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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 7): Schriften der Jahre 1538 - 1539 — Gütersloh, 1964

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https://doi.org/10.11588/diglit.29833#0493
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NÜRNBERGISCHER FRIDESTAND

489

zü thün, das die gesetz und kirchen regulen nach Got und allen rechten
zum höchsten verpieten b ?

Pro.: Nein, das wer güte leges und Cajnones ja dissipieren, wie ihr P4a
sagt, und nit dispensieren.

5 Sec.: Was heist dan c dieselbigen dispensieren?

Pro.: Wa etwan die wort der gesetz und Canonum in einem fal der
meinung und dem end der gesetzen und Canonum wollen entgegen
sein, Wie dann die gesatze und Canones mit Worten nit alle feil erreichen
mögen, das man alßdann an Worten der gesetze so vil nachgebe, damit
10 dem end d des gesetzes genüg geschehe'.

Alß es ist ein Canon: Es sol £ keiner in zweien kirchen dienen nach
von zweien kirchen besoldung nemen 1^. Dise regel ist nun darumb
also gesetzet worden, damit den kirchen baß gedienet würde, wenn®
ein jede kirch ire h eigne" diener hette und nieman weder mer dienst,

15 dann er wol verrichten, nach’ mehr besoldung neme k, dann im seins 1
geleisten diensts halben gepürt. Wa sichs aber nun zütrüge, daß etwan
kirchen, so verarmet weren, das nit ein jede ein eignen diener erhalten
möchte, die bede könden aber wol einen diener erhalten und weren
auch so nahe beieinander gelegen, das einer inen beden m etlicher massen
20 wol dienen möchte, Wolt man nun in solchem" fal bei den Worten des
vorgemelten Canons bleiben, so müste die ein kirch on dienst sein und
wurde in dem wider das end des gesetzes ghandlet 0, welchs ist, das den
kirchen bas gedienet werd; derhalben müß man in solchem fal das
gesatz dispensieren, das ist lencken und richten, wie das die notturfft
25 der kirchen erfordret, damit den kirchen ja baß und nit übler gedient

werd, Welchs? geschieht, so man züjgibt, das der, so einer kirchen zü'J p4b
dienen verpflichtet ist, beden kirchen diene und so in die ein nit erhalten
kan, das er von inen beden besoldung neme.

Sec.: Da secht, lieber freünd, Das heist ja Und ist dispensieren.

30 Dissipieren ist aber, wen man zü nachteil der kirchen zügibt, das man
wider das ende der gesetz' und Canonum handle Und gibt zü, das einer
weiß nit wie vil pfrunden von vielen kirchen niesse, der nicht einer
kirchen dienen kan noch wil, ja verkaufft wenigen und fast 1? 3 denen
leuten, die den kirchen nit allein nit mögen nutz s sein, sonder zürn

b) verbieten B. — c) dann B. — d) ende B. — e) beschehe B. — f) soll B. —
g) wann B. - h) ir B. — i) aigen B. — j) noch B. - k) nemen B. — 1) seines B. —
m) bayden B. - n) sollichem B. - o) gehandelt B. - p) welches B. - q) fehlt B. -
r) gesetze B. - s) nütz B.

172. Vgl. C. 8 der römischen Reformsynode von 1059 (nec aliquis presbyter duas
ecclesias simul obtineat), vom III. und IV. Laterankonzil und vom II. Konzil von
Lyon wiederholt, vgl. H.E. Feine I, a.a.O. S. 350.

173. Hauptsächlich.
 
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