartzet wille der
Herre die geringeren sünd alleyn mit straffe des worts heylen. Die 30
schweren aber neben dem aller fleissigsten anhalten durch das wort auch
mit der selbwilligen casteiung des fleysch.es und abhalten dieweil von
seinem heyligen nachtmal; Damit die, so gesündiget, durch solche
straffe und beschemen in tieffere rewe und zu ernstlicherem eifer, das
leben zu besseren, angefüret und getriben werden. In demselbigen aber 35
ist die maß zu gebrauchen, das niemand von Christlicher Zucht abge-
schrecket, auch nit in verzweifflung gestürtzet, noch zu vergebnem 356
schein der büß w in der eusseren casteiung verfüret werde.
t) oboedientiam Evangelii retinent. - u) Nam Christiane vivere, solum bene
beateque vivere est. — v) (ut) ad veram emendationem adducantur, — w) ad vanam
poenitentiae speciem.
356. Vergeblich.