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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 7): Schriften der Jahre 1538 - 1539 — Gütersloh, 1964

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https://doi.org/10.11588/diglit.29833#0223
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VON DER WAREN SEELSORGE

219

kirch recht lere und ir warer patron und lerer sei, wie in der Herre ver-
heyssen hat. Paulus schreibt den Thessalonicern, Wie eyn vatter, also
hab er eyn yeden under inen vermanet etc. Umb solche diener sollen
wir den herren bitten und solchen dienst, wo wir ymmer könden, wider
5 auffbringen und fürderen. Und das werden wir auch mit allen trewen
thün, sind wir anders Christi und treibet uns sein geyst.

Diß ist nun, das man an den schafen Christi üben muß, so man sie
recht weyden und bewaren will, das ist, dahin recht füren und fürderen,
das sie irem berüflf und der empfangnen gnaden gemeß leben. Alles muß
10 man mit inen höchstes fleiss und ernsts versuchen, fürnemen und üben,
und das ingemeyn, zü haus und gegen eynem yeden besonders, dadurch
sie dahin gefürdert werden mögen, das sie in dem glauben und in der
erkantnüs Christi imer wachsen und zünemen und inen alles das abge-
wendt werd, dadurch sie hierin möchten in eynigen weg abzogen oder
15 verhindert werden [99 (c 3) a].

Vom außschliessen und sonderen der falschen böck s.

Auß dem volget dann weiter, das man nit alleyn die hindernüs und
anstöß, so von inen selb den gesunden schaaffen Christi, die sich auff
Christlicher weyd halten lassen, entstohn mögen, verhüten und ab wenden
20 solle, sonder auch die, so ettwan einfallen von den reüdigen schaffen und
falschen bocken, die sich eyn zeit in schaaflfskleydern verstellen; Da von
sind die drei letsten sprüch.

Eyn wenig saurteyg verseuret bald den gant^en teyg [Gal 5,9]. Eyn reüdig
schaff verwüstet bald eyn gantze herd 38h Derhalben hats auch der Herr
25 in seinem gesatz so ernstlich gebotten, die bösen und argen leut vom
volck Gottes hinzuthün und außzufegen. Deut. xiii. [2ff.], xvii. [2ff.].
Und an andern orten mehr. Hat das auch durch das liecht der natur 1
geleret alle völcker. Dann wo recht geordnete stett, heuser und andere
rechtgeschaffne gemeynden sind" oder ye gewesen, in denselbigen gedul-
30 det man die nicht, so sich nit nach Ordnung solcher gemeynden in
rechtem, züchtigem, billiehern und erbarn leben halten wölten; Sonder
man schleüßt sie auß, verschicket sie eyn zeit lang, wo man der besserung
dadurch an inen verhoffet, oder ewiglich, wo man keyne besserung
hoffet, oder die mißhandlung v so groß ist, das sie eyn solche strenge
35 straff erfordert. Ja, wo sie zu gar arg sind, nimmet man sie hin von
aller gemeynschaflft der menschen [99 (c 3) b] und tödtet sie 3® 3. Wir sind

s) De exclusione ac separatione hircorum. - t) per lumen naturae. - u) ubi bene
constitutae civitates, familiae afiique coetus sunt. — v) facinus.

382. Wander IV, S. 58: »Ein reudig Schaf machet ein ganz Herd reudig.« (Nach
Sebastian Francks Sprichwörtersammlung von 1541.)

383. Verfahren der Obrigkeit gegenüber denjenigen, die sich den gesetzten

Böse exempel sind in
keyner rechtgeschaffnen
gemeyn %u dulden.
 
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