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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 7): Schriften der Jahre 1538 - 1539 — Gütersloh, 1964

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https://doi.org/10.11588/diglit.29833#0240
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236

SCHRIFTEN DER JAHRE I 5 3 8-1 5 3 9

Die pdpstler haben dem
Constantino seine red
verkeret.

hat, haben wir hie oben eingefüret im neundten articul. Dermassen
haben sich warlich alle rechtgleubigen den dienern und dem wort des
Herren allweg underworffen und begeben s.

Auß disem haben wol die Bäpstler eyn falsche volg gemacht das inen
und dem geystlichen schwert, [112 (f 4) b] das sie füren, aller gewalt 5
solle underthon sein und sie niemand; Das sie yederman richten und
von niemand gerichtet werden sollen, wie gottloß und schandtlich sie
leren und leben 422. Darumb müssen wir aber dise so gottselige reden
und exempel der frommen Keyser nicht gering schetzen, sonder wie sie
Christlich geredt uns zum Exempel Christlich fürsetzen Und den Bdpst- 10
leren sagen, das sie disen frommen fürsten ire reden und exempel
felschlich und gottloßlich verkeren. Dann diß gar nit des lieben Con-
stantini oder anderer gottseligen Fürsten meynung gewesen ist, das sie
gottlose Bischöff nit richten solten oder das solichen darumb das sie
bischöff hiessen, yederman nach irem gottlosen mütwillen solte zun 15
füssen ligen; Dann dise Keyser die argen bischöff, die gottloßlich
geleret oder gelebet, irer bisthumb allemal entsetzet, sie ins eilend ver-
schicket und an leib und leben gestraffet haben; Wie das die historien
und diser Keyser gesetz, die wir noch haben, zeügen 423.

Also aber haben der fromme Constantinus, Valentinianus und andere 20
gottselige Keyser soüche ire reden verstanden vom gewalt und der
oberkeyt der Bischoffen, das die Bischöff solten unsträfflich leben und
ire mangel selb besseren, das sie niemand zu straffen 4 oder zu richten
hette, weil sie das Gotteswort außspenden und durch dasselbige alle
gleubigen richten und zur besserung füren sollen; Dann ja das weltlich 25
sch wer dt und aller gewalt under dem geystlichen schwer dt und gewalt
sein solle. Das [113 (g i)a] selbige geystliche schwerdt aber ist das
gotteswort, nit der vermeynten falschen Bischoffen mütwill. Und so die
Seelsorger dises geystlich schwerdt, das Gotteswort, recht verwalten
und füren, wie dann alle ding durchs wort des Herren erschaffen sind, 30
also sollen inen ja alle menschen, das ist, dem wort des Herren, das sie
leren und nach dem sie richten, sich in höchster und volkomnester
underthenigkeyt und gehorsame underwerffen; Und sich also yetz nit
die menschlichen diener, sonder Christum, den himlischen künig, in
und durch seine diener, mit seinem wort richten und regieren lassen. 35

Derhalben sollen wir ja den herren getrewlich bitten, das er uns gebe

s) ministris et verbo Dei se semper subiecerunt, ac tradiderunt. - t) arguere.

422. Decr. Grat. I, 40 c. 6; Zur Lehre von den beiden Schwertern vgl. Dictatus
Papae Gregorii VII (Mirbt, S. 127), Bonifatius’ VIII. Bulle »Unamsanctam ecclesiam«
(Mirbt, S. 210) und A. Harnack III, S. 460ff.

423. Zur Bestrafung unrecht handelnder Bischöfe vgl. CICiv Cod. I, 4, c. 34;
Nov. 6.
 
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