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SCHRIFTEN DER JAHRE I 5 3 8-1 539
zeytliche güter, ja über sich selb und ir hail allen gewalt haben, welche
ir und ires gesponsen ergiste und schedlichste feind weren?
Pro.: Ey, dafür 35 müßt ir unsere? prelaten nicht halten.
Sec.: Nicht? Wolte der liebe Gott, das man iren fil dafür nit halten
must. Meinet ir auch, mein lieber her, das es seit sant Bernharts Zeiten
N 4 a etwas besser umb sie worden seie? ich rede vom gemeinen hau|fen;
wer from z ist, dem wil ich nit mit a eingemischet b haben.
Pro.: Ich weiß warlich nit, wie besser 0 es umb uns alle würt. Es solt d
wol täglich je erger umb uns werden.
Sec.: Nun, so heilig waren dise leüt vor 400 jaren, das inen Bernhardus
also züsprache, und das, da sie in einem h. Concilio versamlet waren zu
Remis 147.
»So ist jetzund die meinung (sagt der heilig man zu inen), das man
die gespons Christi nit zieret, sonder beraubet, nit behütet, sonder
verderbet 0, nit beschirmet, sonder in todt gibt, nit zu gutem under-
weiset, sonder zü schand und laster hingibt, die herd Christi nit weidet,
sonder verstöret und frisset.« Und nach etlichen Worten: »Welchen
wiltu mir geben auß der zal der bischoffen, der nit mehr uffwache 1, das
er der underthonen seckel raume, dann das er die laster außreüte?«
Item: »Es sind nit hirten, sonder Verräter.« Und in einem anderen®
Concili I47a: »Von dem erbe des creützes h Christi machen ir nit bücher in
die kirchen, sonder mestet die huren in kameren, macht feist 1 die hund
und zieret die pferde.« Und dergleichen hat diser h. man gar vil hin und
wider von Prelaten der kirchen seiner zeit geschriben und frei gezeüget,
das sie nit Christo sonder dem widerchrist dienetenh Was sagt ir nun
hiezü?
Pro.: Es ist! got helffe uns allen! Noch müß man dennocht in der
kirchen Ordnung halten, und wan k die Sachen 1 noch so übel stünden
mit den Prelaten, so sol es dennoch™ nichts, das ein jeder in den kirchen
N 4 b seines | gefallens uffrüren 11 und rumoren wolte.
Sec.: Niemand solle weder in kirchen noch sunst° ufifrürenP oder
rumoren; die Fürsten aber und oberen^ als die obristen hirten götlichs
volcks, die sollen mit aller Christlicher Ordnung versehen, das, die die
kirchen verergeren, alles gewalts über die kirchen entsetzet, und r die
sie im Herren erbawen, in den waren dienst der kirchen eingesetzet
werden. Dises erforderen die gütlichen und menschlichen gesetz,
x) darfür B. - y) unsre B. - z) fromm B. - a) fehlt B. - b) eingemischt B. -
c) bessers B. - d) sollte B. - e) verderbt B. - f) auffwache B. - g) andern B. -
h) creützs B. - i) feiste B. - j) dienten B. - k) wann B. - 1) Sache B. - m) dan-
nocht B. - n) auffrüren B. - o) sonst B. - p) auffrurenB. - q) obren B. - r) fehlt B.
147. Ansprache Bernhards von Clairvaux (1091-1153) an die Synode von Reims,
MSL 184, 1084. 147a. MSL 184, 1092.
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zeytliche güter, ja über sich selb und ir hail allen gewalt haben, welche
ir und ires gesponsen ergiste und schedlichste feind weren?
Pro.: Ey, dafür 35 müßt ir unsere? prelaten nicht halten.
Sec.: Nicht? Wolte der liebe Gott, das man iren fil dafür nit halten
must. Meinet ir auch, mein lieber her, das es seit sant Bernharts Zeiten
N 4 a etwas besser umb sie worden seie? ich rede vom gemeinen hau|fen;
wer from z ist, dem wil ich nit mit a eingemischet b haben.
Pro.: Ich weiß warlich nit, wie besser 0 es umb uns alle würt. Es solt d
wol täglich je erger umb uns werden.
Sec.: Nun, so heilig waren dise leüt vor 400 jaren, das inen Bernhardus
also züsprache, und das, da sie in einem h. Concilio versamlet waren zu
Remis 147.
»So ist jetzund die meinung (sagt der heilig man zu inen), das man
die gespons Christi nit zieret, sonder beraubet, nit behütet, sonder
verderbet 0, nit beschirmet, sonder in todt gibt, nit zu gutem under-
weiset, sonder zü schand und laster hingibt, die herd Christi nit weidet,
sonder verstöret und frisset.« Und nach etlichen Worten: »Welchen
wiltu mir geben auß der zal der bischoffen, der nit mehr uffwache 1, das
er der underthonen seckel raume, dann das er die laster außreüte?«
Item: »Es sind nit hirten, sonder Verräter.« Und in einem anderen®
Concili I47a: »Von dem erbe des creützes h Christi machen ir nit bücher in
die kirchen, sonder mestet die huren in kameren, macht feist 1 die hund
und zieret die pferde.« Und dergleichen hat diser h. man gar vil hin und
wider von Prelaten der kirchen seiner zeit geschriben und frei gezeüget,
das sie nit Christo sonder dem widerchrist dienetenh Was sagt ir nun
hiezü?
Pro.: Es ist! got helffe uns allen! Noch müß man dennocht in der
kirchen Ordnung halten, und wan k die Sachen 1 noch so übel stünden
mit den Prelaten, so sol es dennoch™ nichts, das ein jeder in den kirchen
N 4 b seines | gefallens uffrüren 11 und rumoren wolte.
Sec.: Niemand solle weder in kirchen noch sunst° ufifrürenP oder
rumoren; die Fürsten aber und oberen^ als die obristen hirten götlichs
volcks, die sollen mit aller Christlicher Ordnung versehen, das, die die
kirchen verergeren, alles gewalts über die kirchen entsetzet, und r die
sie im Herren erbawen, in den waren dienst der kirchen eingesetzet
werden. Dises erforderen die gütlichen und menschlichen gesetz,
x) darfür B. - y) unsre B. - z) fromm B. - a) fehlt B. - b) eingemischt B. -
c) bessers B. - d) sollte B. - e) verderbt B. - f) auffwache B. - g) andern B. -
h) creützs B. - i) feiste B. - j) dienten B. - k) wann B. - 1) Sache B. - m) dan-
nocht B. - n) auffrüren B. - o) sonst B. - p) auffrurenB. - q) obren B. - r) fehlt B.
147. Ansprache Bernhards von Clairvaux (1091-1153) an die Synode von Reims,
MSL 184, 1084. 147a. MSL 184, 1092.
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