VON DER WAREN SEELSORGE
229
gehorsame im [106 (e 2) b] Herren begeben und nit ymerhin on alle
Zucht und straf nach irem fleyschlichen sinn leben und handlen.
Es sollen ja die Christen uff erden nichts fleissigers verhüten, dann das
inen niemand im namen Christi ein frembdes joch uff lege. Wir sind
5 erkaufft von Christo unserm Herren, darumb sollen wir ja lügen, das
wir nit menschenknecht werden, i. Corinthi. vii. [23]. Dabei aber sind
wir schäfflin Christi, sind wir sein eyn kirche und gemeynde, so müssen
wir auch lerer haben und diener des Herren, die wir in seinem namen
hören und inen folgen in höchster gelassenheyt e, gehorsame und under-
10 thenigkeyt. Dann also durch seinen ordenlichen dienst will der Herre
bei uns regieren. Davon wir im anderen und dritten hauptartickel diß
büchlins sprüch eingefüret haben.
Darumb sollen die Christen erstlich den Herren mit allem ernst
bitten, das er inen getrewe diener gebe und sie im auch in wal der-
15 selbigen und fleissigem züsehen, das sie nach irem berüff recht wandien,
getrewlich dienen. Was dann soliche diener ins Herren namen imer
mehr warnen, straffen, leren oder vermanen, nit so leichtferig verdencken
urteylen und verachten, wie leyder yetz vil eyn weiß haben £; Die die
predigen und alle kirchenhändel irer diener so gantz freüntlich ver-
20 dencken und richten, gleich als weren sie dazü gesetzet und solten alleyn
darumb predig hören, das sie, was da geredt oder sonst in der Kirchen
fürgenommen würde, uffs unfreundtlichest außecken^ 411, verkeren und
lesteren solten. Dann da mercket man eynen gedancken nit bei inen, so
sie von den pre- [107 (e 3) a] digen gohn, das sie auß den predigen
25 etwas bewegt weren, ire sünd baß zü erkennen, Christo sich hertzlicher
zü begeben und sich zur besserung ernstlicher zü richten; Allein urteilen
und schelten sie, wa etwas geredt ist, das sie troffen, oder sie sunst
dunckt, irer fleischlichen frecheyt, nit Christlicher freyheit, ungemäß
sein. Und wann sie etwas von predigen loben, so trifft sollichs gemein-
30 lieh ander leüt an, die sie gern gescholten hören; Nemen also auß solchen
predigen nichts weiters, dann ursach die, denen sie ungeneygt, zü
lesteren, nit zü warnen oder zü besseren.
Man solle ja alles bewären, damit man allein das güt anneme und
behalte 412, das müß aber nicht so leichtfertig und frevenlich wider alle
35 lieb und erbarkeyt, sunder in aller forcht Gottes, mit ernstem gebett
und warer demüt geschehen. Da würdt eyn yeder seine selb blöde 413
und unwissen wol bedencken, würdt im die ordnung und gaben des
Wie die dienstbarkeyt der
menschen %u fliehen.
Wider das leichtferig und
frevelurteyl der lere.
e) in summa humilitate. - f) qui, proh dolor, multorum hodie mos est. - g) (ut)
inhumanissime examinent.
411. Erörtern.
412. 1 Thess 5,21.
413. Schwachheit.
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gehorsame im [106 (e 2) b] Herren begeben und nit ymerhin on alle
Zucht und straf nach irem fleyschlichen sinn leben und handlen.
Es sollen ja die Christen uff erden nichts fleissigers verhüten, dann das
inen niemand im namen Christi ein frembdes joch uff lege. Wir sind
5 erkaufft von Christo unserm Herren, darumb sollen wir ja lügen, das
wir nit menschenknecht werden, i. Corinthi. vii. [23]. Dabei aber sind
wir schäfflin Christi, sind wir sein eyn kirche und gemeynde, so müssen
wir auch lerer haben und diener des Herren, die wir in seinem namen
hören und inen folgen in höchster gelassenheyt e, gehorsame und under-
10 thenigkeyt. Dann also durch seinen ordenlichen dienst will der Herre
bei uns regieren. Davon wir im anderen und dritten hauptartickel diß
büchlins sprüch eingefüret haben.
Darumb sollen die Christen erstlich den Herren mit allem ernst
bitten, das er inen getrewe diener gebe und sie im auch in wal der-
15 selbigen und fleissigem züsehen, das sie nach irem berüff recht wandien,
getrewlich dienen. Was dann soliche diener ins Herren namen imer
mehr warnen, straffen, leren oder vermanen, nit so leichtferig verdencken
urteylen und verachten, wie leyder yetz vil eyn weiß haben £; Die die
predigen und alle kirchenhändel irer diener so gantz freüntlich ver-
20 dencken und richten, gleich als weren sie dazü gesetzet und solten alleyn
darumb predig hören, das sie, was da geredt oder sonst in der Kirchen
fürgenommen würde, uffs unfreundtlichest außecken^ 411, verkeren und
lesteren solten. Dann da mercket man eynen gedancken nit bei inen, so
sie von den pre- [107 (e 3) a] digen gohn, das sie auß den predigen
25 etwas bewegt weren, ire sünd baß zü erkennen, Christo sich hertzlicher
zü begeben und sich zur besserung ernstlicher zü richten; Allein urteilen
und schelten sie, wa etwas geredt ist, das sie troffen, oder sie sunst
dunckt, irer fleischlichen frecheyt, nit Christlicher freyheit, ungemäß
sein. Und wann sie etwas von predigen loben, so trifft sollichs gemein-
30 lieh ander leüt an, die sie gern gescholten hören; Nemen also auß solchen
predigen nichts weiters, dann ursach die, denen sie ungeneygt, zü
lesteren, nit zü warnen oder zü besseren.
Man solle ja alles bewären, damit man allein das güt anneme und
behalte 412, das müß aber nicht so leichtfertig und frevenlich wider alle
35 lieb und erbarkeyt, sunder in aller forcht Gottes, mit ernstem gebett
und warer demüt geschehen. Da würdt eyn yeder seine selb blöde 413
und unwissen wol bedencken, würdt im die ordnung und gaben des
Wie die dienstbarkeyt der
menschen %u fliehen.
Wider das leichtferig und
frevelurteyl der lere.
e) in summa humilitate. - f) qui, proh dolor, multorum hodie mos est. - g) (ut)
inhumanissime examinent.
411. Erörtern.
412. 1 Thess 5,21.
413. Schwachheit.