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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 7): Schriften der Jahre 1538 - 1539 — Gütersloh, 1964

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https://doi.org/10.11588/diglit.29833#0401
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Einleitung

Der Nürnberger Anstand, den der Kaiser im Sommer 1532 den pro-
testierenden Ständen hatte gewähren müssen, erwies sich in der Aus-
führung als eine Quelle neuen Zwistes. Durch Suspendierung von
Prozessen und durch versöhnliche Schreiben an die evangelischen Fürsten
versuchte der Kaiser in den folgenden Jahren, den Ausbruch eines
Religionskrieges in Deutschland zu einem ihm ungünstigen Zeitpunkt
zu verhindern.

Durch den Waffenstillstand mit Frankreich 15 3 8 gewann Karl V.
freie Hand für die Lösung der deutschen Frage. Im Winter 1538/39
waren aber der Nürnberger Bund, eine Koalition katholischer Fürsten,
die auf Betreiben des kaiserlichen Kanzlers M. Held 1538 zustande
gekommen war, und die evangelischen Stände durch Rüstungen und
Übergriffe aufs äußerste gereizt, so daß eine bewaffnete Auseinander-
setzung direkt bevor zu stehen schien.

Da eine Eröffnung des ausgeschriebenen Konzils für den gegen-
wärtigen Zeitpunkt nicht zu erwarten war, ein Krieg in Deutschland
den Türken große Vorteile gebracht und die Position des Kaisers ge-
schwächt hätte, nahm Karl V. ein Vermittlungsangebot der Kurfürsten
von der Pfalz und von Brandenburg an und schickte als seinen Orator
den Erzbischof von Lund, Johann von Veeze, zu Verhandlungen mit
den Schmalkaldenern über eine Verbesserung des Nürnberger Anstandes
nach Frankfurt.

Dort berieten vom 14. bis 18. Februar 1539 die Vertreter des Schmal-
kaldischen Bundes über Gegenmaßnahmen, mit denen den Rüstungen
des Nürnberger Bundes vor allem im Gebiet des Stiftes Bremen und
der Grafschaft Hoya entgegenzutreten sei 1. Den hier versammelten
Fürsten und Ratsherren der Städte teilte der Kurfürst von Brandenburg
mit, daß der Erzbischof von Lund vom Kaiser zu Friedensverhand-
lungen ermächtigt sei und in wenigen Tagen in Frankfurt eintreffe.
Die Schmalkaldener bildeten nun einen Ausschuß, der die Vergleichs-
verhandlungen vorbereiten sollte.

Nach der Ankunft des Orators forderten am 25. Februar die Kurfürsten
von der Pfalz und von Brandenburg, die die Vermittlung zwischen der
kaiserlichen Gesandtschaft und den Protestanten übernommen hatten,
die Schmalkaldener auf, ihre Wünsche zur Abänderung des Nürnberger
Friedens schriftlich darzulegen 2.

1. Vgl. O.Meinardns: Die Verhandlungen des Schmalkaldischen Bundes vom
14. bis 18. Februar in Frankfurt am Main. In: Forschungen zur Deutschen Geschichte
Bd.22. 1882. S.605—654.

2. Zur Vorgeschichte des Anstandes und über die Verhandlungen in Frankfurt
 
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