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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 7): Schriften der Jahre 1538 - 1539 — Gütersloh, 1964

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https://doi.org/10.11588/diglit.29833#0213
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VON DER WAREN SEELSORGE

209

Spruch meldet, Dise bedencken gemeynlich nit gnügsam, das Christus
unser Herre alleyri uns alles ist, gibt und thüt, wes wir zu unserm waren
nutz, lust und eeren begeren mögen. Dann wer das mit warem glauben
allweg bedechte, das uns Christus der Herr alleyn alles ist, gibt und thüt,
5 das wir uns ymer wüntschen oder begeren mögen, der wüßte und
bedechte auch, das im alles leiden hiezu seiner seligkeyt dienen müßte,
und das alles das, so ymer güt scheinen mag, so er das ausser Christo
und mit Verletzung Christi neüsset, eyn gifft ist zum ewigen todt und
möchte also in keynem leiden zag oder kleynmütig werden. Es würde
10 im auch nichts so scheülichs noch so lüstlichs 1 in der weit begegnen,
das er deßhalb die bekantnus und das lob Christi mit Worten oder
wercken ymer underlassen oder liederlicher verrichten würde, wenn er
gleich vil töd solte erleiden“ und alles lusts, güts und eeren uff erden
manglen.

15 Weil dann also alle kranckheyten und schwach- [90 (a 2) b] heyten in
Christlichem leben von der schweche und blöde des glaubens kommen,
und der glaub auß dem wort Gottes entsteht 363, gestercket und gefordret
würt, so würt alles stercken der schwachen siechen schaffen darin stöhn,
das inen das wort Gottes werde trewlich fürgetragen und sie dazü
ymer angefüret, das sie dasselbig gern hören und allen iren lust in dem
20 haben.

Und weil dann der Herre, zu fürderen den rechten verstandt seines
h. Evangeli- daher alleyn alle fromkeyt und seligkeyt kommet- die
heyligen Kirchenversamlungen und Übungen verordnet und den seinen
so ernstlich gebotten hat, sich mit höchster müssigung von allen anderen
25 geschefften und gantz hertzlicher andacht zü solchen kirchenversam-
lungen und Übungen zu schicken und zu begeben", So würt man gegen
den schwachen und blöden schafen das vor allem fürnemen müssen,
das man sie dahin weise und vermane, das sie mit allem fleiß zü den
kirchenversamlungen kommen, das Gotteswort empsig hören, die
30 heyligen sacramenta empfahen und in allen kirchenübungen geflissen
und andechtig seien.

Und damit aber das wort nit in die dornffalle weltlicher sorgfeltigkeyt
und lüsten, die dann den samen göttlichs worts erstecken 364, sind auch
die schaaff Christi gar ernstlich von solchen weltlichen geschefften und
35 ergetzlichheyten abzuziehen und auch zü besonderem gebett und stetem
dichten im gesatz Gottes zu vermanen 0. Das würt dazü dienen, das sie

Alle schweche in Christ-
lichem leben kommet auß
schweche des glaubens.

Wodurch die schwachen
schaf ingemeyn %u stercken
sein.

1) nihil ei tarn horrendum aut iucundum. — m) si vel mille mortes pati deberet. —
n) ut sibi summum ocium ab omnibus aliis negociis facientes, summa animorum
devotione ad eiusmodi coetus Ecclesiasticos sese componant et aggregent. — o) ad
singuläres preces perpetuamque meditationem legis Dei cohortandae (seil. oves).

363. Ro 10,17.

364. Mc 4,i8f.
 
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