DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.29833#0442
43B SCHRIFTEN DER JAHRE I 5 3 8-1 5 3 9
Pro.: Augustinus 76 widerfechtets dennocht n nicht, ob ers wol auch
nit für war setzet.
Sec.: So es aber bei im und allen alten ongewiß 0 und weder wort
noch exempel in den recht Biblischen bücheren? davon ist, ob eyn
fegfeür seie, wie wolt ir dann erhalten recht sein, das ewer kirchen
dienst schier aller ins fegfeür gericht ist ?
Ed.: Der genies 77 hats gethon.
Se.: Wann man aber den in den kirchen ansihet, so machet man
speluncas latronum daraus, sagt Christus 78.
Pro.:*! Nun aber wie mit der Zucht und büß? Ir fasten nichts und
haben keyne büszucht noch bann.
Sec.: Ach, lieber mein Herr Probst, in disen articulen sind wir leider
alzüfil 1 verglichen, Dann wir zu beiden theylen uns nit überfasten noch
mit büß, züchten oder bannen zü streng sind. Wir wollen aber unsers
theyls dis s alles, wie es güt und nutz und vom Herren selb 1 geleret ist,
gern" wider uffbringen v und ins werck füren, so wolt ir alles mit ver-
gebnem schein und gebotten ausrichten w, die ir selb nit halten.
Pro.: Ir wolt aber auch keyn kirchenordnung haben, keyne Bischöve
und auffseher, keyne Visitation noch straffe, sonder eyn jeder wille x frei
machen und handlen nach seinem kopff.
Sec.: Was heyssen dann Superattendenten 79, die wir auch haben?
Heyst? nit Superattendens zü latein, eben das Bischöve im Kriechischen ?
Desgleichen haben wir unsere Visitationen und Synoden 80. Gebt uns,
die zü solchen empteren 2 des uffsehens 3, visitierens und alles, so die |
F 5 b höhere b seelsorge erforderet, wie die Canones vermögen, erwelet c wer-
den und sich auch darinnen denselbigen Canonibus gemäs d halten, und
klagen dann, wa wir nit alle gehorsame leysten. In der kirchen mag e
keyn gewalt sein denn f zür besserung. Wir wolten nichss liebers, dann
n) dannocht B. - o) ungewiß B. - p) büchem B. - q) Pro fehlt A B. - r) allzu
B. - s) diß B. - t) selbs B. - u) geren B. - v) auffbringen B. - w) außrichten B. -
x) will B. — y) Hayßt B. — z) ämptern B. — a) auffsehens B. — b) höher B. — c) er-
wölet B. — d) gemäß B. — e) mage B. — f) dann B. — g) nichts B.
76. Augustin redet von der Möglichkeit jenseitiger zeitlicher Strafen, findet sie
Mt 12,32, vielleicht auch 1 Cor 3, nf. angezeigt, hält auch ein ignis purgatorius von
kürzerer oder längerer Dauer nicht für ganz ausgeschlossen, läßt jedoch alles in der
Schwebe (Conf. IX, 11-13; Ench. 69, 109-112; De civ. Dei 1,8; XXI,i3). Vgl. H.
Schmaus: Katholische Dogmatik. Bd. IV, 2. 1953. S. 151 fF.
77. Nutzen.
78. Vgl. Mt 21, 13.
79. Das Amt des Superintendenten ist zuerst in Kursachsen 1527 errichtet worden
und wurde von fast allen evangelischen Territorien übernommen; vgl. RE 19, 167fr.
80. In Straßburg wurde 1533 die erste Synode abgehalten, die mit einer Visita-
tion der Straßburger Kirche durch den Magistrat verbunden war; vgl. J. Adam,
S.177 ff.
5
IO
*5
20
25
Pro.: Augustinus 76 widerfechtets dennocht n nicht, ob ers wol auch
nit für war setzet.
Sec.: So es aber bei im und allen alten ongewiß 0 und weder wort
noch exempel in den recht Biblischen bücheren? davon ist, ob eyn
fegfeür seie, wie wolt ir dann erhalten recht sein, das ewer kirchen
dienst schier aller ins fegfeür gericht ist ?
Ed.: Der genies 77 hats gethon.
Se.: Wann man aber den in den kirchen ansihet, so machet man
speluncas latronum daraus, sagt Christus 78.
Pro.:*! Nun aber wie mit der Zucht und büß? Ir fasten nichts und
haben keyne büszucht noch bann.
Sec.: Ach, lieber mein Herr Probst, in disen articulen sind wir leider
alzüfil 1 verglichen, Dann wir zu beiden theylen uns nit überfasten noch
mit büß, züchten oder bannen zü streng sind. Wir wollen aber unsers
theyls dis s alles, wie es güt und nutz und vom Herren selb 1 geleret ist,
gern" wider uffbringen v und ins werck füren, so wolt ir alles mit ver-
gebnem schein und gebotten ausrichten w, die ir selb nit halten.
Pro.: Ir wolt aber auch keyn kirchenordnung haben, keyne Bischöve
und auffseher, keyne Visitation noch straffe, sonder eyn jeder wille x frei
machen und handlen nach seinem kopff.
Sec.: Was heyssen dann Superattendenten 79, die wir auch haben?
Heyst? nit Superattendens zü latein, eben das Bischöve im Kriechischen ?
Desgleichen haben wir unsere Visitationen und Synoden 80. Gebt uns,
die zü solchen empteren 2 des uffsehens 3, visitierens und alles, so die |
F 5 b höhere b seelsorge erforderet, wie die Canones vermögen, erwelet c wer-
den und sich auch darinnen denselbigen Canonibus gemäs d halten, und
klagen dann, wa wir nit alle gehorsame leysten. In der kirchen mag e
keyn gewalt sein denn f zür besserung. Wir wolten nichss liebers, dann
n) dannocht B. - o) ungewiß B. - p) büchem B. - q) Pro fehlt A B. - r) allzu
B. - s) diß B. - t) selbs B. - u) geren B. - v) auffbringen B. - w) außrichten B. -
x) will B. — y) Hayßt B. — z) ämptern B. — a) auffsehens B. — b) höher B. — c) er-
wölet B. — d) gemäß B. — e) mage B. — f) dann B. — g) nichts B.
76. Augustin redet von der Möglichkeit jenseitiger zeitlicher Strafen, findet sie
Mt 12,32, vielleicht auch 1 Cor 3, nf. angezeigt, hält auch ein ignis purgatorius von
kürzerer oder längerer Dauer nicht für ganz ausgeschlossen, läßt jedoch alles in der
Schwebe (Conf. IX, 11-13; Ench. 69, 109-112; De civ. Dei 1,8; XXI,i3). Vgl. H.
Schmaus: Katholische Dogmatik. Bd. IV, 2. 1953. S. 151 fF.
77. Nutzen.
78. Vgl. Mt 21, 13.
79. Das Amt des Superintendenten ist zuerst in Kursachsen 1527 errichtet worden
und wurde von fast allen evangelischen Territorien übernommen; vgl. RE 19, 167fr.
80. In Straßburg wurde 1533 die erste Synode abgehalten, die mit einer Visita-
tion der Straßburger Kirche durch den Magistrat verbunden war; vgl. J. Adam,
S.177 ff.
5
IO
*5
20
25