NÜRNBERGISCHER FRIDESTAND 463
des Cammergerichts urteyl beklagen und protestieren, wenn s uns gleich
an den personen der richter nichts feiet.
Dann so das Cammergericht uns nach irem stilo und vermeinten
rechten gleich wol und erbarlich recht sprichet, so thüt es uns doch
5 zürn höchsten | onrecht 1 und spricht wider das göttlich und alle kirchen k 4 b
und Kaiserliche recht. Derhalben seind unsere Religionsachen zu eynem
anderen“ und irem ordenlichen gericht eines freien Christlichen Con-
ciliums nit allein von Kaiser. Maje., sonder auch von den Stenden des
Reichs auff so vielen Reichstagen auffgeschoben.
10 Derhalben da die Kai. Maj. uff v die gütlich handlung zwischen ir
und uns, durch die zwen Churfürsten umb eyn friden in der Religion-
sachen geübet, eynen gemeinen bestendigen friden bewilliget hat, das
nieman w im Reich der Religion halben befehdet würde, da hatt ir Maj.
selb wol gesehen, das vonnöten wäre, auch die rechtfertigung wider
15 unser Religion anzüstellen, wie die auch vor dem Augspurgischen
Reichstag angestellet wäre 122. Diß hatt sie dann gethon an denen mit
namen, die sunst x der religion halben durch ir rechtfertigung in gewissen
onfrideny körnen 2 weren.
Pro.: Nun, das kan ich nit widersprechen. Solt ir von wegen der
20 Religion zu friden bleiben, so köndt 3 ir ja in solchen Sachen vor dem
richter nit wol rechten könden b des rechte und Satzung, denen er nach
richten solle und will, ir für gantz onrecht“ und onchristlich d halten.
Es hetten aber dennocht e die Sachen in disem außschreiben mögen heller
und besser versehen und damit eben fil disputirens f auch unwill und
25 anklag zwischen dem Cammergericht und euch Vorkommen® werden. |
Sec.: Wolan, wir haben Kai. Maj. zu eeren h und das wir in so hoher l i a
not gemeiner Deütscher nation, die damals vorhanden 1, nit zu fil für
uns sorgen nach alzüi gewarsam handlen wollen. Damit wir aber eynmal
eyn ort finden in disser k disputation, so wolt mein herr Probst dis 1
30 schreiben Kais. Ma. an unsere Fürsten und Stende lesen, welches™ ir
s) wann B. - t) unrecht B. - u) andern B. - v)auffB. - w) niemant B. -
x) sust A. — y) unfriden B. — z) kommen B. — a) kündt B. — b) künden B. — c) un-
recht B. — d) unchristlich B. — e) dannocht B. — f) disputierns B. — g) fürkommen
B. - h) eheren B. - i) verhanden B. - j) allzu B. - k) diser B. - 1) diß B. -
m) welchs B.
Zustimmung der geistlichen Fürsten. Vgl. Monumenta Germaniae Historica, Const. II,
Nr. 73, S. 86ff. - Mirbt, 4. Auf!., S. 188. — RE 6,600. — B. Gebhardt: Handbuch der
Geschichte I. 1954. S. 355. - H.E. Feine, a.a.O. S. 384, 386.
122. Das Wormser Edikt wurde vom Reichsregiment und den Reichstagen in
Nürnberg praktisch suspendiert, indem beschlossen wurde, daß ein jeder sich in
dieser Sache so verhalten solle, wie er es hoffe, vor kaiserlicher Majestät zu verant-
worten. Vgl. Reichstagsakten III, S. 2off., 383 ff.; IV, S. 467 ff., besonders hierzu
S.603 ff.
des Cammergerichts urteyl beklagen und protestieren, wenn s uns gleich
an den personen der richter nichts feiet.
Dann so das Cammergericht uns nach irem stilo und vermeinten
rechten gleich wol und erbarlich recht sprichet, so thüt es uns doch
5 zürn höchsten | onrecht 1 und spricht wider das göttlich und alle kirchen k 4 b
und Kaiserliche recht. Derhalben seind unsere Religionsachen zu eynem
anderen“ und irem ordenlichen gericht eines freien Christlichen Con-
ciliums nit allein von Kaiser. Maje., sonder auch von den Stenden des
Reichs auff so vielen Reichstagen auffgeschoben.
10 Derhalben da die Kai. Maj. uff v die gütlich handlung zwischen ir
und uns, durch die zwen Churfürsten umb eyn friden in der Religion-
sachen geübet, eynen gemeinen bestendigen friden bewilliget hat, das
nieman w im Reich der Religion halben befehdet würde, da hatt ir Maj.
selb wol gesehen, das vonnöten wäre, auch die rechtfertigung wider
15 unser Religion anzüstellen, wie die auch vor dem Augspurgischen
Reichstag angestellet wäre 122. Diß hatt sie dann gethon an denen mit
namen, die sunst x der religion halben durch ir rechtfertigung in gewissen
onfrideny körnen 2 weren.
Pro.: Nun, das kan ich nit widersprechen. Solt ir von wegen der
20 Religion zu friden bleiben, so köndt 3 ir ja in solchen Sachen vor dem
richter nit wol rechten könden b des rechte und Satzung, denen er nach
richten solle und will, ir für gantz onrecht“ und onchristlich d halten.
Es hetten aber dennocht e die Sachen in disem außschreiben mögen heller
und besser versehen und damit eben fil disputirens f auch unwill und
25 anklag zwischen dem Cammergericht und euch Vorkommen® werden. |
Sec.: Wolan, wir haben Kai. Maj. zu eeren h und das wir in so hoher l i a
not gemeiner Deütscher nation, die damals vorhanden 1, nit zu fil für
uns sorgen nach alzüi gewarsam handlen wollen. Damit wir aber eynmal
eyn ort finden in disser k disputation, so wolt mein herr Probst dis 1
30 schreiben Kais. Ma. an unsere Fürsten und Stende lesen, welches™ ir
s) wann B. - t) unrecht B. - u) andern B. - v)auffB. - w) niemant B. -
x) sust A. — y) unfriden B. — z) kommen B. — a) kündt B. — b) künden B. — c) un-
recht B. — d) unchristlich B. — e) dannocht B. — f) disputierns B. — g) fürkommen
B. - h) eheren B. - i) verhanden B. - j) allzu B. - k) diser B. - 1) diß B. -
m) welchs B.
Zustimmung der geistlichen Fürsten. Vgl. Monumenta Germaniae Historica, Const. II,
Nr. 73, S. 86ff. - Mirbt, 4. Auf!., S. 188. — RE 6,600. — B. Gebhardt: Handbuch der
Geschichte I. 1954. S. 355. - H.E. Feine, a.a.O. S. 384, 386.
122. Das Wormser Edikt wurde vom Reichsregiment und den Reichstagen in
Nürnberg praktisch suspendiert, indem beschlossen wurde, daß ein jeder sich in
dieser Sache so verhalten solle, wie er es hoffe, vor kaiserlicher Majestät zu verant-
worten. Vgl. Reichstagsakten III, S. 2off., 383 ff.; IV, S. 467 ff., besonders hierzu
S.603 ff.