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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 7): Schriften der Jahre 1538 - 1539 — Gütersloh, 1964

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https://doi.org/10.11588/diglit.29833#0500
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SCHRIFTEN DER JAHRE I 5 3 8—1 5 39

496

Sec.: Wie? ist den 4 etwas mittels 182 zwischen einem recht und letz-
glaubigen 183 Christen oder onchristen, zwischen gesunder und falscher
leer?

Pro.: Man achtet euch für irrige leut, denen aber noch zu helffen sey,
die noch nit in die halstarrigkeit" kommen sind, das man euch gantz
für Ketzer zu halten hette.

Sec.: Wir halten alle gemeine Artickel Christlichs glaubens, alle alten
Symbola Fidei, die gantze Götliche v schrifft, alles was die lieben Aposteln
R 1 b geleret haben Und die Kirch w der heyligen | marterer und alten vätter
geglaubet hat. Wolten auch nicht 54 liebers, dam das die wäre Christliche
Zucht bey uns und allenthalben zum besten wider in ubung were. Was
dann in unseren 2 gebreuchen geendret a ist, das sind entweders b onleug-
bare c mißbreuch gewesen oder aber sind zu vil in mißbrauch gezogen
und darzü soliche gebreuch, die jeder Kirchen zu enderen frey gelassen
sind. So haben wir uns von einiger Kirchen Christi nie gesonderet,
Sonder alweg d begeret und noch, mit allen Christen ein leib im Herren
zu sein. Das aber der Bapst und etliche Bischove unß unverhörter
Sachen wider alles kirchenrecht als Ketzer und scismaticos verdammet,
dagegen e haben wir zürn Christlichen Concilio nach dem Kirchenrecht
appellieret und uns £ also der Kirchen Christi anhengig behalten. Diser
appellation haben die Kirchen und stende im reich gemeinlichs deferiert.
So sind wir derselbigen auch noch anhengig. Derhalben mage niemant
einigen füg h oder rechtmessig Ursachen haben, uns als abtringe 1184
rotten und nicht Kirchen Christi zu halten.

Wir wolten auch noch heutigs tags gar ongernei einiges Bischoffs
oder Kirchendieners güte lere oder gebot verachten. Der frembden
stimme aber haben wir fliehen müssen l85, haben wir anders wollen
Christen sein. So haben unsere Obern den Wölffen nit könden k ge-
statten, die Schaff 1 Christi zü verderben. Ein jedes volck Christi hat
vom Herrn das recht, im die ontauglichen m diener ab und taugliche
Ru einzüsetzen, wie der heylig Cyprianus schreibet 186. Des | rechtens haben
wir uns geprauchet n. Und haben überall nichts fürgenommen, das als
onchristlich 0 in eynigem alten Concili je verdammet worden were. Der-

t) dann B. - u) halßstarrigkait B. - v) Göttliche B. - w) kirchen B. - x) nichts
B. - y) dann B. - z) unsern B. - a) geändert B. - b) eintwedcrs B. - c) unleüg-
bare B. - d) allweg B. - e) dargegen B. - f) fehlt B. - g) gemainklich B. - h) füge
B. - i) abtrinnige B. - j) ungerne B. - k) künden B. - 1) Schaf B. - m) untaug-
lichen B. - n) gebrauchet B. - o) unchristlich B.

1S2. Gibt es denn noch ein Mittelding...

183. Falschgläubig; lez (obd.) = verkehrt.

184. Abtrünnig.

185. Vgl. Io 10,5.

186. Vgl. Anm. 145.

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