Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 7): Schriften der Jahre 1538 - 1539 — Gütersloh, 1964

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29833#0534
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
530

SCHRIFTEN DER JAHRE I 5 3 8-1 5 39

Damit aber auch nit vnkraut vnder dem weissen 36 on nöt gesehet
wurde, were dennocht gut, das die schülherren im annemen solicher,
doch jren gemeynen visitatoren vnd einen von den gemeynen lesern zu
jnen nemen, wann soliche vorhanden 37.

Dis Collegium solte dan auch durch die schülherren, den gemeynen 5
Visitatores von den predigern vnd einem von gemeynen lesern vnd einem
von schülmeystern alle viertheil Jahr einmal besucht werden, da die
Jungen gehöret wurden vnnd *sye* prob jres studierens thün solten;
auch erfarnüß 38 geschehen, wie sie sich sunst hielten in Zucht vnnd da
vom pedagogen gehalten wurden, der dan alsdan auch rechnung thün 10
solte der haußhaltung.

Des fleisses in disem schlüpfflichen alter mage nit zu fil angewendt
werden.

Ein soliches furhaben wurde by anderen Stetten auch das Studium
hoch furderen vnd on zweiffel würde man anderswo her in soliche samm- 15
lung kinder schicken. So das geschehe vnd etwan soliche knaben kämen,
die vmb jr gelt filicht wolten reichlicher gehalten sein dann die gemeyn
f° 4r burß, konde man | das auch versehen, das es ordenlich vnd onn schaden
der gemeynen versamlung beschehe, wie man doch auch vff den vni-
versiteten im brauch gehabt hat. 20

Studieren vnnd Zucht leren darff 39, das man vom gemeynen höffel 40
gesünderet sei vnd doch auch freyen platz vnnd guten lufft habe, darumb
das Augustinerkloster hiezu nit zu verbesseren 41. Dann wir nit zweifflen,
solte dise sach nur angefangen werden vnnd vnns der herr frid vor krieg
vnnd boesem lufft geben wolte, es solte dise samlung in zwen jaren so 25
groß werden von knaben, die man von hier vnnd anderswoher dahyn
thun würde, das es vns solichen platzes auch bedörffen wurde 42. So weiß
man ie wol, wa zu die Klöster erstlich gestifftet seind.

Meer ist vorhanden, das etliche schwebische Stet Jungen werden her-

36. Weizen.

37. Einer kleinen Tauglichkeitsprüfung sollen sich also nach B.s Vorschlag auch
die Schüler, deren Eltern keine Ausbildungsunterstützung verlangen, unterziehen.
Der Andrang solcher Schüler wurde schon kurze Zeit nach der Eröffnung des
Collegium praedicatorum so stark, daß der Rat bereits am 29. März 1535 ein zweites
Internat eröffnete, das sogenannte »Paedagogium«, das auch im Dominikanerkloster,
aber auf Vorschlag der Scholarchen getrennt vom Collegium praedicatorum unter-
gebracht wurde, und in das man keine Stipendiaten aufnahm, vgl. Adam, S. 221.
Den einsichtigen Grund für die Trennung der beiden Internate gibt B. schon auf
dem gleichen Blatt unten.

38. Nachforschung, Prüfung.

39. Erfordern. 40. Pöbel.

41. B. hat also mit guten Gründen das Internat in das Augustinerkloster legen
wollen, vgl. aber oben Anm. 13.

42. B.s Erwartungen sind keineswegs übertrieben, vgl. oben, Anm. 37. Aber auch
seine Befürchtungen hinsichtlich der Pest (boese lufft) sind nur allzu berechtigt
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften