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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 7): Schriften der Jahre 1538 - 1539 — Gütersloh, 1964

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https://doi.org/10.11588/diglit.29833#0439
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NÜRNBERGISCHER FRIDESTAND 43 5

erden je geschehen, gethon hette, noch würtl er sich Verzeihung der
Sünden, in die er geporen 1 und die im als mit anhangen und einfallen,
der gnaden s Gottes und ewigen lebens alleyn auff die gnade Gottes und
durch den tod und ufferstendtnüs 1 Christi vertrösten müssen und gar
5 nit uff" sein gerechtigkeyt.

Pro.: Nun, des möchte man fileicht übereynkommen, wann man in
warer Gotsforcht v eynander höret und berichtet.

Sec.: Ich bin zwar offt darbei gewesen, das man die disputation ob
disem Articul eben scharpff anfienge und sich doch endtlich fein vergliche.

10 Pr.: Es ligt des articuls halben fil an gutem erklären. Dann der frei-
lich wenig auff Gottes w gerechtigkeyt je gedacht hat, der sich des nicht*
wiE berichten lassen, das sein heyl gentzlich an Christo, unserem Herren 2
stöhn 3 müsse.

Sec.: Eygentlich derhalben ich nit zweiffele, kerne man zürn orden-

15 liehen gesprech, wie es angesetzet ist, es solte b uns am grund dises
articuls niemand mögen verwerffen. Aber wol glaube ich, an filerley
reden und Worten würde man sich zimlich fretten 71.

Pro.: Ir habt aber auch offt fil frecher überfliegen]de c reden gebrau- Fjb
chet d; sehent e ewer Antinomer 72 an.

20 S.: Nun, wer Gottes ler f süchets und nit alfantzen wolte h, der finde
danocht, das alle solche fürtragende reden auch Christlich und wol
erkläret 1 worden sind. Wer kan aber so gewarsam reden oder schreiben,
das es arge böse geyster nit verkeren? Was thün> die in der schrifft des
H. geystes selb?

25 Pro.: Wolan, ich bin der hoffnung auch: wann Gott gebe, das wir
an der Sachen selb zu gleichem verstand kernen und dann gotsförchtige,
fridliebende und nit zenckische leüt da sein würden, wir wolten uns
alsdann der reden und Worten auch etwan vergleichen.

Wann es aber an die volge dises articuls kommen würt k, da wurts 1

30 heben als an die Messen und andere ceremonien, an das singen und
lesen und das Fegfeür.

q) wirt B. — r) geporn B. — s) genaden B. — t) auffenstendtniß B. — u) auff B. —
v) Gottesforcht B. - w) Gots B. - x) nit B. - y) will B. - z) Herrn B. - a) stehn
B. - b) solt B. - c) uberfliegende B. - d) geprauchet B. - e) sehet B. - f) leer B. -
g) sucht B. - h) wolt B. - i) erklert B. - j) thon B. - k) wirt B. - 1) wirts B.

71. Sich ärgern.

72. Der antinomistische Streit wird von Johann Agricola (1499-1566) durch seine
Kritik an Melanchthons Visitationsartikeln 1527 ausgelöst, doch im Dezember 1527
in einem Gespräch mit Luther zunächst beigelegt. 1537 griff Agricola Luther selbst
an. Doch mußte er widerrufen, ging 1540 nach Kurbrandenburg. Sachlich ging es
um die Streitfrage, ob der Glaubenspredigt eine an das Gesetz anknüpfende Büß-
predigt voraufgehen müsse. Vgl. G.Kawerau: Johann Agricola, 1883, und RGG I,
3. Aufl. 187L
 
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