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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 7): Schriften der Jahre 1538 - 1539 — Gütersloh, 1964

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https://doi.org/10.11588/diglit.29833#0226
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222

SCHRIFTEN DER JAHRE 1538-1539

Wie die Christen ire
unchristlichen verwandten
halten sollen.

das wilkörig ist und dazu niemand dem anderen auß bürgerlichem rech-
ten verbunden ist, müssig gohn. Derhalben mage solich meiden f auch
auß im selb nichts anders geperen, dann das sich solche unchristen leut
desto ehr Schemen und ehr zur büß bewegen lassen. Dann sie sunst an
den gläubigen alle billigkeyt, alle liebe und gunst befinden ausser dem 5
eynigen, das die ab irem gottlosen wesen keyn gefallen haben mögen,
sonder eyn hertzliches leyd und abschewhe tragen müssen, weil der
Herr Christus inen alles ist und gilt. So schliessen die Christen auch
niemand also auß, dann die in öffentlichem und bekantem unrecht ver-
harren wollen. Also das solches außschliessen und meyden, weder sie 10
selb noch yemand anders, für eyn ungepürlich verachten uffnemen
mögen. Wo dann auch recht gottselige policeien® sein, da würt man
den Keyserlichen Satzungen und dem alten Christlichen prauch nach die
gebanneten von der Kirchen auch im bürgerlichen wesen, wie sie ver-
dienen, halten, und sie auch durch das bürgerlich außschliessen und 15
meiden, das die oberkeyt verschaffen würt, zur besserung anhalten.
Dann Heyden sollen under Christen gehalten werden wie Heyden.

[101 (d 1) b] So aber yemand haußverwandten hat, die von der gemeyn
Gottes außgeschlossen sind, als so yemand eyn so unchristlichen eegema-
hel, eiteren, kind oder sunst verwandten hat, die kan keyn gleubiges weder 20
in essen und trincken noch in anderem eusseren thün meiden; Sonder
das gläubige gemahel soll sich gegen dem ungläubigen in aller eelichen
gemeynschafft, welch ein allem menschlichen thun die höchste ist, uff
das aller freundtlichest halten und beweisen, damit es sein ungläubiges
gemahel dem herrn desto ehr gewinne, i. Cor. vii. [13 f.]. Also soll auch 25
eyn yedes gegen seinem verwandten thün, in den anderen blüt- und
haußverwandtschafften allen. Was Gott in disen oder anderen berüffun-
gen zusammengefüget hat, solle der mensch nit scheyden 386.

Der h. Paulus hat auch uff solche verwandten das nit geredt: Ir solt
nichts mit inen schaffen haben, ir solt nit mit inen essen. Dann er damit 30
die gemeynen beruffungen nit hat wollen zerstören, weil die Christen
auch den bösen sollen dienen und güts thün. Darumb, wie er die leib-
eygen leut vermanet, das sie iren ungläubigen herren dannocht trewlich
dienen 387, und die eeleut, das sie iren ungläubigen gemahelen sollen die
eeliche trew und liebe fleissig leysten 388, Also will er auch, das die 35
kinder, eiteren und andere hauß- und blütverwandten eynander yeder
die anderen nach dem berüff seiner verwandtschafft h halte.

f) (quod) consuetudinem suam fugiant. - g) piae politiae. — h) ut vocatio
coniunctionis atque necessitudinis postulat.

386. Mt 19,6.

387. Eph 6,5ff.; Tit 2,9.

388. 1 Cor 7,ioff.
 
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