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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 7): Schriften der Jahre 1538 - 1539 — Gütersloh, 1964

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https://doi.org/10.11588/diglit.29833#0485
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NÜRNBERGISCHER FRIDESTAND

481

zu weisen als wol in possessorio als im petitorio. Und nemlich, weil das
Concili niemand weniger forderet dann eben dieselbigen genanten
geystlichen, die sich des spoliums ab unserem theyl so hoch beclagen.

Dann so sie wollen die Canones und leges in disen Sachen gelten
5 lassen, so hetten dise 2 Doctores in denselbigen wol finden könden 3,
das sich die genanten geystlichen liberal keynes besitzens im gewalt
über die kirchen oder, was der kirchen ist, zu rhümen und derhalben
auch keynes spoliums zu beclagen noch restitution zu forderen haben.
Was, man neme doch alleyn das für, so die Canones davon haben, das
10 die Christen eyn j eden priester oder clericen, der öffentlich eyn Simoniacus
oder eyns onzüchtigen lebens ist, on vorgonde erkantnüß meiden sollen.
Distinct. 32. Si qui. Praeter. Et de cohabit. cleric. et mul. c. ult 151. Wie
fil meinet ir, das wir der geystlichen haben werden, die sich des b be-
sitzes im kirchendienst berhümen mögen?

15 Pr.: Sie sehen uff c die constitutionem Friderichi, das man die geyst-
lichen iren d selb gerichten lassen soll 152.

Se.: O summum ius summa iniuria. Warumb bedencken sie nicht in
dem, auß was ursach dis gesatz geben, Ja von wem und welcher zeit
es zum verderben der kirchen dem Kaiser abgetrungen ist ? wie Distinct.
20 29. 153 gelert wurt. Item legem Omnes. C. Siquid contra ius & pub.
Sie haben so fil herlicher e Göttlicher leges in Codice und Authenticis
zu gut der kirchen und wider die verderber | der kirchen, die genanten
geistlichen, und wissen, das die alten frommen Keyser alle geistlichen
in criminalibus under iren gerichten behalten haben und Simoniam
25 besonderlich crimen publicum und lesae maiestatis erkennet. Warumb
lassen sie nit mehr dieselbigen leges bei inen gelten und richten eyn
recht gericht in dem allen, davon sie ire leges und Canones, die si dann
wie die leges halten sollen, überflüssig haben?

Pro.: Ey, die Constitution Friderichi ist nach disen gesetzen der
30 Kaiser geben.

Sec.: Ja, vom Bapst abgetrungen! Ich meynet aber, es solte bei
frommen Juristen das mehr dann die zeit angesehen werden, ob eyn
gesetze mit dem Göttlichen und natürlichen gesetz stimmete oder nicht.
Ich will mein Junckherren da fragen, ob das auch natürlicher billigkeyt
35 gemäß seie, das man die leüt solle aller gerichten freien, die aller weit
den grössisten schaden thün ?

z) die B. - a) künden B. - b) deß B. - c) auff B. - d) ire B. - e) herrlicher B.

151. Decret. Grat. I, Distinctio 32, c. 3, 6, 16.

152. Das Privilegium fori wurde 1220 von Friedrich II. anerkannt; vgl. H.E.
Feine I, a.a.O. S. 347, sowie Codex I 3, 33, Auth. »Statuimus«, De episcopis et clericis,
Corpus Justinian, ed. Kriegei, Bd. II, 1875, S. 34, und oben unsere Anm. 124.

153. Decret. Grat. I, Distinctio 29, CIC.

02b
 
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