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SCHRIFTEN DER JAHRE I 5 3 8—1 5 39
freündtlichem Vorhalten der so reichen gnaden und des so strengen
gerichts Christi, auch mit anbietung freüntliches berichts und under-
weisens durch Gottes wort in allem dem, darin sich einer irren oder
stossenP möcht 27.
B 1 a Wo dann yemandts so verstockt sein würde, das er dis alles | ver- 5
achten und in seinem gotlosen thün ye^ verharren wolte, den muß man
Got und der Oberkeit faren lassen 28. Doch sol man im nichts dester
weniger alle bürgerliche und sunst schuldige dienst und gemeinschafft
auch hülff in noten, so lang in die oberkeit dulden kan, leysten. Aber
dasselbig also, daß die Christen immer damit ursach suchen, söliche 10
leut zur büß zu vermanen und sich auch mitt dem eussern von irer
unnötigen gemeynschafft so r beweisen, als die ein hertzlich leydt
tragen ab solcher leute ewigem verderben, darin sie sich s durch sölchs
ir gottloß wesen selb 1 stürtzen. Doch sol die eusserung" geschehen
allein von der unnötigen und unbesserlichen gemeynschaffte v, als da 15
seind die besondern gastungen und geselschafften, welche w ein jeder
allein mit denen haltet, die im besonders verwandt oder an deren thün
B 1 b er son|der lust hat odder denen er umb entpfangene oder verhoffte
gütthaten besonder ehr und lieb beweisen wil, welcherley gemeinschafft
offt auch x die verwandten freunde gegen einander on verwiß nachlassen. 20
Dann was bürgerlich dienste und notwendige hülff sein y odder auch
deren 2 gemeinschaffte und diensten, welche die leut einander auß der
ordenung Gottes leysten sollen von wegen der Eeh a, sip oder mag-
schafft b oder auch von wegen anderer berüffung, verwandtnus oder
zusamen kommung, wie sich das c in gemeinen diensten, in reysen, 25
herbergen, auff Hochzeitten und anderen gemeynen wirts chafften, da
einer zum andern, on sein anschickung kommet, begeben mag, Diß
alles sollen die Christen allen iren bürgern, negsten verwandten und
zukommenden, ja auch juden und heyden mit allem trewen d erzeygen
und beweisen. | 30
B 2 a Wo dan sein, die wol zur predige aber nit zum tisch des Herren
gehen, die sollen die prediger und Ehesten gleiches radts und massen
mit vermanen, warnen, anbieten Christliches underrichts understehen
dahin zubringen e, das sie sich Christo dem Herren gar begeben. Und
p) irren oder stossen / 3. 2. 1. — q) fehlt: ye. — r) fehlt: so. — s) + doch. —
t) fehlt: selb. — u) sol die eusserung / sollen dieses ewseren. - v) + mit solchen
leuten. - w) welche / die. — x) fehlt: auch. — y) sein / ist. — z) deren / der. -
a) fehlt: Eeh. — b) + halben. - c) sich das / sichs. — d) fehlt: mit allem trewen. —
e) zubringen / zu bewegen.
27. Vgl. die sehr ähnlichen Ausführungen Oecolampads, Staehelin, S. 508ff.;
Briefe und Akten II, Nr. 750; Köhler: Ehegericht, S. 286ff.; Lechler, S. 27; vgl. auch
die Straßburger Kirchenordnung 1534, Bellardi, S. 17f.
28. »Gott und der Oberkeit fahren lassen« als Bannformel, vgl. Bellardi, S. 18.
SCHRIFTEN DER JAHRE I 5 3 8—1 5 39
freündtlichem Vorhalten der so reichen gnaden und des so strengen
gerichts Christi, auch mit anbietung freüntliches berichts und under-
weisens durch Gottes wort in allem dem, darin sich einer irren oder
stossenP möcht 27.
B 1 a Wo dann yemandts so verstockt sein würde, das er dis alles | ver- 5
achten und in seinem gotlosen thün ye^ verharren wolte, den muß man
Got und der Oberkeit faren lassen 28. Doch sol man im nichts dester
weniger alle bürgerliche und sunst schuldige dienst und gemeinschafft
auch hülff in noten, so lang in die oberkeit dulden kan, leysten. Aber
dasselbig also, daß die Christen immer damit ursach suchen, söliche 10
leut zur büß zu vermanen und sich auch mitt dem eussern von irer
unnötigen gemeynschafft so r beweisen, als die ein hertzlich leydt
tragen ab solcher leute ewigem verderben, darin sie sich s durch sölchs
ir gottloß wesen selb 1 stürtzen. Doch sol die eusserung" geschehen
allein von der unnötigen und unbesserlichen gemeynschaffte v, als da 15
seind die besondern gastungen und geselschafften, welche w ein jeder
allein mit denen haltet, die im besonders verwandt oder an deren thün
B 1 b er son|der lust hat odder denen er umb entpfangene oder verhoffte
gütthaten besonder ehr und lieb beweisen wil, welcherley gemeinschafft
offt auch x die verwandten freunde gegen einander on verwiß nachlassen. 20
Dann was bürgerlich dienste und notwendige hülff sein y odder auch
deren 2 gemeinschaffte und diensten, welche die leut einander auß der
ordenung Gottes leysten sollen von wegen der Eeh a, sip oder mag-
schafft b oder auch von wegen anderer berüffung, verwandtnus oder
zusamen kommung, wie sich das c in gemeinen diensten, in reysen, 25
herbergen, auff Hochzeitten und anderen gemeynen wirts chafften, da
einer zum andern, on sein anschickung kommet, begeben mag, Diß
alles sollen die Christen allen iren bürgern, negsten verwandten und
zukommenden, ja auch juden und heyden mit allem trewen d erzeygen
und beweisen. | 30
B 2 a Wo dan sein, die wol zur predige aber nit zum tisch des Herren
gehen, die sollen die prediger und Ehesten gleiches radts und massen
mit vermanen, warnen, anbieten Christliches underrichts understehen
dahin zubringen e, das sie sich Christo dem Herren gar begeben. Und
p) irren oder stossen / 3. 2. 1. — q) fehlt: ye. — r) fehlt: so. — s) + doch. —
t) fehlt: selb. — u) sol die eusserung / sollen dieses ewseren. - v) + mit solchen
leuten. - w) welche / die. — x) fehlt: auch. — y) sein / ist. — z) deren / der. -
a) fehlt: Eeh. — b) + halben. - c) sich das / sichs. — d) fehlt: mit allem trewen. —
e) zubringen / zu bewegen.
27. Vgl. die sehr ähnlichen Ausführungen Oecolampads, Staehelin, S. 508ff.;
Briefe und Akten II, Nr. 750; Köhler: Ehegericht, S. 286ff.; Lechler, S. 27; vgl. auch
die Straßburger Kirchenordnung 1534, Bellardi, S. 17f.
28. »Gott und der Oberkeit fahren lassen« als Bannformel, vgl. Bellardi, S. 18.