476 SCHRIFTEN DER JAHRE I 5 3 8-1 5 3 9
Lieber mein herr Probst, habt ir auch etwan gelesen Antonium de
Rosellis 141 ?
Pro.: Sein monarchiam?
Se.: Ja.
Pro.: Ja, ich hab wol gelesen, was derselbige Jurist und böser Christ
wider des Papsts a gewalt geschriben hatt. Er meinet, wann der Papst b
die kirch gar öffentlich verergere und zerstöre und man das ordenlich
gericht des Concilii wider ihn nit haben mage, so sollen sich die gleubi-
gen sein entschlagen, ja sich auch wider ihn erheben und des Pabstumbs
entsetzen, und bevorab die Fürsten und obren c.
Sec.: Er beweret d aber auch dise seine meinung mit gewissen offen-
baren texten utriusque iuris: Zwar die Constitution Nicolai distin. 23.
in nomine Domini, ist klar 142. Desgleichen 6 leret und beweret diser
man überflissig, das die Fürsten und ordenlichen obren f die geistlichen
von dem kirchendienst abhalten sollen, wann sie trennung anrichten
und die kirchen öffentlich verergeren, als uße dem c. Neclicuit Distin.
17. 143 Item De liguribus 23. q. 5. 144 Et de Sent. ex commu. c. ut fame I44a
Es lese disen man, wer hieran zweifelet 11, und erwege die recht, so er
einfüret 1 zu endi seines k tractats »Quis sit iudex contra Papam«. Er
beweret auch des orts, das solche 1 gar verderbliche™ ergernüs der geist-
N 3 a liehen, wann die den underthonen offenbar ist, keiner ] richterlichen
erklärung bedarffe, dan n solch notorium sententiam iuris in sich schliesse.
Ede.: Wie ists aber mit dem besitz, des sich die geistlichen so hoch
rümen? Sie könden 0 mir auch alwegp nichts mehD fürwerffen.
Sec.: Ja mit Worten, aber gar nit r mit recht. Sie sollen diener der
kirchen sein, dieselbigen zu erbawen. Ephes. iiii. [12]. Und mögen keinen
gewalt haben die zu verergeren. 2. Corint. 10. und 13. Weiter rechts,
a) Bapst B. — b) Bapsts B. — c) obern B. — d) bewert B. — e) Deßgleichen B. —
f) obern B. - g) auß B. - h) zweyflet B. - i) einfürt B. - j) ende B. - k) seins B. -
1) solliche B. - m) verderpliche B. - n) dann B. - o) künden B. - p) fehlt B. -
q) fehlt B. - r) nicht B.
141. Antonio Roselli (1386-1466). Juristischer Lehrer in Florenz und Padua.
Verfaßte als Konsistorialadvokat 1433 die Kampfbulle »Deus novit« gegen das
Basler Konzil. In seiner Monarchie, die sich an einen gleichnamigen Traktat Dantes
anlehnt, vertrat er zwar die monarchische Gewalt des Papsttums, ließ aber das
Konstanzer Superioritätsdekret als Notstandsregel gelten. Die Monarchie ist zu-
nächst dem Kaiser Sigismund, sodann in einer zweiten erweiterten Ausgabe Friedrich
III. gewidmet. Die handschriftliche Überlieferung ist lückenhaft. Überraschend häufig
sind die Druckausgaben: 1458, 1469, 1483, 1484, 1478, 1517. Vgl. K.Eckermann:
Studien zur Geschichte des monarchischen Gedankens im 15. Jahrhundert, x933.
142. Decret. Grat. I, c. 1 D 23.
143. Decret. Grat. I, c. 4 D 17.
144. Decret. Grat. II, c. 43 C 23 q. 5.
144a. Decret. Gregor. IX., Lib. V, Tit. 39, c. 35.
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Lieber mein herr Probst, habt ir auch etwan gelesen Antonium de
Rosellis 141 ?
Pro.: Sein monarchiam?
Se.: Ja.
Pro.: Ja, ich hab wol gelesen, was derselbige Jurist und böser Christ
wider des Papsts a gewalt geschriben hatt. Er meinet, wann der Papst b
die kirch gar öffentlich verergere und zerstöre und man das ordenlich
gericht des Concilii wider ihn nit haben mage, so sollen sich die gleubi-
gen sein entschlagen, ja sich auch wider ihn erheben und des Pabstumbs
entsetzen, und bevorab die Fürsten und obren c.
Sec.: Er beweret d aber auch dise seine meinung mit gewissen offen-
baren texten utriusque iuris: Zwar die Constitution Nicolai distin. 23.
in nomine Domini, ist klar 142. Desgleichen 6 leret und beweret diser
man überflissig, das die Fürsten und ordenlichen obren f die geistlichen
von dem kirchendienst abhalten sollen, wann sie trennung anrichten
und die kirchen öffentlich verergeren, als uße dem c. Neclicuit Distin.
17. 143 Item De liguribus 23. q. 5. 144 Et de Sent. ex commu. c. ut fame I44a
Es lese disen man, wer hieran zweifelet 11, und erwege die recht, so er
einfüret 1 zu endi seines k tractats »Quis sit iudex contra Papam«. Er
beweret auch des orts, das solche 1 gar verderbliche™ ergernüs der geist-
N 3 a liehen, wann die den underthonen offenbar ist, keiner ] richterlichen
erklärung bedarffe, dan n solch notorium sententiam iuris in sich schliesse.
Ede.: Wie ists aber mit dem besitz, des sich die geistlichen so hoch
rümen? Sie könden 0 mir auch alwegp nichts mehD fürwerffen.
Sec.: Ja mit Worten, aber gar nit r mit recht. Sie sollen diener der
kirchen sein, dieselbigen zu erbawen. Ephes. iiii. [12]. Und mögen keinen
gewalt haben die zu verergeren. 2. Corint. 10. und 13. Weiter rechts,
a) Bapst B. — b) Bapsts B. — c) obern B. — d) bewert B. — e) Deßgleichen B. —
f) obern B. - g) auß B. - h) zweyflet B. - i) einfürt B. - j) ende B. - k) seins B. -
1) solliche B. - m) verderpliche B. - n) dann B. - o) künden B. - p) fehlt B. -
q) fehlt B. - r) nicht B.
141. Antonio Roselli (1386-1466). Juristischer Lehrer in Florenz und Padua.
Verfaßte als Konsistorialadvokat 1433 die Kampfbulle »Deus novit« gegen das
Basler Konzil. In seiner Monarchie, die sich an einen gleichnamigen Traktat Dantes
anlehnt, vertrat er zwar die monarchische Gewalt des Papsttums, ließ aber das
Konstanzer Superioritätsdekret als Notstandsregel gelten. Die Monarchie ist zu-
nächst dem Kaiser Sigismund, sodann in einer zweiten erweiterten Ausgabe Friedrich
III. gewidmet. Die handschriftliche Überlieferung ist lückenhaft. Überraschend häufig
sind die Druckausgaben: 1458, 1469, 1483, 1484, 1478, 1517. Vgl. K.Eckermann:
Studien zur Geschichte des monarchischen Gedankens im 15. Jahrhundert, x933.
142. Decret. Grat. I, c. 1 D 23.
143. Decret. Grat. I, c. 4 D 17.
144. Decret. Grat. II, c. 43 C 23 q. 5.
144a. Decret. Gregor. IX., Lib. V, Tit. 39, c. 35.
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