NURNBERGISCHER FRIDESTAND
439
das die alten Zucht und Ordnung in dem wider mochte uffbracht h
werden.
Jetz sind ertzpriester, Decanen, Bischove, Ertzbischove, Primaten,
Patriarchen und Bäpst nichts dann weltlich prachts und gewalts namen
5 und ämpter. Dann die dise namen und ämpter tragen, nemen sich der
waren Zucht und Visitation der clericen mit dem wenigsten nit an,
sonder schirmen sie wol mehr in irem verkerten wesen. Und wann sie
etwan an den ermeren ire strenge beweisen, so thün sie dasselbige nit,
die laster abzüstellen, sonder den Fiscum zu füllen. Lasset uns, lieber
io Herr Probst, die alten Canones de ordinatione, visitatione, disciplina et
censura Clericorum, von der einsatzung, besüchung, zucht, uffsehen' und
straff der kirchendiener wider uffbringeni, so solle der kirchen, ob Gott
wille, bald in allem anderem k geholffen werden.
Pro.: Dieselbigen Canones werden aber ewere pfaffen ehe nit leiden.
15 Secre.: So mage sie aber Gott und sein wort leiden, zudem so ent-
halten sich die eweren der weiber dermassen, das alle erbarkeyt erkennet,
zum höchsten von nöten sein, wa man anders wider wille züchtige
kirchendiener haben, das man in diser Sachen von der übrigen strenge
etlicher Canonum der vätter wider zu der freiheyt des Ca|nonis Pauli 81
20 tretten und zügeben, das die diener jeder eynes züchtigen weibs man
seie. Und on zweiffel solte man ewer prelaten und priester onzucht 1
vermöge der Canonum straffen, man würd m ewers theyls fil mehr nach
Zulassung der ehe schreien, dann auff disem theyl geschieht.
Ed.: Nun ligt aber auch im weg n die zu gar grosse ongleicheyt 0 der
25 Kirchengepreuchen p, die auch ir selb so gar ongleicbff halten.
Se.: Es haben die alten Kirchen in solcher ungleicheyt vil bessere
und heyligere Kirchen sein könden 1, dann gewesen seien, da man an-
gefangen, dise ding etwas gleicher zu halten. Ich schweige der kirchen,
die der Bapst in solchen dingen erst gar verglichen, sunst aber zürn
30 grausamsten verderbet hat. Die Kirchen Christi sind deren dingen frei,
alleyn das alles zur besserung und ordenliche geschehe sh Man lasse
gelten, was in dem die alten leren.
Ed s.: Wolan, ich gibe zu, das man in rechten hauptstucken Christlicher
gemeynschafft sich ja wol könde 1 vergleichen und durch Christliche
35 freiheyt das andere in Christlicher eynigkeyt gleich onverglichen u
lassen, Wa man alleyn von hertzen uff v Gott sehen wolte, sich von
h) auff bracht B. — i) auffsehen B. — j) auffbringen B. — k) anderm B. — 1) Un-
zucht B. — m) wurde B. — n) wege B. — o) ungleycheit B. — p) gebreüchen B. —
q) ungleych B. - r) künden B. - s) Ed. fehlt AB. - t) künde B. - u) unverglichen
B. — v) auff B.
F 6 a
81. Vgl. 1 Tim 3,2 und 12.
82. Vgl. 1 Cor 13, 26; 40.
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das die alten Zucht und Ordnung in dem wider mochte uffbracht h
werden.
Jetz sind ertzpriester, Decanen, Bischove, Ertzbischove, Primaten,
Patriarchen und Bäpst nichts dann weltlich prachts und gewalts namen
5 und ämpter. Dann die dise namen und ämpter tragen, nemen sich der
waren Zucht und Visitation der clericen mit dem wenigsten nit an,
sonder schirmen sie wol mehr in irem verkerten wesen. Und wann sie
etwan an den ermeren ire strenge beweisen, so thün sie dasselbige nit,
die laster abzüstellen, sonder den Fiscum zu füllen. Lasset uns, lieber
io Herr Probst, die alten Canones de ordinatione, visitatione, disciplina et
censura Clericorum, von der einsatzung, besüchung, zucht, uffsehen' und
straff der kirchendiener wider uffbringeni, so solle der kirchen, ob Gott
wille, bald in allem anderem k geholffen werden.
Pro.: Dieselbigen Canones werden aber ewere pfaffen ehe nit leiden.
15 Secre.: So mage sie aber Gott und sein wort leiden, zudem so ent-
halten sich die eweren der weiber dermassen, das alle erbarkeyt erkennet,
zum höchsten von nöten sein, wa man anders wider wille züchtige
kirchendiener haben, das man in diser Sachen von der übrigen strenge
etlicher Canonum der vätter wider zu der freiheyt des Ca|nonis Pauli 81
20 tretten und zügeben, das die diener jeder eynes züchtigen weibs man
seie. Und on zweiffel solte man ewer prelaten und priester onzucht 1
vermöge der Canonum straffen, man würd m ewers theyls fil mehr nach
Zulassung der ehe schreien, dann auff disem theyl geschieht.
Ed.: Nun ligt aber auch im weg n die zu gar grosse ongleicheyt 0 der
25 Kirchengepreuchen p, die auch ir selb so gar ongleicbff halten.
Se.: Es haben die alten Kirchen in solcher ungleicheyt vil bessere
und heyligere Kirchen sein könden 1, dann gewesen seien, da man an-
gefangen, dise ding etwas gleicher zu halten. Ich schweige der kirchen,
die der Bapst in solchen dingen erst gar verglichen, sunst aber zürn
30 grausamsten verderbet hat. Die Kirchen Christi sind deren dingen frei,
alleyn das alles zur besserung und ordenliche geschehe sh Man lasse
gelten, was in dem die alten leren.
Ed s.: Wolan, ich gibe zu, das man in rechten hauptstucken Christlicher
gemeynschafft sich ja wol könde 1 vergleichen und durch Christliche
35 freiheyt das andere in Christlicher eynigkeyt gleich onverglichen u
lassen, Wa man alleyn von hertzen uff v Gott sehen wolte, sich von
h) auff bracht B. — i) auffsehen B. — j) auffbringen B. — k) anderm B. — 1) Un-
zucht B. — m) wurde B. — n) wege B. — o) ungleycheit B. — p) gebreüchen B. —
q) ungleych B. - r) künden B. - s) Ed. fehlt AB. - t) künde B. - u) unverglichen
B. — v) auff B.
F 6 a
81. Vgl. 1 Tim 3,2 und 12.
82. Vgl. 1 Cor 13, 26; 40.