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SCHRIFTEN DER JAHRE 1538-1539
Welche man außschliessen
soll.
Wie die außgeschloßnen
%u halten sein.
dem argen nachzufolgen ymer geneygter dann dem güten; Darumb, wo
böse exempel vor äugen, mage es on schwere ergernüs nit abgohn. Die
frommen hirten aber sollen alle ergernüssen der schäfllin Christi nach
allen irem vermögen getrewlich fürkommen und abwenden.
Und derhalben ist neben der getrewen lere, Verwarnung und bezeugen 5
alles göttlichen lebens ingemeyn und besonders, das die frommen hirten
ymer treiben sollen, das auch vonnöten, die gesunden schaf zu bewaren
und, wie recht, zu weyden, das die Seelsorger mit allem ernst und forder-
lich von der gemeyn außschliessen und abhalten alle die, so die Kirchen,
wann sie von deren wegen zur büß und besserung und allem güten 10
vermanet werden, nit hören wollen, Sonder wollen beharren in irem
unordenlichem leben, wollen nit nach irem berüff güts thün w und sich
in der gehorsame des heyligen Evangeli halten und in Christlichem
leben üben, Fallen in schwere sünd und laster und wollen darüber keyn
büß würcken oder werden auch uffrürisch, machen rotten und secten. 15
Dise alle sind von der gemeyn außzuschliessen, wie das das wort Gottes
außtrucklich weiset Matthei xviii. [17]. Halte in als ejn heyden undpublican;
Esset und trincket nit mit inen, i. Cor. v. [11]. Eiabt keyn gemeynschafft
mit inen, ii. Thess. iii. [6]. Nun, das wort und die lere Gottes kan nichts,
dann was möglich, nutz, güt und besserlich ist, leren und gebieten. 20
Die bescheydenheyt ist aber auch mit denen, die [100 (c 4) a] man
außschliesset, zu halten, an welchen ymer hoffnung ist, das sie sich
eynmal zur büß vermögen lassen, das man sie, auch so sie ußgeschlossen
sein, noch dennocht, wenn man mag, zur büß zu vermanen nicht under-
lasse. Wie ein hirt die reüdigen schaf, die er von den gesunden sondret, 25
auch nit ehe gar hinwürfft x, biß er alle artznei an inen versüchet hat; Doch
thüt er inen dise artznei an besonderem ort, laßt sie nit under den andern
gesunden schafen.
Von dem abhalten zur büß? und demütigen deren, so gesündet haben
und sich aber besseren wollen, ist im dritten articul, wie die verwundten 30
schaff zu heylen sind, gesagt. Bei denen aber keyn gehöre wille sein,
so man sie zur besserung vermanet, die müß man gar außschliessen, nit
allein eyn zeit abhalten; Wol für sie bitten, so vil des der geyst Christi
zügibt, und wo man des statt bei inen findet, sie zur büß ermanen, sunst
aber soll man ir so vil müssig gohn und den Unwillen und grewel ab 33
irem gottlosen wesen gegen inen mit Christlichem ernst erzeygen 2.
w) nolunt secundum vocationem suam bene operari. - x) non ante prorsus
abiicit. - y) De excommunicatione ad poenitentiam. — z) Alias autem eorum com-
mercium vitandum est, eisque severitate Christiana ostendendum, quantopere
vitam eorum impiam improbemus atque detestemur.
Ordnungen nicht fügen: Verbannung, im äußersten Falle Todesstrafe, vgl. Gerbert,
S. 181.
SCHRIFTEN DER JAHRE 1538-1539
Welche man außschliessen
soll.
Wie die außgeschloßnen
%u halten sein.
dem argen nachzufolgen ymer geneygter dann dem güten; Darumb, wo
böse exempel vor äugen, mage es on schwere ergernüs nit abgohn. Die
frommen hirten aber sollen alle ergernüssen der schäfllin Christi nach
allen irem vermögen getrewlich fürkommen und abwenden.
Und derhalben ist neben der getrewen lere, Verwarnung und bezeugen 5
alles göttlichen lebens ingemeyn und besonders, das die frommen hirten
ymer treiben sollen, das auch vonnöten, die gesunden schaf zu bewaren
und, wie recht, zu weyden, das die Seelsorger mit allem ernst und forder-
lich von der gemeyn außschliessen und abhalten alle die, so die Kirchen,
wann sie von deren wegen zur büß und besserung und allem güten 10
vermanet werden, nit hören wollen, Sonder wollen beharren in irem
unordenlichem leben, wollen nit nach irem berüff güts thün w und sich
in der gehorsame des heyligen Evangeli halten und in Christlichem
leben üben, Fallen in schwere sünd und laster und wollen darüber keyn
büß würcken oder werden auch uffrürisch, machen rotten und secten. 15
Dise alle sind von der gemeyn außzuschliessen, wie das das wort Gottes
außtrucklich weiset Matthei xviii. [17]. Halte in als ejn heyden undpublican;
Esset und trincket nit mit inen, i. Cor. v. [11]. Eiabt keyn gemeynschafft
mit inen, ii. Thess. iii. [6]. Nun, das wort und die lere Gottes kan nichts,
dann was möglich, nutz, güt und besserlich ist, leren und gebieten. 20
Die bescheydenheyt ist aber auch mit denen, die [100 (c 4) a] man
außschliesset, zu halten, an welchen ymer hoffnung ist, das sie sich
eynmal zur büß vermögen lassen, das man sie, auch so sie ußgeschlossen
sein, noch dennocht, wenn man mag, zur büß zu vermanen nicht under-
lasse. Wie ein hirt die reüdigen schaf, die er von den gesunden sondret, 25
auch nit ehe gar hinwürfft x, biß er alle artznei an inen versüchet hat; Doch
thüt er inen dise artznei an besonderem ort, laßt sie nit under den andern
gesunden schafen.
Von dem abhalten zur büß? und demütigen deren, so gesündet haben
und sich aber besseren wollen, ist im dritten articul, wie die verwundten 30
schaff zu heylen sind, gesagt. Bei denen aber keyn gehöre wille sein,
so man sie zur besserung vermanet, die müß man gar außschliessen, nit
allein eyn zeit abhalten; Wol für sie bitten, so vil des der geyst Christi
zügibt, und wo man des statt bei inen findet, sie zur büß ermanen, sunst
aber soll man ir so vil müssig gohn und den Unwillen und grewel ab 33
irem gottlosen wesen gegen inen mit Christlichem ernst erzeygen 2.
w) nolunt secundum vocationem suam bene operari. - x) non ante prorsus
abiicit. - y) De excommunicatione ad poenitentiam. — z) Alias autem eorum com-
mercium vitandum est, eisque severitate Christiana ostendendum, quantopere
vitam eorum impiam improbemus atque detestemur.
Ordnungen nicht fügen: Verbannung, im äußersten Falle Todesstrafe, vgl. Gerbert,
S. 181.